Boandl-Bräu und Aichach starten ins Brauereifest-Wochenende
Ein Aichacher Original: Vor 30 Jahren gründet Manni Fritsch den Berabecka Boandl-Bräu. Die Biere kennt (fast) jeder, den Gründer erst recht. Jetzt wird gefeiert.
Sein Markenzeichen ist die rosa Latzhose, seine Marke das Berabecka Boandl-Bräu. Braumeister Manfred Fritsch alias „Boandl-Manni“ ist ein Aichacher Original. Vor 30 Jahren hat er zum ersten Mal sein unfiltriertes Boandl-Bräu gebraut, damals noch als „Bier mit der variablen Stammwürze“. Längst ist das Boandl-Bräu im weiten Umkreis ein Begriff, doch noch bekannter ist der Brauer selbst.
Die Geschichte des Boandl-Bräus nahm 1994 ihren Anfang. Alles begann mit einer trinkfesten Männer-Wohngemeinschaft (WG) im Aichacher Stadtteil Oberbernbach, genannt „Berabo“. Einer dieser drei „Berabecka“ war Manni Fritsch. Gemeinsam hatten alle WG-Bewohner, dass sie gerne dem kühlen Gerstensaft frönten.
Doch der Reihe nach: Manni Fritsch hatte nach dem Abitur „einfach keinen Plan“. Er wollte „erst mal seine Freiheit genießen“ und begann ein Studium von Psychologie und Philosophie. Das war nichts für ihn. Deshalb sei er zunächst als Straßenmusikant durch die Lande gezogen, erzählt der heute 57-Jährige. Mit Rucksack und Gitarre ging’s per Anhalter quer durch Deutschland, Dänemark und Frankreich. Nach einer – wie er mit seinem ureigenen schwarzen Humor anmerkt – „höchst erfolgreichen Karriere als Straßenmusikant“ wollte Fritsch „was G’scheites lernen“ und startete eine Ausbildung zum Bierbrauer beim Maierbräu in Altomünster.
Der Friedhof nebenan inspiriert zum Namen Boandl-Bräu
Nach Ende der Lehrzeit lag für den Manni nichts näher, als „das viele Bier, das wir in der WG verbrauchten, selbst zu brauen“, gesteht er freimütig. So richtete er sich im Rübenkeller der ehemaligen Landwirtschaft seines Stiefvaters einen Gär- und Lagerkeller und darüber ein kleines Sudhaus ein. „Die Sudgefäße waren alte, mit Holz beheizte Waschkessel, in denen man 70 Liter Bier brauen konnte“, erinnert sich Fritsch. Mit einer Kühlspirale und einem Durchlaufkühler habe er die Bierwürze gekühlt und dann in einem ausrangierten Milchkühler zur Gärung gebracht.
Und weil dort direkt daneben am Friedhof der „Boandl“-Kramer seine Wirkungsstätte hat, nannte Manni Fritsch schon vor 30 Jahren sein erstes selbst gebrautes Bier „Boandl-Bräu“. Da wäre er wieder, der schwarze Humor vom Fritsch. Noch heute erzählt er bei den Brauereiführungen, die er neben Bayerisch und Hochdeutsch auch in englischer und französischer Sprache anbietet, vom „Schrägbrunnen“, den er damals unter den Friedhof gegraben habe. Ohne eine Miene zu verziehen, erklärt er jedem, der es wissen will oder nicht: „Das eiweißhaltige Brunnenwasser sorgt für den guten Schaum bei unserem Bier.“
Weil die Freunde des mit einfachsten Mitteln gebrauten Gerstensaftes immer mehr wurden, entschloss sich Fritsch, sein Hobby zum Beruf zu machen. „Mein erster Versuch, Braumeister zu werden, scheiterte kläglich an meiner permanenten Unlust zu lernen“, gesteht er. Schließlich musste er „ja schon Bier brauen, musizieren, arbeiten“. Im zweiten Anlauf klappte es: Manni Fritsch schrieb sich an der Versuchs- und Lehrbrauerei Berlin zum Braumeister ein, paukte einen ganzen Winter lang und konnte im Frühsommer 1998 seinen Meistertitel entgegennehmen. Beim Aichacher Stadtfest 1998 war er in seiner obligatorischen rosa Latzhose mit einem geliehenen Ausschankfahrrad unterwegs und verkaufte sein „erstes Meisterbier“.
Im Corona-Lockdown fährt der Boandl-Bräu von Siedlung zu Siedlung
In den Folgejahren schaffte sich der frischgebackene Braumeister eine Abfüllanlage für Literflaschen, einen 1000-Liter-Tank und ein 1000-Liter-Sudwerk an. Als Bierbrauer kam Martin Drittenpreis hinzu. 2003 eröffnete Manni Fritsch in den Räumen der inzwischen aufgelösten WG das Bräustüberl. Die Brauerei wuchs. Immer wieder kamen Studenten als Praktikanten „zum Schnuppern“. Einer davon war Thomas Reißner, 34, aus Unterhausen bei Neuburg/Donau. „Die Chemie hat sofort gepasst“, erinnert sich Manni Fritsch. Reißner blieb ihm nach seinem Praktikum 2011 als Brauer erhalten und sorgte mit der Übernahme im Januar 2021 für einen Generationswechsel. Nur einen Monat später verstarb Mannis Mama Centa Fritsch. Ein schwerer Verlust. Sie war die gute Seele rund ums Stüberl und nicht nur für Obazdn und ihre legendären, „knoblauchlastigen“ Fleischpflanzerl bekannt.
Dann kamen Corona und der Lockdown. Kein leichter Start für den neuen Inhaber. „Aber schwere Zeiten schweißen zusammen“, sagt Fritsch, der beim Boandl-Bräu weiterhin als Braumeister tätig ist. „Wenn die Leute nicht zu uns kommen dürfen, dann kommen wir zu ihnen“, hieß die Devise. Die beiden fuhren mit ihren Bier-Bikes von Siedlung zu Siedlung. „Wir wollten unser Bier nicht wegschütten. Und die Leute freuten sich. Wir waren in Aichach, Schrobenhausen, Pöttmes und auch in kleineren Gemeinden unterwegs“, erinnert sich Fritsch.
Befürworter des Rauchverbots haben beim Boandl-Manni Hausverbot
Für bayernweite Schlagzeilen sorgte Manni Fritsch im Zuge der Diskussion übers Rauchverbot, das im August 2010 in Kraft trat, als er in einem offenen Brief an den Landtag allen Befürwortern des Rauchverbotes in Gaststätten „Hausverbot im Bräustüberl“ erteilte. Als „politischer Querdenker“ fühlte er sich indes nie, vielmehr als „einer, der sagt, was er denkt“. Zunächst parteilos, später als SPD-Mitglied, wirkte er zehn Jahre lang bis 2012 im Aichacher Stadtrat mit. Während dieser Zeit hat er „nicht nur“ seine Fraktion immer wieder mal mit Boandl-Bräu versorgt, wie er verrät. Dass heute im Stadtrat Bierverbot herrsche, bedauert er.
Wenn es ums Festefeiern geht, da ist der Boandl-Manni mit seinem Bier und seiner Gitarre gerne dabei. Ein Aichacher Stadtfest ohne Boandl-Bräu wäre nahezu undenkbar. Musik spielt dabei eine große Rolle. Mannis Band G’lenkschmerzen sorgt beim Ausschank am Josefsplatz Jahr für Jahr bis weit nach Mitternacht für unvergessene Momente. Und auch im Bräustüberl oder nach den Brauereiführungen ist der Boandl-Manni mit seiner Gitarre stets präsent.
Mittlerweile hat die kleine Brauerei helles und dunkles Vollbier, Mannipulator und Weizenbier im Repertoire. Zudem wird seit 2014 für das Schloss Blumenthal Bio-Bier gebraut. Pünktlich zum Jubiläum stellt der Boandl-Bräu seine komplette Produktion auf Bier aus regionalem biologischem Anbau um.
Und was bringt die Zukunft für Fritsch? Erst einmal das dreitägige Brauereifest, das er mit Brauereichef Reißner zum 30-jährige Bestehen organisiert hat. Danach möchte er seiner Musik etwas mehr Zeit widmen, sagt er und nimmt einen genussvollen Schluck aus seinem naturtrüben Bio-Bier, „unfiltriert, in seiner reinsten und geschmackvollsten Form“.
Programm zum Brauereifest 30 Jahre Boandl-Bräu
Freitag, 28. Juni, 19 Uhr: Jubiläumsabend mit Donkeyhonk Company
Samstag, 29. Juni: Offene Brauerei/Pfarr- und Dorffest;
10 bis 16 Uhr: Brauereiführungen, Fotoausstellung und Gewinnspiel
16 bis 18 Uhr: Vortrag von Manni Fritsch und Thomas Reißner zur Brauereigeschichte
Ab 19 Uhr spielt die Aichacher Stadtkapelle
Sonntag, 30. Juni:
Ab 10 Uhr: Weißwurstfrühschoppen mit den Paartaler Musikanten
13.30 Uhr: Festumzug mit befreundeten Vereinen und Brauereien
Ab 14.30 Uhr: Ausklang mit der Bone Brew Crew
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