Affing Ovidiu Palcu, 44, wusste immer Bescheid. Andere mag der Rücktritt von Stefan Tutschka, 47, als Trainer des Fußball-Bayernligisten überrascht haben, Palcu war in die Gedankenspiele seines langjährigen Chefs eingeweiht. Folglich wusste der gebürtige Rumäne auch, dass Tutschka unmittelbar nach Ende seiner Tätigkeit in Affing vom Regionalligisten TSV Rain ein Angebot unterbreitet bekam und dass er dieses annehmen würde.
Palcu war nicht nur Co-Trainer, er war und ist mit Tutschka eng befreundet. Dies beeinträchtigte die Entwicklungen der jüngsten Tage nicht, beide tauschen sich weiterhin rege aus. „Als ich Spieler war, hätte ich mir einen Trainer wie ihn gewünscht“, schwärmt Palcu von seinem Ex. Etwas ist jedoch anders: Nach fast zehn Jahren Tutschka, dem Ende einer Ära, ist Palcu nun der Entscheider, trägt die Verantwortung für die Mannschaft und ist mit dem schwierigen Unterfangen betraut, den Klassenerhalt zu bewerkstelligen. Das geflügelte Wort eines Neuanfangs schwebt im Raum.
Nach dem Heimspiel am Sonntag gegen den TSV Bogen (Anstoß 15 Uhr) möchte Palcu Klarheit. Darüber, ob und wie es mit ihm weitergehen kann und soll. Bisher haben sich der beförderte Trainer und der Sportliche Leiter Markus Berchtenbreiter, 44, verständigt, in der jetzigen Konstellation bis zur Winterpause zusammenzuarbeiten. Wie es danach weitergeht, ist indes offen.
Innerhalb kürzester Zeit hat Palcu vermittelt bekommen, mit wie viel Aufwand sein neuer Trainerjob verbunden ist. Deshalb wünscht er sich einen Co-Trainer, der ihn bei der Arbeit auf und abseits des Rasens unterstützt. Palcu schwebt ein ehemaliger Spieler vor, einige Namen würden diskutiert. Auch vertragliche Dinge müssten geklärt werden. Palcu macht deutlich, nicht nur bis zum Saisonende unterschreiben zu wollen, sondern bis zum Ende der Saison 2014/15. Das seien alles Überlegungen, meint er, über die gesprochen werden müsse.
Der Auftakt in die Nach-Tutschka-Zeit stimmte die Verantwortlichen in Affing optimistisch. Vier Punkte holten die Fußballer, seit Palcu als Cheftrainer fungiert. Der Anschluss an die Relegationsplätze gegen den Abstieg, sogar auf einen Nichtabstiegsplatz, beträgt nur noch drei Punkte. Allzu euphorisch wirkt Palcu trotz der besseren Ausgangslage vor der sonntäglichen Begegnung jedoch nicht. Mit den Langzeitverletzten Vogel, Kaczmarczyk und Panknin sind ihm tragende Säulen des Spielergerüsts für unbestimmte Zeit weggebrochen. Palcu verknüpft seine Bereitschaft, Trainer zu bleiben, daher auch daran, im Winter auf Neuzugänge zugreifen zu können.
Überdies mussten Lemmer, Chetschik und Thiel unter der Woche das Training vorzeitig beenden. Die Vorbereitung auf das Spiel sei nicht in seinem Sinne abgelaufen, merkt Palcu an und drückt es noch vorsichtig aus. Gestalten die Affinger die Begegnung mit Bogen erfolgreich, so wäre davon kaum mehr die Rede. „Wenn wir drei Punkte holen, wäre das schön. Wir würden uns alle besser fühlen“, sagt Palcu.
Er und die Affinger Führungsriege könnten sich dann auch wesentlich entspannter über die Zukunft der Affinger Fußballer und deren Trainer unterhalten.