Alles ist ganz schnell gegangen: Zwischen der Vertragsunterzeichnung und der Neueröffnung liegen gerade einmal vier Wochen. Am 1. September startet die neue Wirtsfamilie in der Traditionsgaststätte Burghof in Oberwittelsbach (Aichach). Verpächter Umberto Freiherr von Beck-Peccoz kann gar nicht aufhören zu schwärmen: "Es hat alles gepasst. Das ist ein Bingo. Das krieg' ich so gut wie nie."
Hinter dem Neuanfang stehen traurige Todesfälle: Innerhalb von wenigen Tagen waren im Juli die jahrzehntelange Pächterin des Burghofs, Maria Füßl, und der ebenfalls langjährige Koch Robert Schreck gestorben. Sie galten als Herz und Seele des bekannten Waldgasthofes. Zur Trauer gesellte sich bald die Frage: Wie soll es weitergehen? Einen so schnellen Neuanfang hätte er "nie zu hoffen gewagt", bekannte der Kühbacher Brauereibesitzer am Donnerstag bei einem Pressetermin.
Der neue Wirt stammt aus der Nachbarschaft des Burghofs
Der Neuanfang hat seine Wurzeln in der Nachbarschaft. An das Naturhotel, das seit 2020 zum Burghof gehört, grenzt ein Grundstück der Familie Moser. Aus ihr stammt Markus
Beide nutzten nun die so plötzliche Chance und bekundeten bei von Beck-Peccoz ihr Interesse. Schnell wurden beide Seiten handelseinig - auch über Erneuerungen, vorwiegend technischer Natur, angefangen von Küche und Lagerraum bis hin zur Theke, die ausgetauscht wird. Ebenso erneuert wird die Wohnung im Obergeschoss, die die Wirtsleute, die in Radersdorf wohnen, mitnutzen wollen. Den Baron wiederum freut es, dass ein Einheimischer beteiligt ist, es mit deutscher Küche im Burghof weitergeht und eine ganze Familie hinter dem Betrieb steht, was in der deutschen Gastronomie selten geworden sei. Wirt und Wirtin wollen im nächsten Jahr heiraten. Zu ihrer Patchwork-Familie gehören fünf Kinder. Die drei Großen unterstützen sie tatkräftig, aktuell bei Renovierungsarbeiten, ab 1. September zum Teil auch im Service.
Im Burghof gibt es gutbürgerliche, bayerische Küche
Für den Baron ist die neue Wirtin keine Unbekannte. Mit 15 Jahren kellnerte die gebürtige Ungarin, die seit 25 Jahren in Deutschland lebt, zum ersten Mal. Sie hat schon in einigen Betrieben der Brauerei Kühbach ausgeholfen: im
Da war es sehr willkommen, dass Koch Maximilian Fuchs, der seit Februar noch unter Robert Schreck ausgeholfen hat, im Burghof bleiben wird. Außerdem hat Naßl einen befreundeten Aushilfskoch an der Hand. Sie selbst will anpacken, wo es nötig ist. Markus Moser, gelernter Maurer, der als Raumdesigner arbeitet, reduziert seine Stunden und wird oft hinter der Theke stehen, wie er es schon im Peterhof gemacht hat. Vom alten Team werden drei Kräfte übernommen, weitere Servicekräfte sind gesucht.
Einig sind sich Pächter und Verpächter, dass der Burghof seinen von vielen geschätzten Charakter beibehalten und Mitglied bei den Spezialitätenwirten Wittelsbacher Land bleiben soll. Gesetzt wird auf gutbürgerliche, bayerische Küche. Beliebte Speisekarten-Hits wie Schweinebraten, Grillteller und "Burgfräulein" (Putenmedaillons mit Gemüse) wird es weiter geben. Geplant ist eine "übersichtliche, bunte Karte, regional und frisch", erläutert Naßl. Eine Küche, die ein wenig jünger sei als bisher, ergänzt Gwendolyn von Beck-Peccoz. Vegetarisches und Veganes gehören ebenso dazu wie Abwechslung durch eine Wochenkarte. Im Herbst zum Beispiel stehen "Trüffelschaum auf Selleriecremesuppe" und Rehkeule auf der Karte. Die Wirtin freut sich auf den Ochsenfetzen-Salat mit Mangodressing, den sie selbst sehr gerne isst. Die Preise müssten moderat angehoben werden, kündigt sie an.
Künftig ist nur am Dienstag Ruhetag im Burghof
Genug zu tun gibt es von Anfang an. Insgesamt können über 200 Gäste bewirtet werden. Die Öffnungszeiten hatten sich zuletzt auf Donnerstag bis Sonntag beschränkt. Künftig ist nur dienstags geschlossen. Werktags ist von 17 bis 22 Uhr sowie am Wochenende von 10 bis 22 Uhr durchgehend geöffnet. Es wird Kaffee und hausgemachte Kuchen sowie Brotzeiten geben. Die neuen Wirtsleute haben noch mehr Ideen, etwa Faschingsveranstaltungen, zunächst aber soll sich der Betrieb einspielen.
Im Terminkalender stehen bereits einige Veranstaltungen, darunter welche, die noch Maria Füßl eingetragen hat. Eine Braut freute sich unter Tränen, als ihr Elisabeth Naßl mitteilte, sie könne ihre Hochzeit wie geplant feiern. Eine weitere Hochzeit ist im Herbst noch dazugekommen. Es scheint, als hätten viele nur darauf gewartet, dass es weitergeht. Die Gäste im Naturhotel auf jeden Fall. Für sie wird das Burghofteam wieder das Frühstück übernehmen. Eine Aufgabe, die aktuell nur mit vielen Aushilfskräften zu stemmen sei, berichtet Gwendolyn von Beck-Peccoz, zumal das Hotel aktuell zu fast 80, im Jahresschnitt fast 70 Prozent ausgelastet ist - auch sie sind potenzielle Burghof-Gäste.