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2,1 Kilogramm Sprengstoff fällen den Kamin in Zeitlupe

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2,1 Kilogramm Sprengstoff fällen den Kamin in Zeitlupe

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    2,1 Kilogramm Sprengstoff fällen den Kamin in Zeitlupe
    2,1 Kilogramm Sprengstoff fällen den Kamin in Zeitlupe

    Es fiel wie in Zeitlupe: Nach mehreren Explosionen neigte sich der 45 Meter hohe Milchwerkkamin zur Seite, knickte ab und rumste auf den Boden. Die Sprengung des Bauwerks aus den 60er-Jahren zog am Samstag jede Menge Schaulustige an. Die Polizei schätzt, dass knapp 1000 Zuschauer beobachteten, wie die 2,1 Kilogramm Spezialsprengstoff das Ziegelbauwerk in Sekunden in ein riesiges Trümmerfeld verwandelten. Alles klappte wie am Schnürchen, Zwischenfälle gab es nicht, obwohl die Menschen gleich nach der Sprengung auf das Gelände liefen und über die Trümmer kletterten. „Alles ist planmäßig gelaufen“, lautete die Auskunft gestern bei der Aichacher Polizei.

    Nachdem der Kamin in Trümmern lag, schlugen die Emotionen bei vielen Zuschauern hoch. Sie durchbrachen die Absperrung, und eine riesige Menschenmenge stürmte das Gelände. Viele Zaungäste nahmen Kaminziegel als Souvenir mit nach Hause. Einige waren sogar mit Schlitten angerückt, um Steinbrocken besser abtransportieren zu können. Knapp 45 Minuten vor der um 14 Uhr angekündigten Sprengung begann die Polizei mit den Absperrmaßnahmen. Sechs Leute fuhren eine Sonderschicht für diesen Einsatz. Die Feuerwehr unterstützte die Ordnungshüter vor Ort.

    Die ersten Zuschauer stellten sich bereits eine Dreiviertelstunde vorher ein. Viele wollten einfach nur Augenzeuge des Ereignisses sein. „Die Sprengung hat mich hierhergeführt und mich interessiert eigentlich nur, ob er in die richtige Richtung fällt“, sagte Ernst Nodelbichler aus Zahling. Mit Wehmut schaute der ehemalige Aufsichtsrat Josef Huber aus Buxberg (Landkreis Dachau) durch das Absperrgitter. „Ich bedauere zutiefst den Abriss. Viele Jahre wurde das Werk aufgebaut und nun wird alles zerstört. Das Werk war einmal ein repräsentatives Bauwerk und Unternehmen der Stadt Aichach“, bedauerte er den Niedergang. Auch der Besitzer des Geländes, Josef Reichenberger aus Ainring, schaute mit einem weinenden Auge zu. „Die Leute haben lange für den Kamin arbeiten müssen und jetzt ist er mit einem Tusch weg. Man sieht hier die Vorgänge wie im Leben, alles ist vergänglich.“ Mit dem Abtrag des letzten Gebäudeteils soll laut Reichenberger aber nicht auch der Name Milchwerkgelände in der Versenkung verschwinden. „Auch wenn das ganze Areal jetzt einer anderen Nutzung zugeführt wird, so wird es den Namen ,Milchwerkgelände‘ beibehalten“, versicherte Reichenberger Bürgermeister Klaus Habermann nach der Sprengung. Ein Teil des Kamins wird im Stadtmuseum einen Platz erhalten.

    Tritteisen als Erinnerungsstück

    Mit Wehmut schaute auch Kaminkehrermeister Josef Mörmann aus Pöttmes in die Trümmer. Alte Erinnerungen wurden bei ihm wach. „Seit 1971 bis 1996 bin ich einmal im Jahr zur Inspektion bis an die Spitze des Kamins gestiegen. Das Werk war eine Institution und man hätte es erhalten sollen“, sagte Mörmann und suchte im Schutt nach einem Tritteisen als Erinnerungsstück. Für Sprengmeister Konrad Fink aus Pfullingen war die Sprengung des Milchwerkkamins eine leichte Übung. Der bereits 81-jährige Chef der Firma „Fink-Sprengtechnik“ ist in seinem Beruf eine Kapazität mit nahezu 60-jähriger Berufserfahrung. Zu seinen Referenzen zählt die Sprengung des 165 Meter hohen SWR-Fernsehturmes in Bad Mergentheim. Konrad Fink zündete die Ladungen per Funk aus gesicherter Entfernung. Die von vielen erwartete Riesendetonation blieb aus. Mehrere Explosionen peitschten durch die Luft, und in wenigen Sekunden war der Kamin Geschichte. (ech/jca)  "ANsichtssache

    Bei uns im Internet

    Ein Video und eine Bildergalerie von der Sprengung finden Sie im Internet

    www.aichacher-nachrichten.de

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