Schon seit Wochen wurde in und um Sielenbach in jeder verfügbaren Werkstatt gehämmert, geschweißt und gesägt: Es galt, die Autos für das Autocross-Rennen herzurichten. Am Sonntag ging das Rennen des MC Sielenbach nun nach zweijähriger pandemiebedingter Pause über die Bühne – beziehungsweise über den Acker. 39 Piloten gingen auf einem abgeernteten Maisfeld beim Sielenbacher Ortsteil Schafhausen an den Start.
Damit kehrte das Rennen nach einigen Jahren in Raderstetten an den Ort seiner Entstehung zurück. In Schafhausen haben sich, wie Motodrom-Sprecher Werner Stadelmaier berichtete, am Kirchweihsonntag 1977 mehrere motorsportbegeisterte junge Sielenbacher mit ihren Privatautos getroffen, um auf einem Acker ein nicht ganz legales Rennen auszutragen. Im darauffolgenden Jahr wurde die Kirchweihrallye mit den Behörden besprochen und legalisiert: 1978 wurde das Rennen von der Polizei zwar nach einer Stunde vor 200 Zuschauern eingestellt, aber die darauffolgenden Autocross-Veranstaltungen verliefen reibungslos.
Wegen des besseren Wetters wurde die Rallye von Kirchweih im Oktober auf den August verlegt. Am Sonntag fanden sich laut Veranstalter wieder rund 2000 Besucher und Besucherinnen an der Strecke ein. Immer mehr kommen mit großen Traktoranhängern: Auf einer Strecke von 200 Metern stand Hänger an Hänger. Darauf waren zum Teil ganze Wohnzimmer mit Couch und Tisch aufgebaut und boten, wie im Falles des Burschenvereins aus Oberzeitlbach, für rund 20 Personen Platz.
Andere Zuschauer kamen mit Sonnenschirm und Liegestuhl schon 45 Minuten vor Beginn, um sich gute Plätze zu sichern. Simon Brecheisen war mit seinen 83 Jahren bestimmt einer der ältesten Zuschauer. Er war schon öfter in Raderstetten und ist auch diesmal mit seinem Schwiegersohn und Enkel da. "Es ist einfach Kult", sagte Brecheisen. Für die Verpflegung sorgte mit Leberkäsesemmeln, Kuchen und kühlen Getränken der MC Sielenbach.
Die Rennfahrzeuge wurden schon am Samstagabend mit Hängern, Radladern oder mit dem Abschleppseil zum Motodrom gebracht, denn eine Straßenzulassung haben sie nicht mehr. Andreas Obeser, Vorsitzender des MC Sielenbach, hat als einziger der 39 Piloten gleich vier Autos am Start.
Vor dem Rennen ging er mit den Fahrern die neue Strecke ab, die Toni Obeser, auch Keidl genannt, geplant hat – ein Pilot der ersten Stunde. Obeser selbst gab vor Rennbeginn im Fahrerlager seinem Sohn Christian Obeser noch Tipps. Er war nicht der einzige: Viele Väter der jetzigen Fahrer saßen vor rund 30 Jahren selbst am Steuer.
Nach einer Sicherheitsunterweisung und mehreren Trainingsrunden, um die Strecke weiter zu trocknen, gab Rennleiter Stefan Speckner das Startsignal, und Hans Obeser schickte die erste Gruppe der Autos bis 60 PS auf die Strecke. Die Fahrer hatten auf der noch rutschigen und schmierigen Piste reichlich Mühe. Aber von Rennen zu Rennen wurde die Strecke griffiger. Bei den nachfolgenden Gruppen kam es nach harten Zweikämpfen zu ersten Ausfällen. Gerade zum Ende jeder Runde mussten die Fahrer eine Doppelkurve hangabwärts bewältigen, die ihre Tücken hatte.
Fahrer mit eigenem Fanklub
In der Gruppe der Allradfahrzeuge trat Mathias Moser mit der Startnummer 113 und seinem Audi Quattro mit 210 PS an. Er hatte als einziger Fahrer seinen eigenen Fanklub dabei, der auf einer Hebebühne gegenüber dem Fahrerlager platziert war. Moser musste schon im ersten Durchgang sein Fahrzeug mit einem Defekt abstellen. Aber wie die meisten Fahrer hatte auch er mehrere Fahrzeuge dabei und konnte weiter teilnehmen.
Das PS-stärkste Fahrzeug hatte Richard Ankner: ein BMW 740i mit 286 PS. Er musste aber nach dem ersten Durchgang bereits von Richard und seinem Bruder Peter repariert werden.
Dann durften acht Show-Cars einige Runden drehen, zum Beispiel ein zum Stapler umgebautes Auto von Martin Echter oder der Bier-Pick-up von Alexander Biasizzo.
Drei Motorradfahrer stellten das Unimoto Drag Racing vor – eine Sportart aus Amerika mit Motorrädern, die statt des Vorderrads Kufen haben. Georg Huber aus Weichs, einer der Fahrer und ehemaliger Weltmeister, erzählt, entstanden sei sie, als ein Motorradfahrer nach einem Defekt seine Maschine auf Kufen stellte. Ziel ist es, die Maschine auf einer Distanz von rund 30 Metern zu beschleunigen, ohne dass die vordere Kufe den Boden berührt. Mit Leon Mühlbauch aus Stuttgart war ein weiterer ehemaliger Weltmeister dabei. Das Duo wurde verstärkt von Michael Rabe.
Nach diesen Einlagen und einer kurzen Pause traten die Piloten in ihren PS-Klassen zum zweiten Durchgang an, bevor dann um 16 Uhr das Stundenrennen gestartet wurde. Hier gewinnt der Fahrer, der mit ein und demselben Fahrzeug die meisten Runden dreht. Die einzelnen Ergebnisse standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest, werden aber nachgereicht.