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Paralympics: Erfolge, Erinnerungen und ein Eklat

Paralympics

Erfolge, Erinnerungen und ein Eklat

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    Wenn er so dasitzt und von seinen Auftritten bei den Paralympics erzählt, dann leuchtet es in seinen Augen. Und man kauft es dem 37 Jahre alten Merchinger Daniel Arnold sofort ab, wenn er sagt, dass „das einfach etwas Unvergleichliches, etwas Einmaliges, etwas ganz Besonderes“ sei, an diesen Spielen der Behindertensportler teilnehmen zu dürfen.

    Der contergan-geschädigte Sportler weiß, wovon er spricht, schließlich war er 2000 in Sydney, 2004 in Athen und letztmals 2008 in Peking bei den Paralympics im Tischtennis dabei und er brachte von diesen sportlichen Großereignissen dreimal Gold und zweimal Silber mit nach Hause. Klar, dass er nach wie vor großes Interesse an den Paralympics hat und natürlich auch die Spiele in Rio, die ja in der Nacht zum Donnerstag eröffnet wurden, verfolgen will. „Ich werde mir sicher nicht jede Nacht um die Ohren schlagen – schließlich muss ich ja früh raus zur Arbeit. Aber das ein oder andere werd ich sicher anschauen und natürlich auch ein besonderes Augenmerk auf Tischtennis haben“, erzählt der Speditionskaufmann. Über Facebook ist der 37-Jährige bestens informiert, was seine ehemaligen Mitstreiter wie beispielsweise Jochen Wollmert, der nun schon seine siebten Spiele in Angriff nimmt, so alles erleben. Die hätten schon jede Menge Bilder aus Rio, vom Dorf und der Christusstatue gepostet.

    Alle vier Jahre betreten die Behindertensportler mit den Paralympics die ganz große Bühne. „Die Spiele haben eine viel größere Bedeutung als beispielsweise Welt- oder Europameisterschaften“, so Arnold, der bei allen seinen Auftritten auch das besondere Flair der Spiele genossen hat. „Das Tolle an den Paralympics ist, dass alle im gleichen Dorf wohnen, dass du mit Athleten aus allen möglichen Sportarten zusammenkommst und Erfolge gemeinsam feierst – das ist wie eine riesige Familie“, erinnert sich der Tischtennisspieler. Seine drei Auftritte wird er jedenfalls nie vergessen. Welcher war der Schönste? Das sei schwer zu sagen, meinte Arnold. „Sydney war einfach genial, Athen sportlich super aber eher wenig Stimmung und Peking war auch etwas ganz Besonderes – wenn du vor 8000 Zuschauern gegen einen Chinesen spielst und alle in der Halle gegen dich sind“, sagt Arnold und lächelt dabei. Arnold kennt also auch den Druck, der auf den Sportlern bei so einem Großereignis lastet, bestens. „Das lässt sich nicht simulieren, da ist so viel ganz anders als bei anderen Großereignissen. So viele Kameras, so viele Vorschriften, so viele Journalisten – dann dort auf den Punkt seine Leistung zu bringen, ist schwer“, so Arnold. Und er erzählt von den Spielen in Athen, wo ihm beinahe eine Erstrundenniederlage gegen einen Ägypter um alle Chancen gebracht hätte. „Ich war die Nummer eins der Welt, der klare Goldfavorit und dann verliere ich gegen jemanden, den ich wenige Woche zuvor noch glatt geschlagen hatte“, erinnert sich der 37-Jährige. Zum Glück gab er danach keinen Satz mehr ab, bekam zudem die nötige Schützenhilfe und holte letztlich Gold. Vor Athen habe er auch so viel trainiert wie nie zuvor – und auch aus diesem Grund ist er auf eine Sache gar nicht gut zu sprechen: auf das Doping. „Die sauberen Sportler nehmen so viele Entbehrungen auf sich, wir in Deutschland werden so streng kontrolliert – und wenn du dann siehst, dass ein ganzes Land wie Russland das Doping unterstützt, das macht dich richtig wütend, das ist eine Riesensauerei“, sagt Arnold. „Ich halte die Sperre der Russen für die Paralympics für richtig – auch wenn es bitter für den ein oder anderen nicht gedopten Sportler ist“, meinte er. Vielleicht hilft die Sperre, um ein Umdenken einzuleiten. „Es hilft niemandem, wenn vier oder acht Jahre nach dem Event die Ergebnislisten korrigiert werden“, so Arnold. Der erkennt auch, dass der Behindertensport immer professioneller werde – vor allem in Ländern wie Großbritannien. „Es wäre schön, wenn auch hierzulande die Förderung noch intensiver ausfallen würde“, meinte er.

    Nach den Spielen in Peking beendete Arnold – der zehn seiner zwölf aktiven Jahre die Nummer eins der Weltrangliste war – seine internationale Karriere. Ab und an spielte er noch bei einem internationalen Turnier mit, wie beispielsweise 2013 in Tschechien. Und für seinen Heimatverein TSV Merching griff er zum Schläger – und das will „ich wieder ein bisschen forcieren“, sagte er. Doch zunächst gilt das Interesse den Spielen in Rio und dem Abschneiden der alten Weggefährten.

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