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Aichach-Friedberg: Mit Abstand und Desinfektionsmittel: Fußball in Corona-Zeiten

Aichach-Friedberg

Mit Abstand und Desinfektionsmittel: Fußball in Corona-Zeiten

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    Vor dem Training misst Trainer Hans Georg Wolf (rechts) die Körpertemperatur seiner Spieler, so wie hier bei Sebastian Baudrexl.
    Vor dem Training misst Trainer Hans Georg Wolf (rechts) die Körpertemperatur seiner Spieler, so wie hier bei Sebastian Baudrexl.

    Statt einer Wasserflasche liegt bei Torhüter Daniel Wolff eine Flasche mit Desinfektionsmittel im Tornetz. Abwechselnd schießen die Fußballer der Wanderfreunde Klingen in kleinen Gruppen auf seinen Kasten. Nach jedem Gruppenwechsel, alle 20 Minuten, greift er zum Desinfektionsmittel und sprüht sich seine Handschuhe ein. Das gehört zum Hygienekonzept des A-Klassisten, nur unter strengen Auflagen dürfen die Klingener Fußballer trainieren. Das erste Mal ging es nach der Corona Zwangspause am 28. Mai zurück auf den Rasen, damit waren die Wanderfreunde eines der ersten Teams in der Region, die wieder ins Training einstiegen.

    Vor dem Training: Temperatur messen und desinfizieren

    Mit dem regulären Training ist das aber nicht vergleichbar, sagt Trainer Hans Georg Wolf, der von allen nur „Mario“ genannt wird. „Fußball ist ein Kontaktsport, das derzeitige Training dient mehr dem Teambuilding und es soll einfach Spaß machen“, so der 48-Jährige. Zweikämpfe sind strengstens verboten, ebenso Kopfbälle und der Einsatz der Brust. Verschiedene Passübungen und Torschuss – vielmehr ist nicht drin. Neben dem Torhüter darf nur der Trainer die Bälle mit der Hand berühren, gleiches gilt für die zahlreichen Hütchen, die Wolf vor Trainingsbeginn auf dem gesamten Trainingsplatz verteilt hat.

    Für die Wanderfreunde ist es das zweite Training nach der Corona-Zwangspause. 14 Spieler sind gekommen trotz starkem Regen. Mit Maske steigen sie aus ihren Autos oder von ihren Fahrrädern und laufen zum Sportheim. Die Sportklamotten haben alle schon an, denn duschen ist verboten, auch die Umkleiden und das Sportheim sind geschlossen. Wer auf die Toilette muss, kann sich beim Trainer den Schlüssel holen. Auch die sonst innige Begrüßung fällt dezent aus. Eine Faust in die Luft, mehr ist nicht drin. Bevor es auf den Platz geht, heißt es Temperatur checken. Mit einer Messpistole prüft Hans Georg Wolf bei jedem Spieler die Körpertemperatur. 14 Mal leuchtet es grün auf. „Bei Orange oder gar Rot geht derjenige sofort nach Hause“, so Wolf, der als Polizist bei der Bereitschaftspolizei Dachau tätig ist. Auch wer Symptome hat, darf nicht mitmachen. Jetzt noch die Hände desinfizieren und es kann losgehen.

    Fußball: Training während Corona sieht anders aus

    Auf dem Platz geht es dann aber zunächst relativ normal zu, eine Maske hat jetzt keiner mehr auf. Einlaufen, Dehnen und in kleinen Gruppen zu den Stationen – nur eben mit dem notwendigen Abstand. Trainer Hans Georg Wolf überwacht das Ganze, wobei sich der gebürtige Passauer, der in Adelzhausen wohnt, keine Sorgen macht: „Schon beim ersten Training waren die Jungs sehr diszipliniert. Da musste ich eigentlich gar nichts sagen. Einmal kam ein Ball auf Brusthöhe und man hat gesehen, wie der Spieler lange überlegt hat, ehe er dann den Ball doch noch vorbei gelassen hat.“

    Auch beim zweiten Training unter besonderen Bedingungen muss Wolf nicht eingreifen. Höchstens, wenn die Spieler die Übungen nicht nach seinen Vorstellungen absolvieren. Allzu kleinlich will Wolf aber aktuell nicht sein: „Das ist ein Angebot für die Spieler. Zum Reinkommen ganz gut, aber mehr auch nicht.“

    Die Rückmeldungen waren dennoch sehr positiv, wie Kapitän Jonas Altmann berichtet: „Die meisten waren froh, dass es endlich wieder auf den Platz geht. Vorher gab es nur virtuellen Fußball. Viele Jungs hatte man länger nicht mehr gesehen und da ist es schön, wenn man sich wieder auf dem Platz sieht. Wir sind dem Verein sehr dankbar für diese Möglichkeit“, so Altmann, für den der langsame Neustart sogar Vorteile hat. “Ich habe mir den Fuß gebrochen und so kann ich mich langsam rantasten, ehe dann die richtige Vorbereitung losgeht.“ Die beginnt laut Hans Georg Wolf Mitte Juli, sollte es beim geplanten Neustart der Punktspielrunde Anfang September bleiben. „Ich hoffe, meine Spieler machen ihren Urlaub in den kommenden Wochen und nicht wie sonst in den Sommerferien.“

    Der Ball rollt wieder bei den Fußballern der Wanderfreunde Klingen, allerdings mit dem notwendigen Abstand. Überhaupt müssen die Kicker einiges beachten.
    Der Ball rollt wieder bei den Fußballern der Wanderfreunde Klingen, allerdings mit dem notwendigen Abstand. Überhaupt müssen die Kicker einiges beachten.

    Wanderfreunde: Der größte Unterschied ist nach dem Training

    So groß die Freude bei den meisten Klingener Kickern auf das Training war, gab es auch Absagen: „Der ein oder andere hat Risikopatienten im näheren Umfeld und verzichtet deshalb. Das ist vollkommen nachvollziehbar, das Training ist keine Pflicht“, so Wolf, der dennoch froh ist, seine Spieler wieder beschäftigen zu können: „Wir sind Fußballer und wollen auf den Platz und etwas mit dem Ball machen.“ Um überhaupt auf den Rasen zurückkehren zu können, musste der Verein ein umfangreiches Hygienekonzept dem Landratsamt vorlegen. Dieses gilt nur für die Herren, die Jugend muss noch pausieren.

    Nach etwas mehr als einer Stunde auf dem Rasen ist Schluss. Während der Saison trainieren die Wanderfreunde fast doppelt so lange. Mit der Geselligkeit ist es dann schnell vorbei, denn die Spieler treten jeder für sich nass und verschwitzt den sofortigen Heimweg an. „Die Geselligkeit fehlt“, stellt Hans Georg Wolf fest. Normalerweise treffen sich die Klingener am Donnerstag nach dem Training noch zum Mannschaftsabend. Karten spielen und ratschen im Sportheim fällt derzeit aber flach – der Fußballalltag ist auch in Klingen noch nicht zurück.

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