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Pöttmes: Personalengpass im Kinderhaus Handzell: Eltern helfen aus

Pöttmes

Personalengpass im Kinderhaus Handzell: Eltern helfen aus

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    Im Kinderhaus Wurzelkinder in Handzell gibt es seit Längerem immer wieder Personalengpässe. Zeitweise musste eine Gruppe ganz geschlossen werden.
    Im Kinderhaus Wurzelkinder in Handzell gibt es seit Längerem immer wieder Personalengpässe. Zeitweise musste eine Gruppe ganz geschlossen werden. Foto: Inge von Wenczowski (Archivbild)

    In immer mehr Kinderbetreuungseinrichtungen im Landkreis Aichach-Friedberg wird das Personal knapp. Zuletzt herrschte im Kindergarten Holzgarten in Aichach Notbetrieb. Auch im Kinderhaus Wurzelkinder im Pöttmeser Ortsteil Handzell gibt es seit Längerem Personalprobleme. Dort helfen nun Eltern ehrenamtlich aus, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.

    Der Personalengpass besteht seit vielen Monaten. Mitte Oktober spitzte sich die Lage so zu, dass eine Gruppe für sechs Tage geschlossen werden musste. Zuvor hatte das Kinderhaus personelle Unterstützung von anderen Kitas im Gemeindegebiet bekommen, wie die stellvertretende Leiterin, Andrea Lichtenstern, berichtet. Weil man nicht immer wieder dieselbe Gruppe habe schließen wollen, sei ein Notfallplan für das ganze Kinderhaus erarbeitet worden.

    Ein Notfallplan regelt im Kinderhaus Handzell, welche Kinder betreut werden

    Er regelt, welche Kinder bei angespannter Personallage im Kinderhaus betreut werden: Vorschulkinder, Kinder von Alleinerziehenden und Kinder von zwei berufstätigen Eltern. Aufgrund vorgeschriebener Betreuungsschlüssel kann ein immer kleinerer Kreis an Beschäftigten sich nicht um unbegrenzt viele Kinder kümmern.

    Von neun Mitarbeiterinnen waren am Freitag sieben da, wie Lichtenstern im Gespräch mit unserer Redaktion sagte. 77 Kinder besuchen das Kinderhaus Wurzelkinder. Derzeit werden alle von ihnen betreut. Damit das so bleibt, helfen inzwischen häufiger zwei Eltern kurzfristig mit, wenn es im Kinderhaus personell knapp wird.

    Eltern helfen im Kinderhaus Wurzelkinder auf ehrenamtlicher Basis mit

    Die Eltern arbeiten auf ehrenamtlicher Basis. Sie haben einen Vertrag und erhalten eine geringe Aufwandsentschädigung pro Tag. Dennoch muss immer eine pädagogische Fachkraft zur Verfügung stehen. Die Einrichtung selbst wie auch der Markt Pöttmes suchen seit Längerem nach Verstärkung. Die stellvertretende Leiterin hofft, dass sich die Lage ab Anfang 2023 normalisiert. Eine Hoffnung, die Sandy Lichtblau, Geschäftsstellenleiterin im Rathaus, teilt. Beide berichten von großen Problemen, Kinderbetreuungspersonal zu finden. Andrea Lichtenstern ist der Ansicht: "Man müsste mehr Werbung für diesen Beruf machen, (...) in den Schulen ansetzen, bevor die Jugendlichen sich entscheiden." Es sei ein schöner, abwechslungsreicher Beruf, schwärmt sie.

    Notfallplan im Kinderhaus Handzell sorgt bei Eltern für Wirbel

    Elternbeiratsvorsitzender Stefan Heier plädiert dafür, bei der Personalakquise die Vorzüge des Handzeller Kinderhauses mehr herauszustellen. Von Elternseite kam zudem der Vorschlag, Erzieherinnen in Elternzeit zumindest in Teilzeit zurückzuholen und ein einrichtungsübergreifendes Springersystem einzurichten.

    Im Moment sei die Lage "fragil ruhig", sagt Heier. Doch ein einziger Krankheitsfall könne alles zum Erliegen bringen. Dann stünden Eltern wieder ohne Kinderbetreuung da und fehlten ungeplant in der Arbeit, so die Sorge. Heier verhehlt nicht, dass über den Notfallplan emotional diskutiert wurde: "Er kam ein bisschen plötzlich." Dennoch bricht er eine Lanze für das Personal: "Die tun alles, dass es funktioniert." Die Kinder seien im Kinderhaus "gut aufgehoben".

    Bürgerblock beantragt Einführung eines Fachbeirats für Kitas

    In den vergangenen Wochen kam es zu Treffen in unterschiedlichen Zusammensetzungen zwischen Kindergartenleitung, Elternbeirat, Eltern sowie Vertretern von Gemeinde und Gemeinderat. Die CWG nahm die Ereignisse zum Anlass für eine außerordentliche Fraktionssitzung in Handzell - "um uns Informationen aus erster Hand zu holen", so Fraktionssprecher Alwin Wagner. Bei den Gesprächen wurde Teilnehmern zufolge immer wieder kritisiert, dass mehrere Seiten sich nicht oder nicht genug informiert beziehungsweise eingebunden fühlten.

    Aus all dem resultierte am Donnerstag ein Antrag des Bürgerblocks im Marktgemeinderat, einen Fachbeirat der Kindertageseinrichtungen einzuführen. Er hat eine beratende Funktion und soll Themen aus den Kitas vorbesprechen, Lösungsvorschläge erarbeiten und Empfehlungen an den Gemeinderat beziehungsweise die Ausschüsse abgeben, wie Fraktionssprecher Thomas Golling erläuterte.

    Fachbeirat soll künftig bei Gruppenschließungen in Kitas mitreden

    Dem Fachbeirat sollen die Leitung und mindestens eine Vertreterin oder ein Vertreter der Eltern der jeweiligen Einrichtung, mindestens ein Vertreter des Trägers, die Referentin für Kindergarten und Soziales, Marina Mörmann, und gegebenenfalls Mitglieder der Fraktionen angehören. Der Vorschlag lautet, dass sich das Gremium viermal im Jahr trifft, bei dringlichen Themen auch kurzfristig.

    Golling sagte: "Wir sehen als Gemeinderäte oft nicht: Was brauchen die Eltern oder die Einrichtungen?" Zu den Themenfeldern des Beirats sollen unter anderem die Unterstützung des Trägers im Bemühen um Personal gehören, die Mitsprache bei den Fahrplänen und Fahrtkosten des Kindergartenbusses, bei Änderungen der Öffnungs- und Schließzeiten oder beim Wechsel des Betreuungsangebots wie Engpässen oder Schließungen von Gruppen. Auch die Information der Eltern soll zu den Aufgaben zählen.

    "Damit werden die Entscheidungen bezüglich der Kindertageseinrichtung für alle Beteiligten transparenter", hieß es im Antrag des Bürgerblocks. "Auch unnötige Diskussionen oder gar Schließungen könnten früher beendet oder gar abgewendet werden." Im Gemeinderat erntete der Antrag einhellige Zustimmung. Auch Stefan Heier findet den Fachbeirat "super, das ist ein Austausch, den es bis jetzt nicht gab".

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