Das Jahr begann für Sabrina Lohner aus Unterbernbach (Kühbach) mit großen Turbulenzen und Strapazen. Doch am Donnerstag ist ihr davon nichts mehr anzumerken. Am Telefon klingt ihre Stimme fit, fröhlich – und glücklich. Die 37-Jährige erzählt sprudelnd von der Geburt ihrer Amelie Maria. Die Kleine hatte es extrem eilig. So eilig, dass sie in einem Rettungswagen auf der B300 das Licht der Welt erblickte.
Doch der Reihe nach: Am Montag, dem zweitletzten Tag des Jahres, war Sabrina Lohner aus Unterbernbach (Kühbach) bei ihrer Gynäkologin. Wenn die Medizinerin auch nichts ausschloss, war sie sich doch ziemlich sicher, dass die Geburt, prognostiziert für den 10. Januar, nicht frühzeitig zum Jahreswechsel ansteht. Es sei alles „total ruhig“, sagte sie nach der Untersuchung. Also freute sich die 37-Jährige auf eine kleine Silvesterparty mit Freunden aus Inchenhofen. Es war ein gemütlicher Abend mit Ehemann René (42) und Tochter Melina (zwei Jahre, neun Monate). Um zwei Uhr fuhr sie ihre Gäste, wie sie zuvor verabredet hatten, nach Hause. Als Schwangere hatte sie ja ohnehin nichts trinken können.
Am Neujahrstag um 5 Uhr bekommt die Mutter schlagartig Wehen
Mit dem entspannten Start ins neue Jahr ist es drei Stunden später schlagartig vorbei. Um 5 Uhr bekommt Sabrina Lohner urplötzlich heftige Wehen. Sie kommen in so kurzen Abständen, dass Ehemann René den Notarzt ruft. Er sieht sich außerstande, seine Frau ins Auto zu verfrachten. Die 37-Jährige wollte ursprünglich in der Augsburger KJF Klinik Josefinum, die zur katholischen Jugendfürsorge (KJF) der Diözese Augsburg gehört, entbinden. Dafür hatte sie sich trotz 40 Minuten Fahrzeit nach der komplizierten Geburt ihrer ersten Tochter entschieden. Denn diese hatte im Friedberger Krankenhaus begonnen und war mit einem Notkaiserschnitt im Josefinum zu Ende gegangen.
Nun aber müssen die Lohners mit allem rechnen. Der Vater erhält am Telefon die Anweisung, den Backofen einzuschalten und Handtücher zu wärmen, um auf eine Hausgeburt vorbereitet zu sein. Zwischendurch schaut er nach seiner Frau, kümmert sich um die inzwischen erwachte große Tochter und telefoniert nach der Oma, die auf sie aufpassen soll. „Er war die Ruhe in Person. Er hat das super gemacht und mich ruhig unterstützt und alle Entscheidungen getroffen“, lobt ihn seine Frau.
Genauso überschwänglich lobt sie den Notarzt und die Rettungssanitäter: „Die waren so nett.“ Die zweifache Mama schwärmt von einem tollen Team, das sie bestens betreut und Ruhe bewahrt habe. Immens wichtig für eine Gebärende, die dem Wehenschmerz ausgeliefert ist und sich in ihrem „eigenen Film“ befindet, wie sie es im Nachgang beschreibt. Der Arzt entscheidet sich für den Transport ins Josefinum. Papa René darf auf den Beifahrersitz. Hinten ist keinen Platz. Dort ist die Geburt in vollem Gang. Tatsächlich schaffen sie es nicht mehr bis ins Krankenhaus: Um 7.12 Uhr, auf der B300 bei Aichach, ist es geschafft: Amelie Maria ist geboren.
Der Rettungswagen hält auf einem Standstreifen auf Höhe des Baumarktes bei der Abfahrt Tränkmühle, damit der Vater zu Mutter und Kind kann. Das Baby ist ruhig. Die Mama fragt besorgt: „Warum schreit sie nicht?“ Der Notarzt beruhigt sie: „Sie ist frisch, sie ist fit, der fehlt nichts.“ Und dann kommt doch der erste Schrei. Im Rettungswagen wird die Nabelschnur durchgeschnitten, das Kind ein wenig abgesaugt und dann dem Vater in die Arme gelegt. Danach geht es weiter nach Augsburg.
Im Josefinum werden Mutter und Kind schon erwartet
Im Josefinum werden Mutter und Kind schon erwartet. Die Mama steht etwas unter Schock nach der rasanten Geburt. „Ich versteh‘ das alles noch gar nicht“, sagt sie. Doch die fürsorgliche Aufnahme tut ihr gut. Sie und ihr gesundes Baby (3050 Gramm, 50 Zentimeter) werden medizinisch versorgt. Später schläft die Mama und erholt sich. Am zweiten Tag des Jahres hat sie längst wieder zu sich gefunden. Sie denkt an den Vortag, erzählt vom Stolz der großen Tochter über die kleine Schwester, genießt die Ruhe im Krankenhaus und dass „sie mir hier alle Wünsche von den Lippen ablesen“.
Aus den Worten der Mutter ist noch immer das große Staunen über das Wunder dieser besonderen Geburt herauszuhören. Entbindungen in Rettungswagen sind eine Seltenheit. Beide Sanitäter hätten sie noch nie erlebt, aber gut gemeistert, sagt Lohner. Der Notarzt hingegen schon. Erst einen Tag zuvor begleitete er Lohner zufolge eine Geburt im Rettungswagen.
Die glückliche Mama stellt nach diesen Geburtserlebnissen für sich fest: „Meine Kinder können einfach nicht normal auf die Welt kommen.“ Ihre Jüngste habe wohl eine Aichacherin werden wollen, sagt sie und lacht. Dass die Bürokratie als Geburtsort trotzdem Augsburg verzeichnet, stört sie nicht. Die 37-Jährige freut sich auf die Zeit mit ihrer Familie und wünscht sich, dass alle gesund bleiben und nun „alles entspannt weitergeht“. Die kleine Hauptperson ist es schon. Amelie scheint von der ganzen Aufregung nichts mitbekommen zu haben. Die Mama erzählt: „Sie macht es mir einfach.“ Jetzt auf alle Fälle.
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