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Radfahren: Teil einer neuen Generation

Radfahren

Teil einer neuen Generation

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    Teil einer neuen Generation
    Teil einer neuen Generation

    Aichach Nach dem täglichen Training sitzt Fabian Schormair dieser Tage regelmäßig vor dem Fernseher. Gebannt verfolgt der 18-Jährige die Tour de France. In der Vergangenheit war dies nicht immer der Fall, da schämte sich der Aichacher sogar ein wenig fremd für seine Sportart, die er so leidenschaftlich und ehrgeizig betreibt.

    Dopingskandale überschatteten den Profiradsport, wiederkehrend beichteten einstige Idole, dass ihre unmenschlichen Leistungen auf unerlaubten Mitteln basierten. Früher, erzählt Schormair, habe er zu Ullrich oder Armstrong aufgeschaut, inzwischen sei er „richtig sauer“ auf diese Leute. Die Skandale hatten Folgen. Eine davon: Das öffentlich-rechtliche Fernsehen zog sich zurück und überließ Spartensender Eurosport bereitwillig die Übertragung.

    Nun allerdings darf Schormair wieder hoffen. Bei der diesjährigen Tour, der 100. in der Geschichte, erregen deutsche Fahrer Aufmerksamkeit, die einer neuen Generation angehören. Einer, die schon in jungen Jahren regelmäßig mit Dopingkontrollen konfrontiert wird und der zugetraut wird, dass sieSiege „sauber“ einfährt.

    Marcel Kittel beispielsweise hat schon drei Etappensiege verbucht. Gegen ihn ist Schormair schon bei deutschen Meisterschaften gefahren; auch mit André Greipel rollte das Aichacher Talent schon im Hauptfeld. Doping sei tagtäglich präsent, erklärt Schormair. Als U23-Fahrer, der in der Bundesliga für das Team Heizomat fährt, befindet er sich in einem Testpool. Die Nationale Antidoping Agentur (Nada) hat Einblick in den wöchentlichen Trainingsplan, könnte jederzeit unangemeldet zur Kontrolle vorbeischauen. Bei Wettkämpfen wird schon bei der U17 Blut abgenommen. Auch wenn Schormair im Fahrerkreis kein Fall bekannt ist, befürwortet er den strengen Kurs: „Ich finde es gut. Leider ist das notwendig.“

    Berührungsängste mit bekannten Fahrern hat der Aichacher keine mehr. Vielmehr sind Kittel und Co. normale Konkurrenten. Schormair ist selbstbewusster geworden. Er klingt keineswegs arrogant, wenn er sagt, er konzentriere sich nur auf sich selbst. Nachvollziehbar. Der 18-Jährige ist nicht mehr so weit davon entfernt, einmal selbst zur Schar der deutschen Profis zu zählen und bei der Tour um gelbe, grüne oder gepunktete Trikots zu rangeln.

    Im Mai hat Schormair erfolgreich sein Abitur gemacht (Schnitt 2,1), nun will er sich noch mehr darauf fokussieren, einmal mit dem Radfahren seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Das Fernstudium an der Uni Hagen in Wirtschaftswissenschaft dient als berufliche Absicherung.

    Die Voraussetzungen für eine Profikarriere scheinen gegeben. Der Wechsel zum Bundesliga-Team Heizomat hat sich bisher für Schormair ausbezahlt. Auch wenn er als Neuling in seinem Team viel Helferdienste für Kapitän Alexander Grad leisten musste, fuhr er gute Platzierungen ein. Unter anderem wurde er 13. bei der deutschen U23-Meisterschaft und schlug sich bei der Bayern-Rundfahrt wacker.

    Schormair fährt in einem Ausbildungsteam, das als Sprungbrett gilt, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Das Hauptaugenmerk der Mannschaft liegt nicht auf guten Platzierungen in Gesamtklassements, die jungen Fahrer sollen vielmehr Erfahrungen in ausgewählten Rennen sammeln. Am Samstag startet Schormair bei der deutschen Bergmeisterschaft in der Region Hegau-Bodensee, die Saisonhöhepunkte seien aber prinzipiell schon vorbei, meint Schormair.

    Sein Zwischenfazit fällt positiv aus. Seine eigenen Erwartungen habe er erfüllt, meint der Aichacher. Er gehe davon aus, dass er in der kommenden Saison weiter für sein jetziges Team fahren wird. Nächster Karriereschritt wäre der Wechsel zu einem Professional Continental Team, das bei World-Tour-Rennen des Weltradsportverbands UCI mitfährt.

    Über 22000 Kilometer wird er Ende des Jahres gefahren sein, im kommenden Jahr sollen es über 30000 werden. Er müsse sich steigern, erklärt Schormair. Er weiß, dass ihm andere Fahrer seines Alters wie Teamkollege Johannes Weber, 18, in der Entwicklung voraus sind. Unter Druck setzen lassen will er sich jedoch nicht. „Andere machen richtig große Schritte, ich mache kleine“, sagt Schormair.

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