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Petersdorf: Wie in Petersdorf die Landjugend und der Bauwagen zusammengehören

Petersdorf

Wie in Petersdorf die Landjugend und der Bauwagen zusammengehören

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    Mit dem Bauwagen Alsmoos verbindet jeder seine eigene Geschichte: Anton und Maria Brecheisen (hinten, von links) kennen sie alle. Bernhard und Nicole Dormayr (hintere Reihe Mitte) haben sich einst beim Bauwagen kennengelernt. Hubert Völkl (rechts) ist unter anderem für das leibliche Wohl beim Bauwagen zuständig. Maxim Hofreiter und Patrick Polzmacher (vorne, von links) versuchen den Nachwuchs zu akquirieren – auch für den Jugendtreff der Landjugend im Gemeindezentrum.
    Mit dem Bauwagen Alsmoos verbindet jeder seine eigene Geschichte: Anton und Maria Brecheisen (hinten, von links) kennen sie alle. Bernhard und Nicole Dormayr (hintere Reihe Mitte) haben sich einst beim Bauwagen kennengelernt. Hubert Völkl (rechts) ist unter anderem für das leibliche Wohl beim Bauwagen zuständig. Maxim Hofreiter und Patrick Polzmacher (vorne, von links) versuchen den Nachwuchs zu akquirieren – auch für den Jugendtreff der Landjugend im Gemeindezentrum. Foto: Stefanie Brand

    Maria und Anton Brecheisen sind vom Bauwagen in Alsmoos – dem „Bauwong Oismoos“, wie man vor Ort sagt – nicht wegzudenken. Das Ehepaar war immer da und wird es auch bleiben – unter anderem um nach dem Rechten zu sehen, aber auch, um zu reden.

    Morgens dreht Anton Brecheisen seine Runde, guckt auf dem Nachbargrundstück, wo der Bauwagen der Landjugend steht, alles in Ordnung ist. Wenn er tagsüber ein ungewöhnliches Geräusch bemerkt, klettert der 80-Jährige auf die Leiter, um über seine Hecke zu schauen. Spätabends, wenn gemeinsam gefeiert wird, ist Anton Brecheisen ebenfalls vor Ort und hat auch hier und da schon mal diejenigen zugedeckt, die zwar noch ein Plätzchen zum Schlafen, aber keine Decke mehr gefunden haben.

    Maria und Anton Brecheisen sind nicht nur Nachbarn des Grundstücks, auf dem der Bauwagen steht. Sie gehören auch dazu, wie sich unschwer am Geburtstagsbaum von Anton Brecheisen erkennen lässt. Die Engagierten beim Bauwong Oismoos haben dem Jubilar zum 80. Geburtstag einen eigenen Baum gestellt.
    Maria und Anton Brecheisen sind nicht nur Nachbarn des Grundstücks, auf dem der Bauwagen steht. Sie gehören auch dazu, wie sich unschwer am Geburtstagsbaum von Anton Brecheisen erkennen lässt. Die Engagierten beim Bauwong Oismoos haben dem Jubilar zum 80. Geburtstag einen eigenen Baum gestellt. Foto: Stefanie Brand

    Morgens ist dann auch Maria Brecheisen im Einsatz. Sie bringt Kaffee und Frühstück. Das Paar hilft mit Geschirr, Besteck und Wäsche aus, steht der Clique mit Rat und Tat in allen Lebenslagen zur Seite und heizt sogar den Holzofen an, damit die jungen Leute es schon beim Eintreffen im Bauwagen schön warm haben. Doch Maria und Anton Brecheisen umsorgen nicht nur die Leute, die sich beim Bauwagen treffen – sie gehören dazu, unterstützen gern und schätzen, was hier aufgebaut wurde. „Wir wären froh gewesen, wenn wir früher so eine Möglichkeit gehabt hätten“, verrät Maria Brecheisen, während sie sich alte Bilder aus der Bauwagen-Vergangenheit ansieht.

    Wer sich im Petersdorfer Bauwagen trifft

    Patrick Polzmacher vom Bauwagen-Team sagt lachend: „Wer mit den beiden nicht auskommt, muss gehen.“ Er unterstreicht damit auch, wie sehr das Urteil von Maria und Anton Brecheisen zählt. Kein Wunder – schließlich hat das Paar jeden Schritt der Bauwagenclique miterlebt. Doch wer trifft sich eigentlich heute am Bauwagen? Ganz grob umrissen muss es wohl eine Gruppe von 16- bis 40-Jährigen sein, lässt sich im Gespräch aufschnappen, doch in Erzählungen wird klar, dass am Bauwagen jeder willkommen ist – und der Nachwuchs der Bauwagenclique quasi schon per Geburt dazugehört.

    Wenn’s zu kalt ist, um draußen gemeinsame Zeit zu verbringen, bietet der Bauwagen eine gemütliche Anlaufstelle. Möchte die Jugend unter sich sein, hat der Jugendtreff im Gemeindezentrum freitags geöffnet.
    Wenn’s zu kalt ist, um draußen gemeinsame Zeit zu verbringen, bietet der Bauwagen eine gemütliche Anlaufstelle. Möchte die Jugend unter sich sein, hat der Jugendtreff im Gemeindezentrum freitags geöffnet. Foto: Stefanie Brand

    Jeden Abend ab etwa 20 Uhr ist jemand vom harten Kern der Bauwagenclique vor Ort – manchmal sind sie auch schon nachmittags dort. Dann passieren Fahrradfahrer oder Traktorfahrer das gemütlich ausgestattete Grundstück und stoßen einfach dazu – um Rast zu machen, etwas zu trinken oder zu ratschen. Mit einem freundlichen „kim rei und hock di her“ beginnen dann gemütliche Nachmittage und Abende. Die haben für die Jüngeren sogar noch einen Lerneffekt, denn auch über die Herausforderungen beim Hausbau und die Tücken des Trockenbaus wird am Bauwagen diskutiert.

    Die Katholische Landjugend und der Oismooser Bauwogn

    Mit dem Kauf des Bauwagens, der am 3. Februar 1990 für 550 D-Mark in Mainbach erworben wurde, entstand quasi ein eigenes „Vereinsheim“. Es wurde bereits im Jahr 1992 dorthin gezogen, wo der Bauwagen noch heute steht: in die Von-Schaezler-Straße in Alsmoos. In den Anfangszeiten wurde dort noch über der Kerze gekocht. Mittlerweile gibt es Strom, eine neue Holzhütte, eine Feuerstelle und eine gemütliche Holz-Sitzmöglichkeit unter den Bäumen, die die ersten Akteure der Bauwagen-Clique einst selbst gepflanzt haben. Auch ein Abteil des alten Bauhofs gehört heute zum Bauwagen, das als Lagerort dient und in dem es Sanitäranlagen gibt.

    Mit der Entwicklung des Grundstücks geht auch eine Entwicklung einher, mit der aus zwei Gruppen eine wurde. Ursprünglich wollten die Gründerinnen und Gründer des Bauwogn Oismoos eine Alternative zur Katholischen Landjugend sein, die bereits 1958 gegründet wurde. Pfarrer Alfons Häfele aus Stotzard und der Petersdorfer Franz Bürger trugen damals zur Gründung der Ortsgruppe bei, deren Vergangenheit auch von der Suche nach einer geeigneten Unterkunft gezeichnet war. Die Gebersdorfer Sandgrube bot den Jugendlichen in den Sommermonaten eine Anlaufstelle. Räumlichkeiten bezog die KLJB im Pfarrhaus, in der ehemaligen Lehrerwohnung an der Alsmooser Schule und im Pfarrheim. Heute befindet sich das offizielle Vereinsheim im Untergeschoss des Gemeindezentrums. Mit der Zeit zeigte sich immer deutlicher: Bei der Landjugend und im Bauwagen treffen sich dieselben Leute.

    Der Bauwagen ist ein Treffpunkt im Ort. Die Gruppe, die sich dahinter verbirgt, die Katholische Landjugend, ist im Veranstaltungskalender der Gemeinde als Organisator nicht mehr wegzudenken. Zum traditionellen Jaudusfeuer organisiert die Landjugend regelmäßig ein großes Fest, das Vatertags-Weißwurstfrühstück hat ebenfalls Tradition. An Weihnachten rückt die Landjugend zum Nikolausdienst aus und zum Glühweinmarkt laden sie dann ebenfalls wieder an den Bauwagen. Eben dort wird auch stets für einen guten Zweck gesammelt – nämlich Kronkorken, um diese in die Taxa-Hütt‘n zu bringen. Der Gegenwert der Kronkorken, die bei einem Altmetallhändler zu Geld gemacht werden, wird an die Deutsche Kinderkrebsstiftung gespendet.

    Gemütlich hat’s die Clique nicht nur im Bauwagen, sondern auch draußen.
    Gemütlich hat’s die Clique nicht nur im Bauwagen, sondern auch draußen. Foto: Stefanie Brand

    Streng genommen gibt es für die Mitglieder der Landjugend allerdings zwei Spielstätten, denn der offizielle Treff befindet sich im Gemeindezentrum in der Aichacher Straße 1. Die Räumlichkeiten im Keller wurden zwischenzeitlich so hergerichtet, dass Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren diesen mittwochs zwischen 16 und 19 Uhr besuchen dürfen. Freitags ab 17 Uhr sollen dieselben Räume – mit Billardtisch, Dartscheibe, Bar, Küche und Sitzmöglichkeiten – Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren anlocken, die der Landjugend-Nachwuchs von morgen sein könnten, erklärt Landjugend-Vorsitzender Maxim Hofberger, dessen Vater bereits Gründungsmitglied beim Bauwagen war. Der Unterschied der zwei Anlaufstellen? In den Räumlichkeiten im Gemeindezentrum können die jungen Leute unter sich sein – und wer will, kann austesten, ob auch die Bauwagenclique das ist, was man sich in seiner Freizeit wünscht.

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