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Gestresst zum Anstoß

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Gestresst zum Anstoß

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    Rechtzeitig zum Anstoß auf dem Platz zu stehen, das ist für viele Amateurfußballer unter der Woche gar nicht so einfach. Sie müssen dann eher ihre Arbeit beenden oder einen halben oder ganzen Tag freinehmen. Archivfoto: Axel Schmidt
    Rechtzeitig zum Anstoß auf dem Platz zu stehen, das ist für viele Amateurfußballer unter der Woche gar nicht so einfach. Sie müssen dann eher ihre Arbeit beenden oder einen halben oder ganzen Tag freinehmen. Archivfoto: Axel Schmidt

    Allgemein sind Fußballspiele unter der Woche für Amateurfußballer problematisch. Sie müssen den Spagat zwischen Job und Hobby schaffen. Gerade zu Beginn der Saison, im Sommer, versucht der Bayerische Fußballverband (BFV) das gute Wetter zu nutzen: Er setzt Spiele unter der Woche an, um seinen Spielplan durchzudrücken (siehe Info). Hinzu kommt der Toto-Pokal, der irgendwie nebenher läuft und deshalb ebenso unter der Woche stattfinden muss. Der Landesligist DJK Vilzing aus der Oberpfalz musste vor einer Woche bereits nachmittags um 14 Uhr losfahren, damit er pünktlich zum Pokalspiel in Pipinsried war.

    Ganz so früh werden die Aindlinger in einer Woche nicht losfahren, wenn sie am Mittwoch um 17.45 Uhr in Fellheim zur 1. BFV-Hauptrunde antreten. Aber Josef Kigle, Vorstand Spielbetrieb, weiß schon jetzt, dass der eine oder andere Spieler passen muss, weil er es nicht rechtzeitig aus der Arbeit schafft. "Dieses Problem haben nicht nur wir, das haben auch alle anderen Vereine", sagt Kigle. In der laufenden Bayernligasaison hatten die Aindlinger bisher Glück: Die Spieltage unter der Woche, und davon gab es reichlich, durften sie vorwiegend im eigenen Stadion austragen.

    Aindlings Kapitän Tobias Völker kennt die Problematik mit frühen Anstoßzeiten unter der Woche allzu gut. Der 31-Jährige arbeitet bei einem mittelständischen Unternehmen in Igenhausen. Das viele Training, die vielen Spiele. Manchmal ginge es bei ihm schon eng zu, erklärt er. "Wenn man den Sport so exzessiv betreibt, ist es schwierig, Beruf und Hobby unter einen Hut zu bekommen", sagt Völker. Er betont: Job geht vor. Die Geschäftsführung ist über Völkers zeitraubendes Hobby informiert, gibt ihm die nötigen Freiheiten. Anders wäre Bayernligafußball für den Abwehrspieler nicht möglich.

    Neben Völker sind viele Amateurfußballer im mit Spielen vollgestopften Saisonbeginn auf die Kulanz ihrer Arbeitgeber angewiesen. Die dürfen mal früher gehen oder nehmen einen halben oder ganzen Tag Urlaub. Verpflichtet ist der Chef nicht, seinem Angestellten freizugeben. "Das ist reines Hobby. Der Arbeitgeber muss nicht freigeben", erklärt der Aichacher Anwalt Reinhard Baade. Bayernliga, Landesliga, Bezirksoberliga. In diesen Spielklassen zahlen Vereine Aufwandsentschädigungen an ihre Spieler - manchmal auch mehr. Naheliegend, dass der Klub dafür von seinen Kickern erwartet, dass sie nicht nur vollen Einsatz bringen, sondern vor allem, dass sie bei Training und Spiel da sind.

    Trainer freuen sich über Studenten in der Mannschaft

    Mitunter keine einfache Situation. Der Spieler hat an seinem Arbeitsplatz das Spiel im Hinterkopf, verspürt zeitlichen Druck und kommt dann gehetzt und gestresst zum Spiel. Vielleicht trifft er gar so knapp ein, dass er sich nicht mal richtig aufwärmen kann. Man könne sich nicht so gut auf das Spiel vorbereiten, schildert Spieler Völker. "Es ist ein großer Unterschied, ob ich aus der Arbeit oder von zu Hause zum Spiel komme", sagt er. Wesentlich entspannter sei Zweiteres. Da freut sich jeder Trainer, der viele Schüler, Studenten und Lehrer in seiner Mannschaft hat. Da ist die Lage nicht ganz so schlimm, die können mal Zeit freischaufeln.

    Einklagen kann ein Fußballer sein Spiel am Abend nicht. Anwalt Baade hat dennoch eine gute Nachricht für alle Hobbykicker. "Der Arbeitnehmer kann in seiner Freizeit machen, was er will", sagt er. Auch Fußball spielen.

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