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Pöttmes: Historisches Marktfest: Pöttmes ist fest in der Hand von Hexen und Handwerkern, Gauklern und Tänzern

Pöttmes

Historisches Marktfest: Pöttmes ist fest in der Hand von Hexen und Handwerkern, Gauklern und Tänzern

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    Christoph Kühnle und Wüstenbussard Nora begeisterten die Zuschauer der Falknerei-Flugshow.
    Christoph Kühnle und Wüstenbussard Nora begeisterten die Zuschauer der Falknerei-Flugshow. Foto: Andrea Hammerl

    Hexe und Taschenspieler, Bettlerin und Ritter, Handwerker und Händler, Musiker, Tänzer, Nachtwächter und Falkner – es ist eine bunte Schar, die den Pöttmeser Marktplatz für ein Wochenende beim Historischen ins Mittelalter zurückversetzt. Immer wieder ziehen De Schepperer, Marktwache oder Trommlergruppen der Torwachen lautstark über den Marktplatz. Das historische Karussell, ein Nachbau nach Originalplänen von 1615, dreht sich mittels Muskelkraft und überall gibt es Gaumenschmankerl von anno dazumal – oder zumindest nachempfundene. Nach dem gelungenen Auftakt am Freitagabend sind am Samstagnachmittag sind vor allem Familien mit Kindern auf dem historischen Marktfest unterwegs – bis gegen 17.30 Uhr dicke Wolken aufziehen. Doch bis dahin herrscht beste Stimmung unter den Besucherinnen und Besuchern, die Prioritäten setzen müssen, so viele interessante Programmpunkte sind geboten.

    Wer sich an den Biertischen vor der zentralen Bühne niedergelassen hat, bekommt schon mal einiges mit, ohne sich selbst bewegen zu müssen. Ob orientalischer Tanz von „Isis“ oder Tänze der Mittelalterfreunde Aichach, Vokalmusik von „Audite Gentes“, Zigeunertanz von „Ahsas Welt“ oder Schlangentanz mit Samira – die Zuschauer kommen auf ihre Kosten.

    Dicht umlagert war die Hexe Beltana, als sie mit Hilfe zahlreicher Kinder vor der Hauptbühne ihren Zaubertrank braute.
    Dicht umlagert war die Hexe Beltana, als sie mit Hilfe zahlreicher Kinder vor der Hauptbühne ihren Zaubertrank braute. Foto: Andrea Hammerl

    Hexe Beltana verzaubert die Pöttmeser

    Hexe Beltana geht mit ihrem überwiegend jungen Publikum auf Tuchfühlung und braut vor der Bühne ihren Zaubertrank – natürlich mit Hilfe der Kinder, die ganz laut „Simsalabim“ rufen müssen, damit der Trank, der Beltana feuerfest machen soll, auch wirklich gelingt. „Der Trank muss gut werden, sonst hat Pöttmes gleich seine Hexenverbrennung“, meint Beltana verschwörerisch. Das will sie genauso wenig riskieren, wie jemanden am Henkersstrick aufzuhängen, denn „die Marktmeisterin schaut schon rüber“. So ein echter Henkersstrick, dem magische Kräfte nachgesagt werden, muss natürlich mit hinein in den Trank, als Geschmacksverstärker noch grüne Knollenblätterpilzkugeln. Ihre abschließende kleine Feuershow zeigt Beltana lieber auf der Bühne, weil der Wind immer stärker bläst.

    Richie, der Britannier, stammt aus Südlondon und begeisterte seine Zuschauer nicht nur mit allerlei Taschenspielertricks, sondern auch seinem Akzent samt unnachahmlich rollendem „R“.
    Richie, der Britannier, stammt aus Südlondon und begeisterte seine Zuschauer nicht nur mit allerlei Taschenspielertricks, sondern auch seinem Akzent samt unnachahmlich rollendem „R“. Foto: Andrea Hammerl

    Der wird auch der Falknerei zum Verhängnis. Jutta und Christoph Kühnle zeigen im Schlossgarten aus Sicherheitsgründen ein reduziertes Programm überwiegend an der Flugleine, doch auch das hat es in sich. Steppenadlerdame Dara beeindruckt mit fast zwei Meter Flügelspannbreite, der zweijährige Wüstenbussard Nora muss noch üben, von einer Faust zur anderen zu fliegen. Falke Shakira gelingt mühelos der Flug zwischen zwei Jugendlichen hindurch, die sich gegenüberstehen und den Abstand immer weiter verringern. „Da sieht man, wie sich der Vogel verbiegen kann“, kommentiert Christoph Kühnle, der jede Menge Interessantes über Raubvögel und Falknerei zu erzählen hat.

    Handwerker und Taschenspieler zeigen ihre Kunst in Pöttmes

    Ein Sarwärker stellt Kettenhemden her, weitere historische Handwerkskunst vom Schmied über Drechsler bis zur Korbmacherin ist im Handwerkerhof zu finden. Hier haben sich auch die Lechstädter Taschenspieler ein ruhiges Plätzchen gesucht, wo sie ihr ständig wechselndes Publikum mit allerlei Tricks, ob mit Karten, Würfeln, Seilen oder Kugeln verblüffen. Richie, der Britannier, zaubert Knoten in sein Seil und entfernt sie genauso schnell wieder, lässt seine Zuschauer mitzählen oder bietet ihnen einen Sehtest an – amüsant und temporeich. Magic Pit aus Augsburg lässt ein Ei unter der eigenen Achsel verschwinden und holt es wenige Sekunden später als Spiegelei wieder hervor. „Jubel!“.

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    Am Samstag geht die Zeitreise in Pöttmes weiter. Viele Besucherinnen und Besucher feiern ausgelassen ein buntes Fest. Der Samstag in Bildern.

    Was das historische Marktfest in Pöttmes auszeichnet, ist das Familiäre, die herzliche Atmosphäre, die Gelassenheit, die die Akteure ausstrahlen. Hier sind kaum kommerzielle Stände vertreten, sondern Vereine und lokale Verbände beziehungsweise Gruppierungen. Die Gumppenberger Jäger bieten Rehbraten an, das Jugendparlament einfaches Büchsenwerfen, die Katholische Erwachsenenbildung betreibt das historische Karussell, unterstützt von Anschiebern aus einer örtlichen Taekwondo-Schule. Die BRK-Bereitschaft serviert Schmalzbrote und Wein. Gegenüber sitzt eine Bettlerin. Monika Leis hat sich selbst geschminkt. Ihrem Namen mache sie keine Ehre, sagt sie lachend: „Ich bin nicht leise.“ Wenn die Stimme nicht mehr mitmacht, hebt sie ihr Ersatzschild hoch, auf dem zu lesen ist: „Bin arm, lahm und stumm – für’n Taler a Danke summ“.

    Sogar ein Preuße hat sich nach Pöttmes verirrt

    Auch die Besucher sind größtenteils mittelalterlich gewandet. Ein Mönch und eine gutbürgerlich gewandete Dame trinken vertraut Wein am Tisch bei der Jägerschaft. „Wir gehen dann getrennte Wege“, versichert Marion treuherzig, ihr Andreas stutzt kurz und schmunzelt dann. Sogar ein Preuße hat sich nach Pöttmes verirrt. Mit Dreispitz und Uniformrock scheint Manfred Fuhrmann nicht recht hierher zu passen. „Er ist erst seit Oktober eingebürgert“, erzählt Hedwig Bolzer lachend. In Nordrhein-Westfalen gibt es keine historischen Feste. „Wir feiern Karneval“, sagt er trocken.

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