Beste Laune herrschte beim Veranstalter der Historischen Tage auf Schloss Scherneck (Gemeinde Rehling), die über die Tage des Pfingstwochenendes zig Tausende Besucher und Besucherinnen aus nah und fern angezogen hatten. Hauptorganisatorin Sabine Nötzel strahlte deshalb mit der Sonne um die Wette. Pünktlich zum Start am Samstag machte der Regen eine Pause, und bis auf ein kurzes Gewitter herrschte bis zum Abschluss der Veranstaltung Kaiserwetter.
Wie nah aber Freud und Leid auch bei solchen Veranstaltungen beieinanderliegen, zeigte sich gleich am ersten Tag. Nach dem Aufmarsch aller Mitwirkenden vor dem Schloss verkündete der Herold eine traurige Nachricht: Zwei Tage zuvor war ein aktives Mitglied der Mittelalterfreunde Mainbach ganz plötzlich im Alter von erst 40 Jahren gestorben. Die Mittelalterfreunde kamen dennoch nach Scherneck und waren sich sicher, das wäre im Sinne des Verstorbenen gewesen. Zum Gedenken an ihn senkten sich bei einer Schweigeminute die Fahnen und Standarten – ein ergreifender Moment für alle Anwesenden.
An den Feiertagen strömen die Besucher in Massen nach Scherneck bei Rehling
Nach diesem nicht eingeplanten Programmpunkt begann das Lagerleben. Überall gab es etwas zu sehen, zu bestaunen und zu kaufen. War der Besuch zum Auftakt noch etwas verhalten, strömten die Besucher an den beiden Pfingstfeiertagen in Massen auf das Schlossareal.
Nicht nur der Ausschank von kühlen Getränken war durch den Ansturm gefordert. Auch die Essensstände hatten alle Hände voll zu tun, um Grillspezialitäten wie Feuerwürste, Flammkuchen oder italienische Spezialitäten zu servieren. Überall bildeten sich Schlangen.
Zu finden waren auch historische Kleidung – Gewand genannt –, Schmuck und Accessoires sowie passende Ausstattung für Kinder wie Holzschwerter, Helme oder kleine Rüstungen.
Besonders fasziniert waren die Kinder von den Schwertkampfdemonstrationen oder Einlagen mit Turnierpferden, Schlangen oder Greifvögeln.
Körperliche Höchstleistungen bei den sommerlichen Temperaturen erbrachte die Schwertkampftruppe Die Eisenteufel aus Poing bei München. In Kämpfen Mann gegen Mann (und auch Frau) demonstrierten sie echten Schwertkampf.
Historische Tage auf Scherneck: Kämpfer haben einiges an Gewicht zu tragen
Schon beim Ankleiden der Akteure war zu erahnen, welche Last sie zu tragen hatten. Allein ein Kettenhemd bringt 16 Kilogramm Gewicht auf die Waage, dazu Beinschutz, Handschuhe, Helm, Schwert und Schild, sodass über 30 Kilogramm zusätzlich zum Körpergewicht im Kampf zu tragen sind. Die Kämpfe wirkten echt, furchterregend und zugleich spektakulär. Die Eisenteufel gibt es bereits seit acht Jahren. Zwei- bis dreimal wöchentlich trainieren sie. Die Choreografie muss bei jedem Kampf genau beachtet werden, um Unfälle zu vermeiden, war zu hören.
Ebenso spektakulär waren die täglichen Fechtduelle bei den Kanonen vor dem Schloss mit Blick auf Augsburg und die Alpenwelt. Hier waren die "Jakobitischen Highlander und die Rotröcke der Krone und seiner Majestät" zu bestaunen, die um die Ehre und Vormachtstellung im Königreich kämpften.
Viel ruhiger, aber nicht weniger interessant war die Präsentation von Schlangen. Eine ausgewachsene Boa, Königsnattern und andere Artgenossen konnten die Gäste streicheln oder sich um den Hals legen, was besonders die Kinder faszinierte.
Ein "Star" auf dem Gelände war ein Weißkopfseeadler namens Laika, der neben anderen Tieren des Greifvogelparks Menter in Konzenberg (nahe Burgau) die Blicke auf sich zog. Der zwölfjährige Flugkünstler mit seiner markanten weißen Fiederung des Kopfes wiegt 6,5 Kilogramm und hat eine Spannweite von rund 1,8 Metern. Er liebt als Speise besonders Fisch, Rehkeule, Hase oder Meerschweinchen. Schnappschüsse mit dem mächtigen Adler waren für viele ein Höhepunkt. Viel Beachtung fanden aber auch ein Schopfkarakara, ein Geierfalke aus Südamerika, Jagdfalken, Wüstenbussard, Buntfalke oder Kuckuckskauz.
Nicht zu überhören auf Scherneck: die Schepperer
Weithin hörbar war eine Musikgruppe, die heuer ihren zweiten Auftritt in Scherneck hatte. Die Schepperer waren als wilde Spielweiber und Wandermusiker angekündigt, und ihre Auftritte waren wirklich wild und vor allem laut. Mit Trommeln, Dudelsack und Sackpfeifen animierten sie viele zum Mittanzen.
Gaukler, Diabolo-Künstler, Tänzer des Fürsten, Schlangentanz oder Kampfkunst zu Pferde – es war immer wieder etwas Unterhaltsames geboten. Ritter und Edelleut' gaben Einblick in ihre Lager. Zwischendurch luden die Bänke unter den Linden im Schlosshof zu einer Ruhepause ein, um sich dann wieder in den Trubel der "Anderswelt" zu stürzen.
Für die Teilnehmer begann dann am Montag der Abbau, das nächste Ziel bereits vor Augen: Ein ähnliches Mittelalterspektakel findet am Wasserschloss Sandizell von Donnerstag, 30. Mai (Fronleichnam), bis Sonntag, 2. Juni, statt.