Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Aichach-Friedberg : „Streuobst für alle" trägt auch im Wittelsbacher Land Früchte

Landkreis Aichach-Friedberg

„Streuobst für alle" trägt auch im Wittelsbacher Land Früchte

    • |
    • |
    Mit dem Förderprogramm "Streuobst für alle" ist diese Streuobstwiese in Kissing angepflanzt worden.
    Mit dem Förderprogramm "Streuobst für alle" ist diese Streuobstwiese in Kissing angepflanzt worden. Foto: Andreas Kneißl

    Sie heißen „Prinz Albrecht von Preußen“, „Schöner aus Gebenhofen“ oder „Clapps Liebling“. Die Rede ist nicht von Rollen in einem Theaterstück. Es geht um Äpfel und Birnen. Bei Konrad Naßl im Aichacher Stadtteil Edenried wachsen einige dieser Sorten auf seinen Streuobstwiesen. Die Ernte ist noch bis Mitte Oktober in vollem Gange. Er hat viel zu tun: 330 Obstbäume nennt er sein Eigen. Doch bayernweit betrachtet, sind seit 1965 etwa 70 Prozent der Streuobstwiesen verschwunden. Damit sich das ändert, hat die bayerische Staatsregierung den Streuobstpakt und die Aktion „Streuobst für alle“ ins Leben gerufen. Wer Obstbäume pflanzt, kann Zuschüsse bekommen.

    Streuobst heißt nicht etwa so, weil die Bäume ihre Früchte „verstreuen“. Vielmehr versteht man darunter großwüchsige Bäume verschiedener Obstarten, Sorten und Altersstufen, die verstreut in der Landschaft stehen, wie der Landesverband für Gartenbau und Landespflege auf der Internetseite „Streuobst in Bayern“ erklärt. Streuobstwiesen hielten mit ihren unterschiedlichen Sorten die Genussvielfalt lebendig und dienten rund 5000 oftmals gefährdeten Tier- und Pflanzenarten als Zuhause. Der Streuobstpakt, den die bayerische Staatsregierung im Herbst 2021 mit acht Verbänden geschlossen hat, dient dazu, die Streuobstbestände zu erhalten und bis 2035 eine Million zusätzliche Streuobstbäume zu pflanzen.

    Alte und neue Apfelsorten wachsen auf den Streuobstwiesen von Konrad Naßl.
    Alte und neue Apfelsorten wachsen auf den Streuobstwiesen von Konrad Naßl. Foto: Claudia Bammer

    Mehrere Förderprogramme für Landwirte, Grundeigentümer, Kommunen und Vereine oder Verbände sollen helfen, dieses Ziel zu erreichen. Eines davon ist „Streuobst für alle“. Bis zu 45 Euro gibt es seit Herbst 2022 pro gepflanztem Baum. Harald Sandler aus Kissing freut sich darüber: „Das ist ein niederschwelliges Angebot, um das Pflanzen von Bäumen zu fördern.“ Der ausgebildete Obstbaumwart und Schriftführer des Gartenbauvereins Kissing hat gerade einen Sammelantrag vorbereitet. 2023 waren es 55 Bäume, für die der Verein die Förderung beantragt hat. Heuer sind es noch etwas mehr.

    Bislang Anträge für 585 Bäume aus dem Kreis Aichach-Friedberg

    Bearbeitet werden die Anträge im Amt für Ländliche Entwicklung in Krumbach. Aus dem Landkreis Aichach-Friedberg kamen bis jetzt 13 Anträge von Kommunen und Vereinen für 585 Bäume, berichtet Susanne Rupp. Davon wurden 127 Bäume bereits gepflanzt und 5619 Euro ausbezahlt. Im Vergleich zu anderen Landkreisen in Schwaben seien es noch relativ wenige Anträge, sagt Rupp. Schwabenweit gab es bislang 277 Anträge für 13.457 Bäume, gepflanzt sind davon 5808.

    Ganz ohne Förderung hat Konrad Naßl in Edenried seine Bäume gepflanzt. Förderprogramme in dieser Form gab es damals noch nicht. Zu den etwa 80 Apfel- und Birnbäumen, die es auf dem Anwesen schon gab, kamen 2015 noch rund 250 dazu. Etwa 55 Apfel-, 30 Birnen- und sechs Zwetschgensorten wachsen auf insgesamt 3,3 Hektar. Alte neben neuen Sorten. Viele davon hat Naßl sich im Landkreis „erradelt“ und kleine Zweige (Reiser) zum Veredeln seiner Bäume von Bauern bekommen, in deren Gärten noch alte Obstbäume standen. „Die Vielfalt geht sonst verloren“, sagt er.

    Im Sortenerhaltungsgarten soll das Obst liegen bleiben

    Diese Vielfalt bewahren will auch der Landkreis Aichach-Friedberg: im Sortenerhaltungsgarten beim Kreisgut in Aichach und auf mehreren Streuobstwiesen, wie Manuela Riepold, Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege, berichtet. Dort Obst zu ernten, sei aber nicht ohne Rücksprache erlaubt. Die Bäume seien zum Teil mit den Flächen verpachtet, der Sortenerhaltungsgarten ein sogenanntes Ökokonto. Der Großteil der Früchte soll dort bleibt – für Igel & Co. Mit dem Pflanzen allein sei es aber nicht getan, betont Riepold. Die Bäume bräuchten auch viel Pflege, unter anderem ordentlich Wasser bei Trockenheit und regelmäßige Pflegeschnitte.

    Das sagt auch Harald Sandler. Die Pflege sei sehr viel aufwendiger als das Pflanzen. Ebenso zeitaufwendig sei es, das Obst zu verwerten. Wer Obstbäume pflanzen will, dem rät er, sich gut zu informieren, welche Art und Größe in den eigenen Garten passt. „Ein Boskoop braucht eine Fläche von zehn auf zehn Meter“, gibt er zu bedenken. Wer weniger Platz hat, könnte zum Beispiel einen Zwetschgen- oder Quittenbaum pflanzen. Klar sein müsse auch: Es dauert Jahre, bis ein Baum Früchte trägt.

    Streuobstwiesen „kein Sprint, sondern ein Dauerlauf“

    Konrad Naßl bestätigt das. Trotz der Förderung sei ein enormes Eigenengagement nötig, um Streuobstwiesen zu betreiben und zu erhalten. „Das ist kein 100-Meter-Sprint, sondern ein regelrechter Dauerlauf.“ Naßl ist deshalb froh darüber, dass sein Vater, seine drei Kinder und seine Partnerin ihn voll unterstützen und mitarbeiten. Jetzt, wo die Bäume anfangen, Ertrag zu bringen, verkauft er nicht nur Obst und Saft, sondern stellt auch Cidre und Trockenfrüchte her. Naßl sieht darin die Chance, in die Wirtschaftlichkeit zu kommen, damit sich der Erhalt lohnt. Bislang waren die Obstbäume „mehr ein Hobby“, sagt der promovierte Lebensmittelchemiker. Die Förderung findet Naßl im Großen und Ganzen gut. „Ein wenig bürokratisch“ sei sie halt noch. Sandler rät, manchmal sei ein anderes Förderprogramm besser geeignet. Hilfe bietet da Manuela Riepold. Sie ist die erste Anlaufstelle für Fragen rund um Streuobst und lenkt zu den richtigen Ansprechpartnern.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden