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Fußball-Interview: Wie Dynamo-Profi Christoph Daferner mit dem Druck umgeht

Fußball-Interview

Wie Dynamo-Profi Christoph Daferner mit dem Druck umgeht

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    Statt großen Jubels umarmt Christoph Daferner nach seinem Tor Platzwart Dietmar Vogt. Der Immendorfer steigt mit Dynamo Dresden in die 2. Bundesliga auf. Der 23-Jährige verrät im Interview, wie er die Meisterschaft gefeiert habe und worauf er sich am meisten freue.
    Statt großen Jubels umarmt Christoph Daferner nach seinem Tor Platzwart Dietmar Vogt. Der Immendorfer steigt mit Dynamo Dresden in die 2. Bundesliga auf. Der 23-Jährige verrät im Interview, wie er die Meisterschaft gefeiert habe und worauf er sich am meisten freue. Foto: Robert Michael, dpa

    Fußballprofi Christoph Daferner steigt mit Dynamo Dresden in die 2. Bundesliga auf. Der Immendorfer erzählt im Interview, wie er mit dem Druck als Profifußballer umgehe, welche Ziele er habe und worauf er sich in der kommenden Saison am meisten freue. Außerdem verrät Daferner, wie er die Meisterschaft gefeiert habe.

    Herr Daferner, Glückwunsch zum Aufstieg. Wie hart wurde gefeiert?

    Daferner: In einem leeren Stadion wollten die Emotionen noch nicht so richtig aufkommen. Wir haben aber nach dem Aufstieg schon gefeiert, es hat sich aber in Grenzen gehalten – alles andere wäre auch nicht angebracht. Zumal wir leider nicht gemeinsam mit den Fans feiern konnten, das ist sehr schade. Trotzdem war die Pokalübergabe am letzten Spieltag dann etwas Besonderes. Als ich die Medaille bekommen habe, war das ein toller Moment.

    Haben Sie den Erfolg schon realisiert?

    Daferner:Ein paar von uns sind nach Mallorca geflogen. Auf einer Finca haben wir die Saison Revue passieren lassen. Die Saison war nicht immer einfach und sehr turbulent, da braucht es ein paar Tage, bis man alles realisiert hat.

    Es gab Höhen und Tiefen samt Trainerwechsel – hatten Sie Zweifel?

    Daferner: Als wir zwischendrin länger nicht gewonnen hatten, ist es menschlich, dass Zweifel aufkommen. Wir waren aber immer von unseren Qualitäten überzeugt. Wichtig war, wie wir als Mannschaft reagiert haben. Wir haben mit unserem Schlussspurt gezeigt, dass wir mit dem Druck umgehen können.

    Apropos Druck, wie geht man als Fußballprofi mit den Erwartungen um?

    Daferner: Ich arbeite zum Beispiel mit einem Sportpsychologen zusammen, um mich optimal auf die Spiele vorzubereiten. Das sollte mittlerweile kein Tabuthema mehr sein. Es ist wichtig, sich von dem Schwarz-Weiß-Denken in diesem Profigeschäft loszueisen. In erster Linie ist es wichtig, sich der Verantwortung zu stellen und sich nicht verrückt machen zu lassen. Auch und gerade in schwierigen Phasen muss man an sich glauben – aus Rückschlägen kann man am meisten lernen. Das ist ein Prozess, und am Ende ist es auch nur Fußball.

    Christoph Daferner schaltete mit Dresden den HSV im DFB-Pokal aus.
    Christoph Daferner schaltete mit Dresden den HSV im DFB-Pokal aus. Foto: Robert Michael/dpa

    Mit dem 1:0 gegen Türkgücü ebneten Sie den Weg zum Aufstieg. Waren Sie nervös so ganz allein vor dem Tor?

    Daferner: Das geht im Kopf ganz schnell. Man entscheidet sich intuitiv. Der Torwart stand weit vor dem Tor, also habe ich den Ball gelupft. Zum Glück ist er reingegangen.

    Richtig gejubelt haben Sie aber nicht, stattdessen den Platzwart umarmt …

    Daferner: Der Jubel ist immer spontan und zu diesem Zeitpunkt war es mehr eine Erleichterung. Es gab schon emotionalere Momente für uns in dieser Saison. Bei 30.000 Fans im Stadion wäre ich vielleicht anders abgegangen.

    Sie sind mit zwölf Toren und sieben Vorlagen Dresdens Topscorer – kann man da vom Durchbruch sprechen?

    Daferner: Wenn man so will, bin ich jetzt so richtig im Profifußball angekommen. Ich bin zufrieden, aber als Stürmer will man immer mehr Tore machen. Ich weiß, dass ich noch Potenzial habe – ich will mich immer verbessern. Nach dem schwierigen Jahr in Aue tut der insgesamt positive Saisonverlauf einfach gut. Die Mannschaft hat es mir aber auch einfach gemacht. Wir haben eine tolle Truppe, die mich immer unterstützt. Da gönnt jeder dem anderen das Tor. Unser Zusammenhalt war sicher auch einer der Schlüssel zur Meisterschaft.

    Deshalb haben Sie also noch keinen Doppelpack geschafft?

    Daferner: (lacht) Das wäre tatsächlich noch ein Ziel gewesen. Am Ende ist es aber egal, wer trifft. Ich bereite auch gerne Tore vor.

    Als Toptorjäger werden Sie aber mittlerweile in der Stadt erkannt, oder?

    Daferner: Das hält sich alles in Grenzen. Ich suche jetzt auch nicht unbedingt das Rampenlicht. Aber bitte nicht falsch verstehen: Wenn die Fans meinen Namen im Stadion rufen, freut mich das schon sehr und pusht mich. Ich hoffe, dass wir schon bald wieder zumindest einige Zuschauer in den Stadien zugelassen sind.

    Christoph Daferner traf in diesem Jahr auf seinen Jugendverein TSV 1860 München.
    Christoph Daferner traf in diesem Jahr auf seinen Jugendverein TSV 1860 München. Foto: Sgd/ Steffen Kuttner

    Trotz Corona haben Sie mittlerweile die Stadt Dresden und die Menschen kennengelernt. Was sind die Unterschiede zur Heimat?

    Daferner: Die Leute hier sind sehr fußballverrückt. Hier dreht sich fast alles um Dynamo. Ich habe auch während der Pandemie mitbekommen, wie wichtig unserer Leistungen für unsere Fans sind. Man merkt, was der Verein den Menschen hier bedeutet, und empfindet als Spieler eine hohe Identifikation. Wir singen teilweise auch Dynamo-Lieder in der Kabine, was viel Spaß macht. Umso mehr freue ich mich auf eine hoffentlich baldige Rückkehr der Fans ins Stadion.

    Das sieht in Immendorf vermutlich anders aus?

    Daferner: Zu Hause kann ich Kraft tanken. Leider war ich wegen Corona in letzter Zeit sehr selten zu Hause. Hier kann ich abschalten und kann mich auch mit etwas anderem als Fußball beschäftigen. Es ist wichtig, auch mal aus der Blase rauszukommen. Ich bin mehr als nur ein Fußballer und will nicht nur darauf reduziert werden.

    Sein erstes Spiel in der Bundesliga endete mit einem Negativerlebnis. 0:4 unterlag Christoph Daferner (rechts) beim Heimspiel des SC Freiburg gegen Borussia Dortmund (hier Manuel Akanji).
    Sein erstes Spiel in der Bundesliga endete mit einem Negativerlebnis. 0:4 unterlag Christoph Daferner (rechts) beim Heimspiel des SC Freiburg gegen Borussia Dortmund (hier Manuel Akanji). Foto: Patrick Seeger/dpa

    Was sind die Ziele für die neue Saison?

    Daferner: Ich will mit Dresden eine gute Rolle spielen und persönlich meinen Teil beitragen. Daran denke ich aber erst nach dem Urlaub.

    Denkt man nach so einer Saison auch an die Bundesliga?

    Daferner: Mit 17 habe ich mal ganz forsch gesagt, dass ich in zwei Jahren Bundesliga spielen will. Heute weiß ich, dass es nicht ganz so einfach ist. Ich fühle mich in Dresden sehr wohl und konzentriere mich voll auf Dynamo.

    Schließlich klingt die Zweite Liga ja schon verdammt erstklassig…

    Daferner: Die Liga ist mit vielen Traditionsvereinen attraktiv besetzt. Ich persönlich freue mich dabei vor allem auf das Spiel in Bremen. Es reizt mich sehr, mit Dynamo dort zu spielen.

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