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Fußball: Tränen und Triumphe: Die emotionale Achterbahnfahrt des FC Igenhausen

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Tränen und Triumphe: Die emotionale Achterbahnfahrt des FC Igenhausen

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    Hoch geht es nicht nur für Trainer Eugenio Paci, sondern für alle Fußballer des FC Igenhausen. Der FCI feiert den Aufstieg in die A-Klasse.
    Hoch geht es nicht nur für Trainer Eugenio Paci, sondern für alle Fußballer des FC Igenhausen. Der FCI feiert den Aufstieg in die A-Klasse.

    Nach dem Schlusspfiff gibt es für Eugenio Paci kein Entkommen mehr. Der Trainer des FC Igenhausen lässt die obligatorische Bierdusche aber ohnehin ohne Gegenwehr über sich ergehen. Anschließend lassen die Fußballer des FCI ihren Coach ausgiebig hochleben. Die Stimmung ist gut auf der Inghauser Alm und alle haben sich die blauen Aufsteiger-Shirts angezogen. Eine La-Ola-Welle mit den Fans auf der Tribüne darf auch nicht fehlen. Als es um das Meisterfoto geht, kommt plötzlich so etwas wie Hektik auf. „Wir brauchen das Bild vom Patrick und das T-Shirt“ – rufen einige Spieler durcheinander.

    FC Igenhausen gedenkt verstorbenen Mitspieler Patrick Nuspl

    Gemeint ist Patrick Nuspl – Eigengewächs, Co-Trainer, Kapitän und Jugendleiter beim FCI, der Anfang Mai überraschend an einer Krankheit verstorben war. Die Nachricht vom Tod ihres Spielers traf den FCI hart. Nur anderthalb Wochen nach dem sportlichen Aufstieg war niemandem mehr nach feiern zumute. Auch die Aufstiegsshirts wurden vorerst wieder eingepackt. „Da wird Fußball ganz schnell unwichtig. Die Nachricht war ein Schock für uns“, beschreibt Paci die Gemütslage. Das Spiel gegen Feldheim II wurde umgehend abgesagt, im Training informierten die Verantwortlichen die Mannschaft. „Er war bei allen beliebt – bei Mitspielern, Schiedsrichtern, aber auch beim Gegner. Patrick war ein toller Mensch, der zu jedem immer freundlich war“, erzählt Paci, der mit den Tränen kämpft, als seine Mitspieler den Namen ihres verstorbenen Kameraden lautstark rufen. Auf einem T-Shirt steht „Für Patrick – wir werden dich nie vergessen“. Die Igenhausener nehmen es in die Mitte, daneben ein FCI Trikot hinter Glas gerahmt. Nicht irgendeins, sondern Nuspls Trikot mit der Nummer vier. Dazu die Todesanzeige und ein Foto. „Das Bild zeigt Patrick, wie er war. Lustig und immer gut drauf. Wenn er hier wäre, würde er jetzt vermutlich barfuß über den Platz laufen und alle umarmen“, sagt Paci: „Er ist unser erster Aufsteiger sozusagen.“ Es ist nicht der einzige Moment, in dem Nuspl bei der Feier ein Thema ist. Die Spieler erzählen, wie sie ihn erlebt haben. Paci: „Wir werden ihn sicher so schnell nicht vergessen. Er bekommt einen Ehrenplatz in unserer Kabine.“

    Eine Woche nach Nuspls Tod stand für den FCI der Ligaalltag auf dem Programm. Keine leichte Aufgabe: „Patrick hätte es so gewollt. Wir haben die Jungs gefragt und uns gemeinsam entschieden, zu spielen. Patrick wäre der Erste gewesen, der gesagt hätte, es muss weitergehen“, erklärt Paci. Der 36-Jährige erinnert sich noch genau an die Kabinenansprache vor der Partie bei Türkspor Aichach: „Ich habe einfach gesagt, ihr müsst wie Patrick sein. Einfach alles geben und fair bleiben.“ Das taten seine Jungs und gewannen 7:0.

    Für Igenhausens Trainer ist der Aufstieg die Krönung

    Dem Coach ist der Verein in seinen zwei Jahren ans Herz gewachsen. Der Lechhauser, der in Schwabmünchen arbeitet und in seiner Karriere für Viktoria Augsburg und Wulfertshausen am Ball war, betont: „In Igenhausen ist es schon besonders. Es ist ein kleines Dorf, aber die Menschen im Verein tun einfach alles. Die Unterstützung ist nicht unvergleichlich.“ Die Krönung seiner Zeit beim FCI war der Aufstieg. „Ich bin als Spieler auch schon aufgestiegen, aber als Trainer ist das nochmals etwas anderes, einfach noch intensiver. Es war eine Riesenerleichterung.“

    Vor zwei Jahren war dieser Erfolg undenkbar. Gerade einmal fünf Spieler waren noch da. FCI-Vorsitzender Georg Ziermeier erinnert sich: „Wir waren am Tiefpunkt und standen kurz vor der Auflösung. Wir wollten mit anderen Vereinen fusionieren, aber auch das hat nicht geklappt. Da kam der Anruf von Eugenio. Er sagte, er regelt das. Der Rest ist fast schon ein Fußballwunder.“ Sein Trainer, der zuvor den SV Achsheim (Kreis Augsburg) coachte, war schon damals zuversichtlich, doch diese Entwicklung hat auch ihn überrascht: „ Ich hatte zwar ein Netzwerk und habe einige Jungs geholt. Dann gab es eine Kettenreaktion und immer mehr Spieler wollten zu uns wechseln.“

    Wie bei den Profis gab es auch in Igenhausen Weißbier aus großen Gläsern.
    Wie bei den Profis gab es auch in Igenhausen Weißbier aus großen Gläsern.

    FC Igenhausen: Zusammenhalt trotz Rückschlägen

    Innerhalb weniger Wochen waren es um die 40 Mann im Training und der FCI meldete eine Zweite Mannschaft für die Reserveliga. Ein wichtiger Faktor bei der Integration der vielen Neuen war laut Paci Patrick Nuspl: „Ich bin fast jede Woche zu ihm gekommen und habe gesagt, ich habe zwei neue Spieler. Er hat dafür gesorgt, dass sich alle wohl und gut aufgenommen fühlen.“ Mit den Neuzugängen kam auch der Erfolg. Im ersten Jahr verpasste der FCI mit Platz vier ganz knapp den Aufstieg, nun hat es geklappt: „Das war aber nicht das primäre Ziel. Wir wollten eine intakte Mannschaft und einfach Spaß haben“, so Paci. Vor sieben Jahren feierte man auf der Alm letztmals einen Aufstieg. Die letzte Meisterschaft liegt sogar schon 20 Jahre zurück – damals unter Coach Georg Ziermeier.

    Der heutige Fußballchef ist aber nicht nur auf die sportliche Leistung seiner Mannschaft stolz: „Es gibt viele Vorurteile gegen unsere Mannschaft aufgrund der Vielzahl an Ausländern. Das ist alles Quatsch. Die Anteilnahme nach Patricks Tod war überwältigend, fast alle waren auf der Beerdigung.“ Überhaupt lobt Ziermeier den Zusammenhalt: „Der ist echt super, auch bei Niederlagen. Das ist in erster Linie der Verdienst unseres Trainers.“ Und der von Patrick Nuspl.

    Bei all dem Jubel dachten die Fußballer des FCI auch an ihren verstorbenen Mitspieler Patrick Nuspl.
    Bei all dem Jubel dachten die Fußballer des FCI auch an ihren verstorbenen Mitspieler Patrick Nuspl.
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