Altomünster-Pipinsried Eines kann man Konrad Höß wohl kaum vorwerfen: dass er nicht weiß, wie er seinen FC Pipinsried und dessen Fußballer gekonnt in der Öffentlichkeit verkaufen muss. Der Vorsitzende des Landesligisten schart regelmäßig Presse, Gönner und tief lokal verwurzelte Prominenz um sich, wenn es darum geht, personelle Veränderungen seines Lebenswerks bekannt zu geben. Garniert wird das Ganze – je nach Uhrzeit – mit Weißwürsten, Wurstsalat und Weißbier.
In einem eben solchen Rahmen bajuwarischer Gemütlichkeit präsentierte ein bestens gelaunter Höß am Dienstagabend seine Neuzugänge für die kommende Spielzeit. Einen Kracher zauberte der 70-Jährige dabei nicht aus dem Hut. Vielleicht wusste Höß dies nur allzu gut und räumte deshalb seinem neuen Trikotsponsor weit mehr Zeit ein: die Amperkliniken Dachau zieren in Zukunft die neuen kanariengelben und dunkelblauen Leibchen der Pipinsrieder Kicker. Höchst engagiert zeigten sich deren Vertreter im dampfigen Pipinsrieder Sportheim. Professor Dr. Michael Weber und Geschäftsführer Bernward Schröter, die wohl einzig hochdeutsch sprechenden Menschen im Rund, vermittelten sogleich viel Begeisterung für Fußball im Allgemeinen und den FC Pipinsried im Speziellen. Beide versprachen, in der kommenden Saison einige Heimspiele des FC im Stadion miterleben zu wollen.
Weber streifte sich aus gelb-blauer Verbundenheit sogleich ein neues Trikot mit der Nummer zwei über. „Mindestens bis zur Landesliga haben wir uns auch mit dem Klinikum vorgearbeitet. Das passt ganz gut zusammen mit dem FCP“, sagte der wortgewandte Weber.
Höß, der betonte, schon vor seinem Herzinfarkt im April geschäftlichen Kontakt zum Klinikum aufgenommen zu haben, versäumte es in keiner Silbe, die Zusammenarbeit mit Weber zu loben. Erst recht, nachdem er die medizinische Versorgung des Hauses am eigenen Leib erfahren musste. „Mein Herz schlägt noch besser, wenn ich sie sehe“, sagte ein sichtlich aufgedrehte Höß.
Angesichts des ganzen Brimboriums und den ausführlichen Erzählungen über den Hößschen Herzinfarkt geriet der sportliche Aspekt zusehends in den Hintergrund. Irgendwann durften sich die Spieler dann doch vorstellen, allesamt sind sie jung und unbekannt. Für den FC Pipinsried gewonnen hat Höß Andrej Kubicek (18 Jahre, JFG Neuburg), Philipp Brenner (20, FC Deisenhofen), Milos Brzakovic (20, TSV Rain II), Daniel Mertl (20, SC Oberweikertshofen), Taner Yürükgeldi (20, SV TürkGücü ATA Spor München) und Volkan Erkan (19, FC Heimstetten II). Beim Mazedonier Spetim Sulimani steht die endgültige Verpflichtung noch aus.
Spielertrainer Roland Baumgärtner, der für den Pressetermin unfreiwillig das Training mit seinen Kickern früher beenden musste, ließ Höß dann auch noch zu Wort kommen. Baumgärtner, 27, konnte sich mit Blick auf die von Höß gewollte kurze Saisonvorbereitung eine kleine Spitze nicht verkneifen: „Wir müssen trainieren, wir haben wenig Zeit.“ Wenigstens zeigte sich Baumgärtner damit zufrieden, einen Großteil der Mannschaft zusammengehalten zu haben. Kurzfristig traut er wohl kaum einem der jungen Neuzugänge den Sprung in die Startelf zu. Denn: „Sie sollen dazulernen, sich weiterentwickeln und dann Druck auf die etablierten Spieler ausüben“, so Baumgärtner.