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Tennis: Doppel beenden ihr Schattendasein

Tennis

Doppel beenden ihr Schattendasein

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    Mit einer Regeländerung will der Bayerische Tennisverband den Anreiz der Doppel erhöhen. Künftig wird ein Sieg mit drei Punkten im Gesamtergebnis berücksichtigt. Gelegentlich fristeten sie in der Vergangenheit ein Schattendasein und wurden bei aussichtslosem Spielstand kampflos abgeschenkt.
    Mit einer Regeländerung will der Bayerische Tennisverband den Anreiz der Doppel erhöhen. Künftig wird ein Sieg mit drei Punkten im Gesamtergebnis berücksichtigt. Gelegentlich fristeten sie in der Vergangenheit ein Schattendasein und wurden bei aussichtslosem Spielstand kampflos abgeschenkt.

    All zu große Erwartungen hegt Gerd Dobner nicht, gibt er unumwunden zu. Der schwäbische Bezirkssportwart des Bayerischen Tennisverbands (BTV) ist zu lange im Geschäft, als dass ihn eine Regeländerung aufjubeln ließe. Noch dazu eine, von der er selbst nicht überzeugt ist. „Wir probieren das jetzt aus und spielen diese Saison so. Ich kann das nicht ändern“, sagt Dobner. Die Meinung der Mitglieder will er akzeptieren.

    Auf dem BTV-Verbandstag haben die Vereine sich dazu durchgerungen, künftig die einzelnen Matches einer Begegnung unterschiedlich zu bewerten. Ab der Bayernliga abwärts werden Siege im Doppel mit drei Punkten belohnt, im Einzel mit zwei Punkten. Mit einer knappen Mehrheit befürworteten die Klubs diesen Antrag des TC Aschheim. Bisher wurden Einzel und Doppel jeweils mit einem Siegpunkt abgerechnet. Der Tennis-Verband erhofft sich von der Änderung der Wettspielordnung, dass in Zukunft weniger Doppel abgeschenkt werden.

    In der Vergangenheit zählte dies zu den gängigen Gepflogenheiten. Wenn eine Mannschaft nach den Einzeln aussichtslos zurücklag, verweigerte sie die Doppel. Tomas Novy, Sportmanager des TC Pöttmes, bestätigt diese bisherige Praxis: „Das ist oft so gegangen. Sportlich war das nicht gerade schön.“

    Mit der neuen Regelung können Mannschaften selbst bei einem hohen Rückstand nach den Einzeln noch gewinnen. Der Anreiz fürs Doppel soll erhöht werden. Novy hätte sich deutlich mehr über eine stärkere Gewichtung des Gesamtergebnisses gefreut. Als er noch in Österreich aktiv war, wurden Siege mit größerem Abstand entsprechend höher bewertet. Im Volleyball wird dies praktiziert: Eine Mannschaft, die 3:0 oder 3:1 gewinnt, erhält drei Punkte in der Tabelle.

    Bezirkssportwart Dobner bezweifelt einen Effekt, rechnet sogar damit, dass die Regeländerung wieder rückgängig gemacht wird. Verschwindend gering sei bisher die Prozentzahl der Doppel, die nicht gespielt würden – selbst wenn eine Niederlage bereits feststeht. Dobner beziffert sie auf vier Prozent bei den Männern und den Herren 30. Alle anderen Altersklassen, von der Jugend bis ins hohe Alter hinein, würden sowieso gerne mit Partner an der Seite antreten, fügt Dobner hinzu.

    Interessant wird hingegen, ob sich die Regeländerung in den höherklassigen Ligen auswirkt. In den BTV-Klassen, den Bayern- oder Landesligen etwa, neigen Spieler weitaus häufiger dazu, die Doppel sausen zu lassen. Über 20 Prozent finden dort nicht statt.

    Dass die Regeländerung auf gehobenem Niveau Sinn macht, räumt Fritz Schmidt ein. „Hier spielen oft Profis. Sie haben wenig Zeit, spielen Turniere und haben lange Fahrtwege“, erklärt der schwäbische Bezirksvorsitzende.

    Schmidt plagen andere Sorgen als eine veränderte Zählweise. Der schleichende Mitgliederrückgang macht ihm zu schaffen. Auch wenn es seinem Verband mit einem Minus von rund 1,5 Prozent noch relativ gut gehe. „Der Schnitt in anderen Bezirken liegt bei drei bis vier Prozent“, betont er.

    75 Jahre ist Schmidt alt. Seit 20 Jahren steht er dem schwäbischen Verband vor und kann sich noch gut an den Boom erinnern, den einst Boris Becker und Steffi Graf auslösten, als sie die Weltranglisten Anfang der 90er-Jahre anführten. Zudem gab es Erfolge im Mannschaftswettbewerb, dem Davis-Cup. Folge: Fast 70000 Mitglieder spielten damals in den schwäbischen Vereinen Tennis, weiß Schmidt. Ähnliche Werte wurden seither nicht mehr erreicht. Die Zahl hat sich in den vergangenen Jahren zwischen 50000 und 60000 eingependelt. Schmidt nennt einen Hauptgrund für diese Entwicklung: den fehlenden Nachwuchs.

    Verbände und Vereine vor Ort sind nicht untätig. Neben der Trainerausbildung und dem Projekt „Talentinos“, in dem Kinder spielerisch Tennis lernen sollen, organisieren Vereine Feriencamps; am Sonntag wird bundesweit mit der Aktion „Deutschland spielt Tennis“ geworben, an der sich Klubs in der Region beteiligen. Ob Vereine dauerhaft Mitglieder an sich binden könnten, hinge aber von deren Eigeninitiative ab, meint Bezirkschef Schmidt.

    Helfen könnten auch Erfolge wie sie Becker und Co. einst verbuchten. Immerhin: Das deutsche Damentennis scheint auf einem guten Weg. Im vergangenen Jahr entfachte Sabine Lisicki kurzfristig Euphorie, als sie ins Wimbledon-Finale einzog; im Fed-Cup stehen die Frauen nach 22 Jahren wieder im Endspiel. Positiv würde sich dies aber nur auswirken, wenn deutsche Sportler dauerhaft Erfolge im Welttennis feierten, sagen Kenner der Szene.

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