Die Lichtsignalanlage in Mühlhausen ist seit einer guten Woche in Betrieb. Viele, die täglich durch den Ort zur Arbeit fahren, sind unzufrieden. Warum läuft es mit der neuen Lichtsignalanlage nicht rund?
CHRISTOPH EICHSTAEDT: Es dauert grundsätzlich eine gewisse Zeit, bis sich die Verkehrsteilnehmer an eine neue Regelung im Straßenverkehr gewöhnt haben, das ist nichts Ungewöhnliches. Dennoch verstehen wir den Unmut der Verkehrsteilnehmer, beziehungsweise noch mehr den der umliegenden Anwohner, da es mittlerweile zu Ausweichverkehr auf anderen Strecken kommt. Damit sind auch wir nicht zufrieden, hier muss noch nachjustiert werden. Warum genau es jedoch noch nicht so läuft, wie prognostiziert, wird analysiert. Wir haben da verschiedene Ansatzpunkte ermittelt, welche aber nicht isoliert betrachtet werden können.
Was wird konkret unternommen?
EICHSTAEDT: Sowohl die Gemeinde Affing als Bauherr sowie das Staatliche Bauamt haben sich die Situation des Öfteren vor Ort angeschaut. Es wurden bereits mehrere Änderungen initiiert. Ebenso beschäftigt sich das planende Ingenieurbüro mit Anpassungen des Schaltplans der Lichtsignalanlage. Diese Änderung kann erst nach einer Sicherheitsüberprüfung – voraussichtlich am Ende der Herbstferien – in die Lichtsignalanlage eingespielt und dann aktiviert werden.
Sind die üblichen Anlaufschwierigkeiten bei einem solchen Verkehrsprojekt? Oder ist Mühlhausen eine Ausnahme?
EICHSTAEDT: Grundsätzlich ist nach Errichtung einer Lichtsignalanlage eine Abstimmung zwischen der berechneten Ampelschaltung und der tatsächlichen Ausführung notwendig, da häufig das Verkehrsgeschehen und das Verhalten der Verkehrsteilnehmer vorab nicht vollumfänglich einkalkuliert werden können. Mühlhausen ist allerdings aufgrund der Verkehrsstärke eine besondere Herausforderung, sodass es hier schneller sichtbar wird, wenn irgendetwas nicht optimal eingestellt ist.
Menschen ärgern sich vor allen Dingen, wenn Sie auf der Hauptverkehrsstraße an der Ampel warten müssen, aber keine Fahrzeuge aus untergeordneten Straßen einbiegen. Liegt das an den Kontaktschleifen in den Nebenstraßen, die offenbar auch reagieren, wenn ein Fahrzeug von der Kreuzung wegfährt? Ist das eine technische Panne?
EICHSTAEDT: Nein, es handelt sich nicht um eine technische Panne, sondern es handelt sich hierbei um die spezielle Geometrie an dieser Kreuzung. Die Einmündung vom Seeweg ist relativ schmal, hier konnte kein Fahrbahnteiler – also eine Mittelinsel – eingebaut werden. Deshalb überfahren Fahrzeuge, die in den Seeweg einfahren, auch diejenigen Detektoren, die eigentlich für den aus dem Seeweg ausfahrenden Verkehr bestimmt sind. Die gleiche Problematik haben wir beim Zanderweg. Dies führt momentan dazu, dass die Nebenrichtungen eine Grünphase erhalten, obwohl hier gar kein Fahrzeug steht. Derzeit laufen Gespräche zwischen allen Beteiligten, ob und wie hier durch weitere oder eine angepasste Technik die Situation optimiert werden kann.
Verkehrsteilnehmer berichten, dass morgens die Ampel mal ausgeschaltet ist (und der Verkehr sei gut geflossen) oder sie mal „wie ein Weihnachtsbaum wild rot und grün“ schaltet. Macht die Technik, was sie will?
EICHSTAEDT: Nein, die Verkehrsteilnehmer sind wahrscheinlich bei einer Umstellung durch die Ampelbaufirma vorbeigefahren. Dass die Ampelanlage „wie ein Weihnachtsbaum wild rot und grün“ leuchtet, ist nicht möglich. In der Tat erfolgte in den ersten Tagen mehrfach ein Aus- und Einschalten der Lichtsignalanlage – dies erfolgt nach einem speziellen Einschaltprogramm. Daher rührt vermutlich die Wahrnehmung der unterschiedlichen Betriebsphasen der Ampelanlage. Dies ist aber nicht ungewöhnlich in der ersten Zeit.
Die Probleme konzentrieren sich offenbar vorwiegend auf den Morgen. Was ist am Abend anders?
EICHSTAEDT: Der Verkehr am Abend ist nicht so dicht gebündelt. Die größte Verkehrsmenge haben wir am Morgen innerhalb von ein bis eineinhalb Stunden. Das heißt, wir haben eine deutlich stärker ausgeprägte Morgenspitze als Abendspitze. Am Abend verteilt sich der Gesamtverkehr auf einen längeren Zeitraum.
Wie sollte der Idealzustand mit Ampel in Mühlhausen aussehen? Worauf müssen sich die Menschen einstellen?
EICHSTAEDT: Ideal wäre es, wenn der Ablauf an der Kreuzung insgesamt besser und sicherer ist als zuvor. Wir haben übrigens auch positive Rückmeldungen erhalten, so zum Beispiel von Fußgängern, die nun besser und sicherer queren können. Auch die Ausfahrt aus dem Seeweg und dem Unterkreuthweg ist nun gefahrloser möglich. Das wesentliche Manko derzeit, dass der Verkehr in der Hauptrichtung in der Morgenspitze zu großen negativen Auswirkungen ausgesetzt ist, wird noch verbessert. Für die anderen Verkehrsteilnehmer und in den anderen Zeiten läuft es jetzt teilweise besser als zuvor. Eines muss aber auch klar sein: Der Verkehr auf der Staatsstraße war zuvor bevorrechtigt und somit keinen Störungen unterworfen – zum Nachteil von Fußgängern und Radfahrern sowie dem Verkehr aus dem Seeweg und dem Unterkreuthweg. Auch war die neue Regelung Voraussetzung für die Erweiterung des Gewerbegebietes, da dann zusätzlicher Verkehr sicher abgewickelt werden muss.
Es steht ganz klar im Vordergrund, die Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. Und dies mit nur geringfügigen Einschränkungen für den bevorrechtigten Hauptstrom. Dies müssen alle Projektpartner gemeinsam mit dem weiteren Feintuning erreichen.
Zur Person
Christoph Eichstaedt ist im Staatlichen Bauamt Augsburg zuständig für die Gebietsabteilung Landkreis Aichach-Friedberg.
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