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Oberach unter Wasser: Die Katastrophe soll sich nicht wiederholen
![Die Gemeinde Rehling möchte die Hochwasserkatastrophe in Oberach aufarbeiten. Dort standen weite Teile des Ortes am 2. Juni innerhalb kürzester Zeit unter Wasser. Die Gemeinde Rehling möchte die Hochwasserkatastrophe in Oberach aufarbeiten. Dort standen weite Teile des Ortes am 2. Juni innerhalb kürzester Zeit unter Wasser.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Die Überschwemmung des Rehlinger Ortsteils ist Thema im Gemeinderat. Dabei geht es um Kritik Betroffener und die Frage, ob die Flut hätte verhindert werden können.
Die Überschwemmungskatastrophe im Rehlinger Ortsteil Oberach hat die Menschen in der Nacht zum 2. Juni fast im Schlaf überrascht und immense Schäden angerichtet. Hätte sie verhindert werden können? Und vor allen Dingen: Wie lässt sich ein zweites Unglück dieser Art vermeiden? Mit diesen Fragen beschäftigte sich am Donnerstagabend der Rehlinger Gemeinderat.
Bürgermeister Christoph Aidelsburger hatte sich am Hochwasserwochenende urlaubsbedingt im Ausland befunden. Dort machte er sich viele Gedanken zu dem Unwetter in der Heimat, wie er in der Sitzung bekannte. Er stellte fest: "Man kann nur hoffen, dass wir solche Bilder in Rehling so schnell nicht wieder sehen müssen.“ Was die Ursache anbelangt, kam er zu einem eindeutigen Schluss.
![Dauerregen: Das Hochwasser im Landkreis Aichach-Friedberg in Bildern Dauerregen Starkregen Hochwasser Überschwemmung Oberach Rehling Besonders schlimm hat es diese landwirtschaftliche Hofstelle im Rehlinger Ortsteil Oberach erwischt. Dort mussten rund 100 Kälber und Rinder gerettet werden.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Aidelsburger hat sich inzwischen ausgiebig mit der gesamten Situation befasst und viele Informationen eingeholt: von seinen beiden Bürgermeister-Stellvertretern Ignaz Strobl und Silvia Huber, von Bauhofmitarbeitern und von direkt Betroffenen. Er resümierte: Die Katastrophe sei nicht vorhersehbar gewesen.
Menschen sind bei der Flut in Oberach nicht zu Schaden gekommen
Wichtig ist aus Sicht des Bürgermeisters vor allem, dass keine Personenschäden zu beklagen waren. Der Hilfseinsatz sei reibungslos abgelaufen, wenn auch in der Hektik vielleicht nicht alles geklappt habe. Doch es habe sich um einen bislang unbekannte Ausnahmesituation gehandelt und einen Katastrophenfall, der den ganzen Landkreis in Atem gehalten habe. Er sei trotz der enormen Sachschäden insgesamt zu einem guten Ende geführt worden, bilanzierte Aidelsburger.
Das bekräftigten seine Stellvertreter Strobl und Huber, die von ihren persönlichen Erlebnissen vor Ort und im Krisenzentrum, das am Kreisverkehr aufgebaut war, berichteten. Von dort aus leiteten die Rehlinger Feuerwehrkommandanten die Einsätze. Gut gelaufen sind nach Schilderung der Stellvertreter die Einsätze in Eigeninitiative bei der Kläranlage. Dort halfen Landwirte mit ihren Traktoren und Zapfwellenpumpen beim Spülen der Leitungen, um den Wasserabfluss in Oberach zu beschleunigen. Auch der Trinkwasserbrunnen III im Lechfeld (Flachbrunnen) wurde vorsorglich vom Netz genommen. Strobl betonte: „Die Solidarität war einzigartig, es war eine Katastrophe, die niemand vorhersehen konnte."
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Silvia Huber bestätigte, dass viele Helferinnen und Helfer am Limit waren. Sie hatte mit vielen Betroffenen gesprochen. Dabei wurden Kritik laut, dass Alarmierungen nicht optimal gelaufen seien. Auch wurde der Zeitpunkt der Umleitung der Flutwelle in den Flutgraben als verspätet bezeichnet. Mittels eines Schiebers kann bei Anwalting das Wasser der Ach zum Flutgraben abgesperrt und bei Hochwasser, wie in diesem Fall erfolgt, geöffnet werden, um den Ach-Pegel niedriger zu halten. Bürgermeister Aidelsburger kündigte ein Gespräch mit allen Beteiligten an, angefangen vom Kreisbrandrat, den Rehlinger Feuerwehrkommandanten, seinen Stellvertretern und weiteren Personen, die bei der Aufarbeitung mithelfen könnten.
In dieser Runde soll dargelegt werden, was gut oder schlecht gelaufen ist. Dahinter soll laut Aidelsburger aber stets die Erkenntnis stehen, dass eine Kommune für ein Ereignis derartigen Ausmaßes nicht gerüstet sei. Im Lechfeld ist das Grundwasser in einer Woche um 1,7 Meter gestiegen. Ein solcher Anstieg wurde noch nie zuvor in den 40 Jahren der Messungen festgestellt. Laut Bürgermeister wird geprüft, ob weitere Sandsäcke deponiert werden sollen. Kamerabefahrungen zum Kanalspülen sind bereits in Auftrag gegeben, nachdem noch außergewöhnlich viel Wasser zur Kläranlage strömt und die Ursache dafür gesucht werden muss.
Der Flutgraben soll jetzt saniert werden
Robert Happacher informierte über ein Gespräch mit einem Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes, der dringend eine Sanierung des Flutgrabens fordert. Das Flussbett müsse gereinigt, die Ufer höher angeböscht werden, um ein Überschwappen auf die Felder und den Wasserabfluss hin zur Ortschaft zu verhindern. Aus dem Gremium kam die Forderung, dass die Uferböschungen künftig so gestaltet sein müssten, dass Hochwasser zum Lechfeld hin überlaufen muss, um Oberach besser schützen zu können.
![Unmittelbar neben dem Sportplatz, 500 Meter von der Bebauung im Oberacher Riedweg entfernt, verläuft der Flutgraben. Er zweigt bei Anwalting (Affing) von der Friedberger Ach ab und mündet nordwestlich von Todtenweis wieder in diese zurück. Unmittelbar neben dem Sportplatz, 500 Meter von der Bebauung im Oberacher Riedweg entfernt, verläuft der Flutgraben. Er zweigt bei Anwalting (Affing) von der Friedberger Ach ab und mündet nordwestlich von Todtenweis wieder in diese zurück.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Dieses Thema wird die Gemeinde und das Wasserwirtschaftsamt weiter beschäftigen. Denn Betroffene, wie die in der Sitzung anwesende Familie Paul Haider, machten klar, sie erwarteten dringend Maßnahmen, dass so etwas nie mehr passiere. Im gleichen Atemzug sprach Haider allen Helfern seine Hochachtung für ihren Einsatz aus und zeigte sich persönlich froh darüber, "solch wichtige Entscheidungen bei Notfällen nicht selbst treffen zu müssen“.
Wie Aidelsburger berichtete, dass viele Menschen im Rathaus nicht nur um Hilfe bei der Antragstellung von Soforthilfen suchen, sondern auch, um sich bei den Feuerwehrleuten für den selbstlosen Einsatz in allen Lagen zu bedanken. Auch er dankte allen Helfern, den Landwirten und den Feuerwehrkräften, die bei den vielen Einsätzen teils rund um die Uhr an ihre Grenzen gekommen seien. Sein Dank bezog sich auch auf die auswärtigen Hilfskräfte von Feuerwehren, Technischem Hilfswerk und Rettungsdienst.
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