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Sainbach/Huaura, Peru: 19-jährige Sainbacherin arbeitet an peruanischer Grundschule

Sainbach/Huaura, Peru

19-jährige Sainbacherin arbeitet an peruanischer Grundschule

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    Marie Grabmann mit der Klasse 1A der integrativen Grundschule, an der sie arbeitet.
    Marie Grabmann mit der Klasse 1A der integrativen Grundschule, an der sie arbeitet. Foto: Maja Suttner

    Frei sein, andere Kulturen kennenlernen und die Welt erkunden – diesen Traum haben viele junge Menschen nach ihrem Schulabschluss. "Wer bin ich und was will ich?", sind Fragen, die junge Erwachsene oft bis ans andere Ende der Welt führen. So war das auch bei Marie Grabmann. Doch die 19-Jährige aus dem Inchenhofener Ortsteil Sainbach wollte nicht nur verreisen, sondern auch etwas Sinnvolles tun. Seit diesem Sommer ist sie für ein dreiviertel Jahr in Peru und absolviert einen Freiwilligendienst in einer Grundschule. 

    Sechs Stunden Zeitverschiebung liegen zwischen Grabmanns Heimat Sainbach und ihrem neuen Wohnort Huaura, einer Kleinstadt an der Pazifikküste nördlich von Lima. Sie sagt, es sei ihr relativ egal gewesen, wohin es geht. Worauf es ihr aber ankam: eine andere Sprache und Mentalität kennenzulernen. Und das kann sie nun als Ergänzungslehrkraft für die Fächer Mathematik, Singen und Tanzen in einer integrativen Grundschule. Diese sei besonders für Kinder mit Defiziten ausgelegt, erklärt Grabmann. Auch für Kinder, die nicht aus der obersten Schicht kämen. In den Pausen hilft sie immer wieder auch im integrativen Kindergarten aus. 

    Über das Augsburger Bistum absolvieren Jugendliche Freiwilligendienste

    Jährlich gehen mehrere junge Erwachsene im Rahmen des Weltfreiwilligendienstes ihres Bistums ins Ausland und engagieren sich sozial. Finanziell wird der Dienst vom Bistum unterstützt. Einen geringen Beitrag steuern die Freiwilligen selbst bei. Als "Glück und Zufall" bezeichnet es Grabmann, dass sie durch Bekannte über ein solches Angebot des Bistums Augsburg gestolpert ist. Nach dem Abitur stand für sie schnell fest, dass sie gerne Lehramt studieren möchte. Auch deshalb reizte sie der Freiwilligendienst in der peruanischen Grundschule. Marie Grabmann sagt, sie habe sich gedacht: "Wenn ich nicht nach dem Abi gehe, dann gar nicht mehr."

    Marie Grabmann absolviert seit Sommer 2022 einen Freiwilligendienst in einer integrativen Grundschule in der peruanischen Stadt Huaura. In ihrer Freizeit erkundet sie die Gegend.
    Marie Grabmann absolviert seit Sommer 2022 einen Freiwilligendienst in einer integrativen Grundschule in der peruanischen Stadt Huaura. In ihrer Freizeit erkundet sie die Gegend. Foto: Maja Suttner

    Freunde und Familie haben sie darin bestärkt, an dem Projekt teilzunehmen, sagt Grabmann. Nur ihre Mutter sei etwas skeptisch gewesen. Ob sie denn wirklich so weit weg gehen müsse, habe sie gefragt. Aber ihr Vater habe ihr direkt versichert: "Wir holen dich auch aus Peru, wenn es dir nicht gefällt."

    Im Mathe- und Tanzunterricht spielt die Sprachbarriere keine Rolle

    Doch bisher zieht Grabmann ein positives Fazit: Ihre Aufgaben erfüllen sie und sie entlaste die Lehrerinnen und Lehrer vor Ort, wo sie kann, erzählt sie. Aktuell unterstütze sie die Klassenlehrerin der 1A, indem sie viel ausschneide, einklebe, schreibe, singe, tanze und erkläre. Besonders viel Spaß machen Marie Grabmann der Mathe- und der Tanzunterricht. Denn bei diesen spiele die Sprachbarriere keine Rolle.

    In ihren Pausen hilft Marie Grabmann immer wieder auch im Kindergarten aus.
    In ihren Pausen hilft Marie Grabmann immer wieder auch im Kindergarten aus. Foto: Maja Suttner

    In ihrer peruanischen Gastfamilie hat sie sich gut eingelebt. Dabei sorgt ein fester Tagesablauf für Struktur. Um circa 6.30 Uhr steht sie auf, macht sich fertig und frühstückt mit ihrer Gastmutter und Gastschwester. Anschließend sammelt Grabmann die Großnichten und den Nachbarsjungen der Gastfamilie ein und bringt die Kinder zur Schule. In der Grundschule sei sie mittlerweile vollkommen integriert und wertgeschätzt. Die Nachmittage und Abende verbringt Grabmann damit, Spanisch zu lernen. Außerdem hilft sie den Gastkindern bei ihren Hausaufgaben, geht Karaoke singen und tanzen – und lernt Land und Kultur kennen. 

    Viele Peruaner freuen sich über Fotos mit den europäischen Jugendlichen

    Generell seien ihre Erwartungen übertroffen worden, sagt Grabmann. Sie habe eine herzliche und große Gastfamilie und vielseitige Aufgaben. Als einzigen negativen Aspekt nennt sie den Umgang mit sogenannten No-Amigos. Auf Deutsch: Menschen, die keine Freunde sind. So werde einem oft nahegelegt, Fremde auf der Straße nicht zu grüßen. Personen, die nicht zur Familie oder dem Freundeskreis gehörten, solle man mit Distanz und Vorsicht gegenübertreten. "Bei einem Zoobesuch in Lima hat mich aber positiv überrascht, wie viel Freude man Jung und Alt bereiten kann, wenn man einem gemeinsamen Foto zustimmt", sagt Grabmann. Ganze Schulklassen hätten sich für "ein Fotoshooting mit den 'weißen Europäern'" zusammengedrängt. 

    Marie Grabmann hat sich in Peru gut eingelebt und fühlt sich sowohl in ihrer Gastfamilie als auch in der Schule, in der sie arbeitet, sehr wohl. Auf die Heimat, ihre Familie und Freunde freut sie sich aber auch.
    Marie Grabmann hat sich in Peru gut eingelebt und fühlt sich sowohl in ihrer Gastfamilie als auch in der Schule, in der sie arbeitet, sehr wohl. Auf die Heimat, ihre Familie und Freunde freut sie sich aber auch. Foto: Maja Suttner

    Marie Grabmann freut sich aber auch schon auf zu Hause, ihre Familie und Freunde. Sie ist in ihrer Heimat gut eingebunden, etwa bei der Feuerwehr, den Ministranten, Schützen oder im Orchester. Ihre Freunde hätten versprochen, sie nicht zu vergessen. Eine schöne Aussicht für Grabmann: Rechtzeitig zum Kühbacher Brauereifest im Mai wird sie wieder zurück zu sein. 

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