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Leichtathletik: Eine Frage des Alters

Leichtathletik

Eine Frage des Alters

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    „In dem Alter machen zwei, drei Jahre viel mehr aus, als wenn man 30 ist.“LCA-Läufer Walter Rentsch, 57
    „In dem Alter machen zwei, drei Jahre viel mehr aus, als wenn man 30 ist.“LCA-Läufer Walter Rentsch, 57

    Aichach So langsam spürt Walter Rentsch das Alter. Darf er auch. Schließlich ist der Pensionär 57 Jahre alt. Da kann man es schon mal etwas ruhiger angehen lassen, will man meinen. Davon ist Rentsch allerdings ziemlich weit entfernt. Rentsch rennt – und das fast jeden Tag seines Lebens. Der Aichacher hat das Laufen für sich entdeckt, hat es zu seinem Lebensinhalt gemacht und feiert dort regelmäßig bei nationalen und internationalen Meisterschaften Erfolge, für sich selbst und für seinen Verein, den LC Aichach. 800 und 1500 Meter, auf diesen Längen fühlt sich der rüstige Rentner pudelwohl.

    Heute reist Rentsch zusammen mit seiner steten Begleitung, seiner Frau Marlies, 56, zu seinem nächsten großen Wettkampf: der Hallen-Europameisterschaft im belgischen Gent. Bei der vorangegangenen Hallen-EM, der vor zwei Jahren in Ancona (Italien), kehrte Rentsch mit Silber über 800 Meter und Bronze über 1500 Meter zurück. Diesmal musste der Leichtathlet seine Ansprüche etwas herunterfahren. Er wäre schon mit einer Medaille zufrieden, aus welchem Edelmetall auch immer die sei, meint er.

    Der Grund ist sein Alter: Rentsch startet ein letztes Mal in der Altersklasse 55, muss sich gegen jüngere Konkurrenten beweisen. Die erzeugen mit ihren guten Laufzeiten gehörig Druck. Einer von ihnen ist Pierre Faucheur, der den Hallen-Weltrekord in der M55 über 1500 Meter hält. „In dem Alter machen zwei, drei Jahre viel mehr aus, als wenn man 30 ist“, sagt Rentsch. Je älter man werde, desto größer werde der Abstand unter den Läufern.

    Rentsch reagierte auf seine Weise auf die gehobenen Anforderungen und eine hartnäckige Erkältung, die ihn während der Saison etwas ausbremste: Er hat sein eh schon immens hohes Training nochmals verschärft. Auf seinen diversen Erfolgen, auch ein Weltmeistertitel ist dabei, will er sich nicht ausruhen. Um zehn Prozent habe er sein Trainingspensum in jüngster Zeit nochmals erhöht, reiste sogar noch zu einem Trainingslager in den Süden Portugals, um sich ganz gezielt auf den Wettkampf in Belgien vorzubereiten. 15 Einheiten hat er absolviert, ist rund 150 Kilometer in neun Tagen gelaufen und machte viermal Tempoläufe auf der Bahn. Nichts will Rentsch dem Zufall überlassen. Nur so sehe er eine Chance, sich in der Spitzengruppe festzusetzen. „Wenn ich teilnehme, will ich nicht mitlaufen, dann will ich auch vorne dabei sein“, sagt er.

    Der Läufer diszipliniert sich nicht nur beim Training, auch die Ernährung ist Wochen vor dem Wettkampf auf Leistung ausgelegt. Wenig Alkohol, wenig Fett. Manchmal falle ihm der Verzicht schon schwer, räumt Rentsch ein. „Das zehrt schon an einem. Training ist dagegen fast schön.“ Aber: Man müsse die Prioritäten eben anders setzen, fügt der ehrgeizige Ausdauersportler hinzu. Entsprechend drahtig kommt Rentsch für sein Alter daher: 68 Kilogramm verteilt auf 1, 82 Meter. Rentsch ist zufrieden damit. Optimal sei das. Der Aichacher ist kein Freund von langsamen Rennen. Wenn sich die Konkurrenten über zwei Drittel der Strecke lediglich belauern, ehe sie zu einem Schlusssprint ansetzen, der über Sieg und Niederlage entscheidet, passt dies Rentsch so gar nicht in den Kram. Er sei kein Sprinter, sagt der 57-Jährige von sich. Hinzu kommt, dass bei Hallenrennen eine Runde auf 200 Meter verkürzt ist. Wenn man da in der letzten Runde innen laufe, habe man keine Chance mehr.

    Das deutsche Team bei der EM umfasst rund 600 Athleten, die größte Gruppierung aller Nationen. Der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) organisiert für sie sogar einen gemeinsamen Abend. Zünftig könnte es zugehen in geselliger Runde, das eine oder andere Gläschen Wein oder Bier wird wohl getrunken werden. Vielleicht dann auch von Walter Rentsch.

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