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Fernsehen: TV-Bericht beleuchtet Geldflüsse bei den „Fußball-Amateuren“ im Kreis

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TV-Bericht beleuchtet Geldflüsse bei den „Fußball-Amateuren“ im Kreis

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    Als Vorsitzender des BC Aichach erlebte Volker Weingartner nicht nur gute Tage.
    Als Vorsitzender des BC Aichach erlebte Volker Weingartner nicht nur gute Tage. Foto: Archivfoto: Peter Appel

    Dass selbst mittelmäßige acht- oder neuntklassige Amateurfußballer die Hand aufhalten und nur gegen Bares gegen einen Ball treten, hat sich mittlerweile rumgesprochen. Auch dass dabei die Scheine gern „schwarz“ ausgezahlt werden/wurden überrascht kaum jemanden, der sich für die liebste Ballsportart der Deutschen interessiert. Im Wittelsbacher Land haben das auch sportferne Menschen mitbekommen, weil über die Steueraffäre und die drohende Insolvenz des TSV Aindling über Jahre hinweg detailliert berichtet worden ist.

    Im Prozess gegen vier Funktionäre des früheren Bayernligisten wegen Steuerhinterziehung und Sozialversicherungsbetrug, der ein halbes Jahr bis zum Urteil Mitte 2016 lief, sind viele Details über die kreativen „Tricks“ der Branche, Geldflüsse zu verschleiern bekannt geworden. Die Redaktion der Sportmagazinsendung „Sport inside“ des Westdeutschen Rundfunks (WDR) fand das Thema jedenfalls so interessant, dass sie jetzt für einen zehnminütigen Beitrag mit dem Titel „Nettoamateure“ ausschließlich in der Bayerischen Provinz wilderte und am späten Sonntagabend im Dritten Programm im Westen ausstrahlte. Im Bayerischen Rundfunk, eigentlicher Heimatsender der ARD, läuft der Beitrag nicht. Er ist aber über die Mediathek des WDR im Internet abrufbar.

    Autor Matthias Wolf und sein Team zeigten am Beispiel der früheren Bayernligisten Aindling, Aichach und Affing auf, wie Amateurvereine ihre Spieler bezahlten, beziehungsweise heute noch bezahlen, welche Auswirkungen Schwarzgeldzahlungen auf Vereine und Fußballer haben können. Nun, für Beobachter und Sportinteressierte aus der Region gab es dabei nichts Neues zu erfahren. Aber allein der Auftritt von Volker Weingartner war das Aufbleiben wert. Der frühere Sponsor des TSV Aindling, Mäzen und Präsident des BC Aichach, ist bekannt für markige Worte. Dem blieb er auch vor der WDR-Fernsehkamera treu: „Aindling ist die Krönung der Blödheit“, so seine Einschätzung. Konkret meinte er damit die detaillierte Auflistung der inoffiziellen (illegalen) Zahlungen an Spielern im berühmten Ordner, den die Steuerfahndung bei der Razzia Ende 2011 entdeckte. Vom TSV Aindling ging niemand vor die Kamera. Ex-Trainer Helmut Leihe beschrieb sich als Opfer der Zahlpraxis. Er sei davon ausgegangen, dass alles seine Ordnung habe. 500 Euro habe er monatlich bekommen und dann rund 20000 Euro Strafe für ein „schweres Steuervergehen“ bezahlen müssen.

    Robert Lindermeier, Vereinsvorsitzender des FC Affing, beschrieb die frühere Konkurrenz-Situation mit drei Bayernligisten allein im nördlichen Landkreis Aichach-Friedberg als „Todesspirale“. Kicker hätten die Vereine mit ihren Forderungen gegeneinander ausgespielt. Lindermeier wollte zwar keinen „anschwärzen“. Er gehe aber davon aus, dass es nach wie vor Vereine gebe, die sich mit Schwarzzahlungen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

    In Aindling, Affing, Aichach ist das bestimmt nicht mehr so. Der Landesligist hat nur Dank der hohen Wiedergutmachungsleistungen der angeklagten Funktionäre die Insolvenz abgewendet. Die beiden anderen Vereine haben nach den Ermittlungen in Aindling selbst die Reißleine gezogen, nachgezahlt und sportlich „gebüßt“ – beide spielen ja mittlerweile in der Kreisliga. Weingartner, der laut früheren Aussagen und auch laut Fernsehbeitrag insgesamt allein eine Million Euro in den BC Aichach gesteckt haben soll, bis sein Unternehmen in Schieflage geriet und er ausstieg, beschreibt die Zeit so: „Tricksen, tricksen, tricksen – und jeder wusste, dass getrickst wurde.“

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