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Fußball: Zurücklehnen ist (noch) nicht

Fußball

Zurücklehnen ist (noch) nicht

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    So kennt man ihn: Conny Höß in seinem zweiten Wohnzimmer. Auf dem Sportplatz des FC Pipinsried ist er zu Hause. Dort leidet er mit seinem Team, feierte so manchen großen Erfolg. In Zukunft wird er wohl etwas kürzertreten – der Gesundheit wegen. Der Herzinfarkt vor einem Jahr hat ihn zum Nachdenken gebracht.
    So kennt man ihn: Conny Höß in seinem zweiten Wohnzimmer. Auf dem Sportplatz des FC Pipinsried ist er zu Hause. Dort leidet er mit seinem Team, feierte so manchen großen Erfolg. In Zukunft wird er wohl etwas kürzertreten – der Gesundheit wegen. Der Herzinfarkt vor einem Jahr hat ihn zum Nachdenken gebracht. Foto: Sattler

    Altomünster-Pipinsried Es gibt Tage im Leben eines Menschen, die verändern alles. Das eigene Selbstverständnis, die Lebensauffassung, den Glauben. Der 8. April 2011, das war so ein Tag. Es war der Tag, an dem Conny Höß seinen zweiten Geburtstag erlebte. Der Augenblick, in dem sich für den heute 71-Jährigen fast alles änderte.

    Früh morgens war es an diesem Freitag. Der Präsident des FC Pipinsried wollte gerade aufstehen. Doch irgendetwas war anders. Höß hatte Schmerzen. Große Schmerzen. Er, der bis dahin in seinem Leben noch nie wirklich krank war. Er kämpfte um sein Leben. Erlitt an diesem Morgen einen schweren Herzinfarkt. Und hatte Glück. Glück, dass seine geliebte Frau Kathi schnell reagierte. Glück, dass ein Notarzt vor Ort war, der wusste, was zu tun war. Glück, dass er den 45-minütigen Herzstillstand ohne bleibende Schäden überlebte.

    Wie viel Glück das eigentlich war, konnte Höß erst viel später realisieren. Während der vergangenen zwölf Monate. Einem Jahr, das alles verändert hat: „Man setzt andere Prioritäten“, sagt der ehemalige Milchleistungsprüfer. „Beispielsweise beim Fußball: Ich rege mich nicht mehr so auf. Schreie nur noch ganz selten von der Außenlinie rein. Es gibt Wichtigeres.“

    Worte, die man vor dem Herzinfarkt niemals von Höß hätte hören können. Er, der Fußballverrückte, der Grantler, der Einpeitscher. Conny Höß: Er ist nicht mehr der Alte. Vier Tage lag er im Koma. Fragte kurz nach dem Aufwachen schon nach dem Ergebnis seines FCP gegen den FC Affing. All das: Es ist Vergangenheit. Höß überlegt mittlerweile immer häufiger, sein Amt beim FC Pipinsried niederzulegen. Dem Verein, der ohne ihn niemals gegründet worden wäre. Und der ohne ihn niemals den Weg in die Landesliga gefunden hätte: „Der Aufstieg in die Bayernliga wäre die Vollendung meines Lebenswerks“, sagt der Pipinsrieder. „Aber wenn das nicht klappt, dann geht die Welt auch nicht unter.“

    Das Wichtigste für Höß: Der Erhalt der Sportanlage

    Ein FC Pipinsried ohne Höß. Es ist einfach nicht vorstellbar. Zumindest nicht in diesen Ligen. Der kleine Dorfverein, er würde aus der Fußballkarte verschwinden, in die Niederungen des Amateurfußballs. Doch auch das würde den Vereinspräsidenten, der seit der Gründung 1967 dem Klub vorsteht, nicht stören. Nur eines liegt ihm richtig am Herzen. Seine Sportanlage. Die solle erhalten bleiben: „Das ist mir am Wichtigsten“, sagt Höß. „Wenn das nicht klappen würde, das würde richtig wehtun.“

    Man bekommt mit: Das Pipinsrieder Urgestein hat sich ernsthafte Gedanken gemacht, wie es ohne ihn weitergeht. Der Ehrgeiz, er sei zwar immer noch da. Aber sein Lebensmittelpunkt ist mittlerweile ein anderer. Seine geliebte Frau Kathi. Sein Sohn Reinhard. Sein Haus. Seine Hobbys. Höß will mehr Zeit dafür haben. Will mit seiner Frau, mit der er bald 50 Jahre verheiratet ist, verreisen. Will sich all das gönnen, das bisher zu kurz kam. Und deswegen geht es kommende Woche erst einmal nach Mallorca. Geburtstag feiern: „Der 8. April ist mein zweiter Geburtstag“, sagt Höß. „Es ist der Tag, an dem der liebe Gott gesagt hat: Conny, die brauchen dich da unten noch. Bleib noch ein bisschen.“

    Und da sind wir beim nächsten Thema, das der Rentner während des Gesprächs immer wieder anschlägt. Glaube, Religion, Kirche. Schon immer gehörte das zu seinem Leben. Lange Zeit war er in seiner Jugend Ministrant. Verdiente sich beim ehemaligen Pipinsrieder Pfarrer Adolf Höcherl ein zusätzliches Taschengeld mit Gartenarbeiten. Und blieb der Kirche immer treu: „Auch wenn ich nicht mehr so oft in der Kirche bin“, erzählt Höß, „ich glaube an höher Gewalt.“

    Spricht’s und fängt an von seinem vor drei Jahren verstorbenen Cousin zu erzählen. Von den Jahren, in denen er ihn mitgepflegt hat. Von seinem Tod. Von dem Gebet, welches er damals gen Himmel schickte: „Ich sagte ihm, dass wir in einer anderen Welt wieder zusammenkommen werden“, so Höß. Einer Welt, der Höß an diesem 8. April 2011 ganz nah war. Der er aber glücklicherweise noch einmal entkommen konnte.

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