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AN-Hintergrund: Die Finanzkrise des FC Affing

AN-Hintergrund

Die Finanzkrise des FC Affing

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    „Wir wären in einem Jahr pleite gewesen, wenn wir so weitergemacht hätten.“Vorsitzender Franz Meier
    „Wir wären in einem Jahr pleite gewesen, wenn wir so weitergemacht hätten.“Vorsitzender Franz Meier

    Affing Einsam lehnte Markus Berchtenbreiter am Sonntagabend an der Werbebande, die den Rasen am Affinger Sportgelände umschließt. Soeben, unmittelbar nach dem 1:3 gegen Raisting, hatte ihm Trainer Ovidiu Palcu seinen Rücktritt erklärt. Als Grund nannte der 44-Jährige, dass er die Spieler nicht mehr motivieren könne, dass er die Kraft nicht mehr aufbringen könne für diese Aufgabe, für den Abstiegskampf in der Fußball-Bayernliga. Vor Kurzem hatte Palcu noch erklärt, mindestens bis zur Winterpause Trainer bleiben zu wollen.

    Wie schwer sich der Klassenerhalt realisieren lassen wird, ist erst jetzt ersichtlich, nachdem Hintergründe von Palcus Entscheidung bekannt werden. Ruhe wird beim FC Affing nicht so schnell einkehren. Palcu wollte nur mit einer Mannschaft weitermachen, die sich voll auf das Spiel konzentriert. Kann sie aber nicht, weil sie finanzielle Sorgen umtreiben.

    Der Rücktritt war eine Reaktion auf Entwicklungen innerhalb des Vereins. Der Vorsitzende Franz Meier drückt es drastisch aus: „Wir wären in einem Jahr pleite gewesen, wenn wir so weitergemacht hätten.“ Scheinbar haben die Fußballer des FC Affing in den vergangenen Monaten und Jahren über ihre Verhältnisse gelebt. Meier erklärt, innerhalb des Vereins habe niemand beim Finanziellen gesagt, es geht nicht mehr. „Der Vorstand hat davon nichts gewusst“, so der Vereinsboss.

    Berchtenbreiter bemüht sich, möglichst wenig Kritik an einzelnen Personen festzumachen. Er spricht von Gremien. „Die Kontrolle vom Verein hat versagt.“ Es wirkt, als sei in der Vergangenheit nicht genau definiert gewesen, wer sich um das Geld der Fußballer in der Bayernliga kümmert. Eine Marketing GbR mischte ebenso mit wie der Kassenwart des Gesamtvereins.

    Struktur in die Finanzen des FC Affing brachte Paul Lichtenstern, ein ehemaliger Geschäftsmann. Auf Nachfrage beteuert er, beim Verein keine Funktion innezuhaben, allerdings war er bei entscheidenden Gesprächen in den vergangenen Tagen und Wochen stets dabei. Darin ging es um das Wesentliche, darum, wie es mit den Fußballern des FC Affing weitergeht. Ergebnis: Nicht wie bisher. Berchtenbreiter betont, der Spielbetrieb sei sichergestellt, der Verein absolut gesund. Aber: „Das dürfen wir nicht aufs Spiel setzen.“ Man müsse denken wie ein Kaufmann. Künftig will der FCA mit seinen rund 900 Mitgliedern einen rigorosen Sparkurs fahren. Zu spüren bekommen dies massiv die Fußballer, die einen Löwenanteil der Einnahmen des Vereins verschlucken.

    Anfang der Woche verkündete Berchtenbreiter vor versammelter Mannschaft den neuen Weg. Bis zu 70 Prozent sollen bei Festgehalt, Prämien und Benzingeld gekürzt werden, Punktprämien sollen nur im Falle des Nichtabstiegs bezahlt werden, ist aus Mannschaftskreisen zu vernehmen. Die Maßnahmen greifen wohl schon rückwirkend ab dem 1. September.

    Warum die Mannschaft gerade jetzt mit den Sparplänen konfrontiert wurde, mitten in der Saison, erklärt Berchtenbreiter mit dem Trainerwechsel von Stefan Tutschka zu Palcu vor knapp vier Wochen und dem Ende einer Ära. Tutschka war zurückgetreten, inzwischen trainiert er den Regionalligisten TSV Rain. Einen Zusammenhang zwischen seinem Rücktritt und den Entwicklungen bei seinem Ex-Verein will Tutschka gestern nicht kommentieren. Berchtenbreiter sagt nur: „Er ist natürlich über die Situation informiert gewesen.“

    Spieler haben angekündigt, unter diesen Umständen nicht weiterzuspielen. Unter anderen Voraussetzungen hatten sie für diese Saison zugesagt, in der Winterpause wollen etliche Stammkicker daher den FC Affing verlassen. Schon jetzt stehen sie mit anderen Klubs in Kontakt und wollen sich schriftlich einen Wechsel ohne Ablösesumme fixieren lassen. Berchtenbreiter empfindet dies als „legitim“, will bei tieferen Gesprächen unter der Woche Spieler aber zum Umdenken bewegen. Geredet wird viel. Kapitän Marco Surauer steht in ständigem Kontakt mit seinen Mitspielern, das Thema bewege sie. „Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Jeder überlegt. Insgesamt ist die Situation im Verein enttäuschend“, sagt Surauer. Eines betont er allerdings: den großen Zusammenhalt unter den Spielern. Dies beteuert er, obwohl die Spieler am Sonntag auf dem Rasen einen anderen Eindruck hinterließen.

    Surauer wird heute Abend das Training leiten. Allerdings nur vorübergehend, bis Berchtenbreiter einen geeigneten Nachfolger gefunden hat. Der Krisenmanager des FC Affing wünscht sich einen Trainer, der den neuen, sparsameren Weg mit jungen Spielern mitgehen möchte. Finde er den geeigneten Mann, so Berchtenbreiter, glaube er an den Klassenerhalt in der Bayernliga. "Kommentar

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