In der Region sind die höherklassigen Fußballderbys nach etlichen fetten Jahren rar gesät (siehe Diese Woche Seite 1). Wenn am Sonntag der BC Adelzhausen den FC Affing empfängt, ist dies das höchstklassige Derby des nördlichen Landkreises. Warum sich die Mannschaften gefühlt auf Augenhöhe begegnen, verdeutlichen Fragen und Antworten im Vorfeld der sonntäglichen Begegnung (Anstoß 15 Uhr).
Seit zwei Jahren herrscht beim FC Affing Unruhe. Warum eigentlich?
Lange ist es nicht her, da titulierte sich der FC Affing Bayernligist. Mit dem finanziellen Engpass vor rund zwei Jahren kam Unruhe in den Verein. Der Klub musste Steuern und Sozialversicherungsbeiträge nachzahlen und fährt seitdem einen Sparkurs. Trainer und Funktionäre traten reihenweise zurück, Spieler verließen in Mannschaftsstärke den FCA, neue, größtenteils unbekannte Gesichter kamen. Niemand vermochte bisher den sportlichen Absturz zu stoppen. Vor Kurzem übernahmen mit Markus Berchtenbreiter, 47, und Robert Lindermeier, 51, alte Bekannte Führungsaufgaben. Ihr vordergründiges Ziel: den Verein befrieden und mehr Wert auf Jugendarbeit legen.
Wie hat sich der BC Adelzhausen in den vergangenen Jahren entwickelt?
Über mehr als ein Jahrzehnt zählte der Verein in Autobahnnähe zum Inventar der Bezirksliga Nord, in der Saison 2002/03 beharkte er sich dort mit dem FC Affing. Anschließend trennten sich die Wege. Nach dem Abstieg im Sommer 2005 galt der BC Adelzhausen über Jahre als Spitzenmannschaft in der Kreisliga Ost, scheiterte allerdings wiederholt in der Aufstiegsrelegation. Unter Spielertrainer Andreas Brysch, 29, gewann der BCA im Sommer die Meisterschaft und kehrte ohne Umwege in die Bezirksliga zurück. Abteilungsleiter Jürgen Dumbs, 31, verfällt deshalb aber nicht in Euphorie, wichtigstes Ziel ist für ihn der Klassenerhalt.
Wie verlief bisher für den FC Affing und den BC Adelzhausen die Saison?
Im Chaos des Sommers mussten Affings Spielertrainer Metin Bas, 31, und der damalige zweite Vorsitzende, Michael Bichlmeier, in Kürze einen neuen Kader zusammenstellen. Dass dieser ungewollte Neuanfang nicht reibungslos vonstattengehen würde, musste allen Beteiligten klar sein. Entsprechend holprig verlief der Start, unter anderem kassierte der FC Affing ein 1:9 gegen Lauingen. Inzwischen hat sich das Team stabilisiert und Anschluss zum Tabellenmittelfeld hergestellt. Adelzhausen musste eine Auftaktniederlage wegstecken, blieb anschließend aber sechs Spiele ungeschlagen. Nach zwei Heimniederlagen kehrte Ernüchterung ein. Dass die Moral des Teams in Takt ist, zeigte das jüngste 4:4 gegen die Stadtwerke Augsburg. In Unterzahl holte der Liganeuling in den Schlussminuten einen Zwei-Tore-Rückstand auf.
Wie sind die Kader bestückt?
Eine geordnete Kaderplanung mit Weitsicht war beim FC Affing nicht möglich. Der Qualitätsverlust war groß, gestandene Kicker aus Bayern- und Landesligazeiten haben den Verein verlassen. Spielertrainer Bas sieht seine Mannschaft weiter in einer Findungsphase. „Aber es wird von Woche zu Woche immer besser“, bekräftigt er. Als wahrscheinlich gilt, dass Affing in der Winterpause sein Personal überdenkt.
Prominent hat sich der BC Adelzhausen vor der Saison verstärkt, Bayernliga-Toptorjäger Sebastian Kinzel, 27, konzentriert sich auf seinen Beruf, Fußball wird noch stärker zum Hobby, deshalb spielt er beim BCA. Kinzel macht die starke BCA-Offensive um Dominik Müller, 25 – zehn Tore in zehn Spielen –, noch gefährlicher. Andere Spieler im Kader fallen qualitativ ab.
Wie beurteilen Vereinsverantwortliche das Derby im Vorfeld?
BCA-Abteilungsleiter Dumbs plant nicht mit mehr Zuschauern als üblich, so sehr er sie sich wünschen würde. „Affing wird nicht viele mitbringen, für richtige Derbystimmung müssten dort mehr Einheimische spielen“, betont Dumbs. Er bedauert, dass die Begegnung mit Affing regional gesehen das einzige Derby ist. Affings Spielertrainer Bas versichert, seine Spieler seien „heiß“. Die Chance, in der Tabelle zum Kontrahenten aufzuschließen, wolle man sich nicht nehmen lassen.
Kann man von einem Spiel auf Augenhöhe sprechen?
Ja. Beide kämpfen um den Klassenerhalt. Zwar liegt der BC Adelzhausen tabellarisch drei Punkte vor dem FC Affing, einen Favoriten auszumachen, fällt jedoch schwer. Einerseits sind bei Adelzhausens Spielern Spaß und Leidenschaft ein wenig abhandengekommen, andererseits findet Affings zusammengewürfelter Haufen verstärkt zueinander.
Können die Trainer ihre beste Elf aufbieten?
Affings Bas kann auf seinen kompletten Kader zurückgreifen, seine Startformation wird er dennoch verändern. Freiwillig. Weil er mit einigen Kickern zuletzt unzufrieden war, kündigt er einen Tausch auf zwei, drei Positionen an. Umbauten wird es auch in der Adelzhausener Elf geben. Kinzel und Torwart Jürgen Dumbs fehlen weiterhin, dafür stehen die Bereitschaftspolizisten Michael Albustin und Tobias Fendt zur Verfügung.