Auf dieses Ereignis hat Josef Lechner lange Zeit hingearbeitet. Mehrere Anläufe waren für den Vorsitzenden des Leichtathletikclubs Aichach nötig, um die deutsche Meisterschaft über 10000 Meter einmal ausrichten zu dürfen. Schon vor zwei Jahren hat sich der LCA über den bayerischen Leichtathletikverband dafür beworben, ein erster Versuch scheiterte vor vier Jahren. Die Hartnäckigkeit hat sich gelohnt, nun bekommt Lechner seine Bühne. Mit dem Ereignis am Samstag im Josef-Bestler-Stadion verknüpft er Erwartungen. Er weiß, dass Sportarten fernab des Fußballs stets um Aufmerksamkeit kämpfen müssen. „Wir hoffen, dass es dem Image des Vereins hilft“, sagt Lechner. Auch dem seiner Sportart.
Die Leichtathletik rückt vor allem dann in den Mittelpunkt, wenn Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele anstehen, wenn Medien berichten, wenn das Fernsehen sich für Übertragungen interessiert. Internationale Großereignisse bringen Momente hervor, die sich in den Köpfen der Zuschauer festkrallen. Unvergessen ist der Olympiasieg von Dieter Baumann, als er in Barcelona unnachahmlich im Schlussspurt über 5000 Meter als Erster ins Ziel rannte. Baumann diente als Aushängeschild, personifizierte das Mittelstreckenlaufen über Jahre hinweg. Er war ein Star, der die negativen Seiten des Erfolgs mit seiner Zahnpasta-Doping-Affäre kennenlernte. Über 10000 Meter führt Baumann noch heute die ewige Bestenliste in Deutschland an (27:21,53 Minuten), 2002 gewann er über diese Strecke bei den Europameisterschaften in München Silber.
Die Läufer, die jetzt national den Ton angeben, sind nur Szenekennern geläufig. Zu den Favoriten in Aichach zählen aufgrund ihrer bisher gelaufenen Zeiten die Regensburger Philipp Pflieger, Julian Flügel oder der Rostocker Tom Gröschel. LCA-Chef Lechner freut sich, dass zumindest bei den Frauen mit Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) eine namhafte Athletin gemeldet hat. Er hofft, dass sie wirklich nach Aichach kommt und an den Start geht. Die beiden Teilnehmer des LC Aichach sind in den Seniorenklassen beheimatet: Josef Oefele in der Konkurrenz der M50, Leni Bauer in der W65. Ihnen werden Außenseiterchancen eingeräumt (siehe Zeitplan).
In den letzten Tagen vor der Meisterschaft haben Lechner und sein Organisationsteam noch einiges zu tun. Der Verein nutzt das Sportereignis, um den jährlichen Frühjahrsputz im Stadion zu machen. Der Funktionär relativiert jedoch. „Der Aufwand ist nicht so hoch wie bei anderen Wettbewerben“, sagt er. Schließlich müssten keine Hürden oder Ähnliches herbeigeschafft werden. Die rote Tartanbahn im ehemaligen Landkreisstadion wird nochmals gereinigt werden, rund 20 Banden müssen aufgestellt werden, damit Sponsoren des Deutschen Leichtathletikverbands (DLV) sich gebührend abgebildet sehen. Dabei gebe es strikte Vorgaben, erläutert Lechner. Am Wettkampftag werden 45 Helfer des Vereins im Einsatz sein, die Runden zählen und die Athleten mit ausreichend Getränken versorgen sollen. Rund 170 Sportler haben sich für die Meisterschaft angemeldet. Damit befinde sich die Teilnehmerzahl im „üblichen Rahmen“, meint Lechner. Ob sie alle an den Start gehen, dürfte ebenso vom Wetter abhängen wie die erwartete Zuschauerkulisse.
2009 richtete der LCA letztmals eine nationale Meisterschaft aus, damals die im Halbmarathon. Lechner kalkuliert diesmal mit einem Budget von rund 3000 Euro für die Veranstaltung. Sein Verein hat zwar keine Bewirtungsrechte – diese hat die angrenzende Gaststätte im Eingangsbereich inne –, der LCA-Vorsitzende ist aber zuversichtlich, dass sich die Meisterschaft für seinen Verein über das Programmheft und dessen Anzeigen rechnet. „Ich hoffe, dass für uns noch etwas hängen bleibt“, sagt er.