Obergriesbach-Zahling Die letzten Meter des WM-Rennens auf dem Sachsenring waren gerade absolviert, da klatschten die Anhänger von Stefan Bradl voll Freude spontan in die Hände. Platz zwei hatte der 21-jährige Motorradrennfahrer am Sonntag erobert. Dafür gab’s reichlich Applaus für ihn auf den Rängen und in der Heimat. Die Begeisterung wäre aber noch um einiges deutlicher ausgefallen, hätte Bradl das Heimspiel siegreich gestaltet.
An die 50 Anhänger des WM-Spitzenreiters waren gestern in der Aichacher Straße 5 in Zahling zusammengekommen, um auf einer großen Leinwand die Fernsehübertragung zu verfolgen. Es war in erster Linie junges Publikum, die meisten drückten ihre Sympathien für den großen Sportsohn dieses Orts auch mit einem einheitlichen T-Shirt aus. Am Ende wurde eine Sektflasche geköpft. Rang zwei ist schließlich auch ein Grund zum Feiern, wenngleich diesmal der Vorsprung in der WM-Wertung auf 47 Punkte geschmolzen ist.
Die erste Werbepause während der Übertragung nahmen die Zuschauer noch gelassen hin, bei der zweiten Unterbrechung war dagegen ein deutliches Murren zu vernehmen. Denn in dieser Phase lag ihr Liebling in Front. „Wo is’n der Stefan?“ fragte Anni Schmidberger, die ihren Freisitz zur Verfügung gestellt hatte. Bei der schnellen Rundenjagd musste man schon genau hinsehen. Der 21-Jährige schien zunächst einem weiteren Sieg entgegenzusteuern, doch dann blies mit Marc Marquez der spätere Gewinner zur entscheidenden Attacke.
Als die TV-Kamera Gisela Bradl, die Mutter von Stefan, einfing, versicherte der Sprecher: „Die ist die Ruhe selbst.“ Und dann bekamen die Zahlinger ein Kompliment zu hören, das sie besonders gerne hörten: „Stefan Bradl ist absolute Weltklasse.“
Unter den 130000 Zuschauern am Sachsenring befand sich auch ein Dutzend Zahlinger. „Er ist zu einer Art Aushängeschild für unser Dorf geworden“, erklärt zu Hause Wolfgang Burkhard. Der Cousin von Helmut Bradl leitet den vor einigen Wochen gegründeten Fanklub. Eigentlich wollte man ihn letztes Jahr bereits ins Leben rufen, doch damals hatte sich keiner bereit erklärt, die Nummer eins zu übernehmen. Nach besonderen Triumphen holen die Fans den Zweiradstar schon mal vom Flughafen in München ab.
Und am Ende der Saison – das steht für Wolfgang Burkhard bereits jetzt außer Frage – gibt es ein ordentliches Fest mit Stefan Bradl. Sollte es klappen mit dem ersehnten Titelgewinn, wird die Fete weltmeisterlich ausfallen.
„Wir drücken ihm auf jeden Fall die Daumen“, brachte Lorenz Mahl die Stimmung auf den Punkt. Der Mann, der dem Gemeinderat angehört, ließ sich anstecken von der allgemeinen Euphorie, die Stefan Bradl mit seinen heißen Kurvenfahrten ausgelöst hat: „Wenn die Zahlinger einen Weltmeister haben, das ist nichts Alltägliches. Da könnte nicht einmal der Landkreis mithalten.“ Mahl kann sich noch gut daran erinnern, wie Helmut Bradl, der Vater von Stefan, vor rund 20 Jahren Vizeweltmeister wurde: „Das liegt bei den Bradls im Blut.“
In vier Wochen geht die Rundenjagd in Brünn weiter. Und die Zahlinger werden wieder gemeinsam zittern mit ihrem Jungstar. Dann aber erstmals ein paar Meter weiter auf der anderen Seite der Straße im Feuerwehrhaus. Die Gemeinde Obergriesbach hat bereits die Erlaubnis dazu erteilt, die mit Auflagen verbunden wurde. Und der Fanklub versichert, dass er die erfüllen wird. "Hauptsport Seite 21