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Interview: Lisa Schnürer hat sich für Olympia-Gold den Wecker gestellt

Interview

Lisa Schnürer hat sich für Olympia-Gold den Wecker gestellt

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    Lisa <b>Schnürer</b> (Dritte von links) spielt mit der DJK Augsburg-Hochzoll in der Dritten Liga Volleyball.
    Lisa <b>Schnürer</b> (Dritte von links) spielt mit der DJK Augsburg-Hochzoll in der Dritten Liga Volleyball. Foto: Ulrich Wagner (Archiv)

    Sie haben Geschichte geschrieben: Die deutschen Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst holten gestern Nacht in Rio als erstes europäisches Frauenteam in ihrer Sportart Olympia-Gold. Das Duo aus Hamburg fertigte an der Copacabana im Finale überraschend dominant die brasilianischen Weltmeisterinnen Agatha und Barbara mit 2:0 (21:18, 21:14) ab. Lisa Schnürer aus Inchenhofen spielt bei der DJK Augsburg-Hochzoll in der Dritten Liga Volleyball. Die Aichacher Nachrichten haben mit der 25-Jährigen über den sensationellen Erfolg der deutschen Beachvolleyballerinnen und ihre eigene Karriere gesprochen.

    Hallo Frau Schnürer, haben Sie sich das Match trotz der unglücklichen Übertragungszeit angesehen?

    Schnürer: „Selbstverständlich, ich habe mir extra den Wecker gestellt, um das Finale zu Hause ansehen zu können. So ein Highlight lasse ich mir natürlich nicht entgehen. (Anm. d. Red.: Das Spiel hatte um 5 Uhr morgens stattgefunden.)

    Haben Sie mit der Goldmedaille gerechnet?

    Schnürer: „Auf jeden Fall. Laura Ludwig und Kira Walkenhorst haben in Rio so ein konstant starkes Turnier gespielt. Selbst im Viertel- und im Halbfinale hatte ich niemals Bedenken, dass sie ausscheiden könnten. Auch im Finale gegen die Brasilianerinnen hatte ich keine Sekunde Angst, dass es mit der Goldmedaille nichts werden könnte. Klar, dass die beiden den zweiten Satz so deutlich gewinnen, kam schon überraschend. Aber sie haben einfach unglaublich gut gespielt und sich absolut verdient die Goldmedaille geholt.“

    Welchen Stellenwert und welche Bedeutung für die Zukunft hat dieser Erfolg für den Volleyballsport?

    Schnürer: „Ich hoffe sehr, dass es wieder einen regelrechten Boom auslöst, wie damals bei den Männern 2012 in London. Es wäre super, wenn die Kinder in die Hallen strömen. Dann würden sie sehen, was für ein cooler Sport Volleyball ist. Später könnten sie dann auch auf Sand spielen, aber die Anfänge macht man eigentlich in der Halle. Aber unabhängig davon ist das auch einfach ein wirklich schöner Erfolg für die beiden.“

    Was war in Ihren Augen bisher die größte Überraschung bei Olympia in Rio aus deutscher Sicht?

    Schnürer: „Ehrlich gesagt habe ich die Spiele nur nebenbei verfolgt. Die beiden Beachvolleyballerinnen gehören für mich auf jeden Fall zu den Top-Athleten. Aber auch Fabian Hambüchens Goldmedaille finde ich toll. Er war lange verletzt und hat sich zurückgekämpft. Da sieht man einfach, wie schön der Sport sein kann und auch welche Bedeutung er für viele Menschen hat.“

    Und wie sieht es im Moment mit Ihrer eigenen Volleyball-Karriere bei der DJK Ausgburg-Hochzoll aus?

    Schnürer: „Wir sind gerade in der Vorbereitung für die neue Saison in der Dritten Liga – die geht Ende September los – und trainieren drei Mal in der Woche. Zum Auftakt geht es für uns nach Nürnberg. Vergangene Saison sind wir etwas überraschend Zweiter geworden. Es war ein schwieriges Jahr: Wir hatten viele Abgänge und haben einen neuen Trainer bekommen. Heuer sind alle Spielerinnen geblieben, das Team ist mittlerweile also eingespielt. Es wird immer besser und wir werden versuchen, auch in diesem Jahr wieder oben mitzuspielen.“

    Der Sport ist sehr zeitaufwendig. Wie bringen Sie das mit Ihrem Beruf in Einklang?

    Schnürer „Ich arbeite an der Hochschule in Augsburg als Studienberaterin und auch die meisten meiner Teamkolleginnen sind berufstätig. Der Job geht also immer vor, denn vom Volleyballspielen kann man in diesen Spielklassen nicht leben. Aber meistens funktioniert das sowieso ganz gut. Klar, der Sport ist mit viel Aufwand verbunden und man muss viel investieren. Aber für mich ist Volleyball auch ein Ausgleich zum beruflichen Alltag.“

    Spielen Sie eigentlich nur in der Halle oder auch auf Sand?

    Schnürer: „Im Sommer spiele ich schon oft auf Sand, da haben wir in der Halle ja Pause. Das machen die meisten meiner Teamkollegen auch so. Beachvolleyball macht mir persönlich auch wahnsinnig Spaß. Erst vor Kurzem habe ich mit einer Freundin in Augsburg am Rathausplatz bei der bayerischen Meisterschaft mitgespielt. Es lief überraschend gut und wir sind auf Platz fünf gelandet – das hätte ich nicht erwartet, denn eigentlich bin ich ein bisschen zu klein für das Beachen.“

    Was sind die größten Unterschiede zwischen Beach- und Hallenvolleyball?

    Schnürer: „Beim Beachvolleyball spielt man nur zu zweit, in der Halle hat man noch fünf Mitspieler um sich herum. Außerdem ist auf Sand das Feld etwas kleiner und die Regeln leicht abgeändert. Was das Spielerische betrifft, so unterscheiden sich die beiden ganz enorm voneinander. Das Beachen ist deutlich anstrengender und schneller. Man hat auch mehr vom Spiel, da man sehr viele Ballberührungen hat. Das macht natürlich riesen Spaß.“

    Welche Sportarten mögen Sie sonst noch?

    Schnürer: „Im Winter fahre ich sehr gerne Ski. Früher, als Kind, habe ich in Aichach auch viel Tennis gespielt. Aber dann habe ich mit dem Volleyball angefangen und musste mich entscheiden. Die Wahl fiel auf Volleyball, was ich auch bis heute nicht bereue.“

    Wie sehen ihre Karrierepläne für die Zukunft aus? Wollen Sie noch mal richtig angreifen?

    Schnürer: „Nein. Ich bin absolut zufrieden und froh, in Augsburg bei der DJK Volleyball zu spielen. Da passt im Moment einfach alles. Ich arbeite und wohne mittlerweile auch in Augsburg, deshalb kann ich mir sportlich im Moment nichts anderes für mich vorstellen.“

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