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Kühbach-Unterbernbach: Extra-Streicheleinheiten für die tierischen Therapeuten

Kühbach-Unterbernbach

Extra-Streicheleinheiten für die tierischen Therapeuten

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    Beim Tag der offenen Tür auf dem Paulihof genießen die beiden Hängebauchschwein-Damen Liese und Lotte die zusätzlichen Streicheleinheiten.
    Beim Tag der offenen Tür auf dem Paulihof genießen die beiden Hängebauchschwein-Damen Liese und Lotte die zusätzlichen Streicheleinheiten. Foto: Monika Walter

    Vermutlich nutzten viele Familien das herrliche Wetter am Sonntag für einen Badeausflug. Ulrike Heigenmooser, Heilpädagogin und Leiterin des Paulihofs in Unterbernbach (Markt Kühbach), blickt am Abend trotzdem zufrieden auf einen gelungenen, harmonischen Tag der offenen Tür zurück.

    Die stationäre heilpädagogisch-therapeutische Wohngruppe für traumatisierte Kinder und Jugendliche gibt es bereits seit 2005 in dem Kühbacher Ortsteil. Damals suchte der Kinderschutz München nach einem Objekt für eine Paaranzeiger von einer Hofstelle in Unterbernbach. Kurzerhand fuhr sie hin und lief – verbotenerweise – über das circa 30.000 Quadratmeter Grundstück, wie sie erzählt. Als sie auf der Terrasse saß, spürte sie: "Das ist es". Und so übernahm der Kinderschutz Wohnhaus, landwirtschaftliche Gebäude und Flächen und gründete die stationäre Wohngruppe. 

    Sieben Kinder und 60 Tiere leben auf dem Paulihof in Unterbernbach

    Bis Ende 2021 stand die Einrichtung unter der Trägerschaft des Kinderschutzes München. Mittlerweile sind Ulrike Heigenmooser und Sandra Sailer Gesellschafterinnen der Paulihof Kinderhilfe gGmbH und haben Gebäude und Flächen vom ehemaligen Träger gepachtet. Insgesamt kümmern sich sieben Mitarbeitende um den Betrieb. Und wie in so vielen Betrieben: Auch beim Paulihof sucht man aktuell nach Kolleginnen und Kollegen.

    Im Dachgeschoss wohnen zwei Jugendliche. Sie sind auf dem Weg zur Verselbstständigung und auch für Deko, Einrichtung und so weiter in ihrem Bereich selbst zuständig.
    Im Dachgeschoss wohnen zwei Jugendliche. Sie sind auf dem Weg zur Verselbstständigung und auch für Deko, Einrichtung und so weiter in ihrem Bereich selbst zuständig. Foto: Monika Walter

    Auf dem Hof leben sieben Kinder mit rund 60 Tieren zusammen. Was das heißt, konnten Interessierte, Freunde und Förderer jetzt beim Tag der offenen Tür erleben. Vor allem die Hofführungen mit Sandra Sailer stießen auf großes Interesse. Beeindruckend fanden viele nicht nur, mit wie viel Einsatz das Wohnhaus den Bedürfnissen der Gruppe angepasst wurde. So hat durch den Ausbau des Dachs jedes Kind sein eigenes Zimmer. Zuletzt konnte ein Zimmer im Dachgeschoss zum Therapieraum umgestaltet werden. Warme Farben und eine gemütliche Couch laden hier zu Gesprächen ein.

    Die Tiere lassen sich nicht aus der Ruhe bringen

    Aber auch der Rundgang bei den Tieren sorgte für viele "Ohs" und "Ahs". Dass die Tiere auf dem Paulihof gut behandelt werden, merkt man auch daran, dass sie sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, wenn sich rund 20 Fremde auf ihrer Weide tummeln. Die Hängebauchschweine Liese und Lotte nutzten die Gelegenheit sogleich für ein paar extra Streicheleinheiten. Neugierig kamen auch die Schafe und Ziegen auf die Besucher und Besucherinnen zu. Lediglich die Gänse schnatterten lebhaft, weil sie sich beim Bad beobachtet fühlten. 

    Wie immer hatten die Bewohner und Mitarbeiter viel zu bieten: Es gab Gegrilltes, Kaffee und Kuchen, im Sandkasten konnte nach Schätzen gegraben werden, am Basteltisch entstanden hübsch bemalte Steine, die selbst gemachte Marmelade wurde verkauft und beim Bücherflohmarkt wurde gestöbert. Und jedes Kind bekam zur Abkühlung ein Eis geschenkt. Viele saßen aber auch einfach im Schatten und genossen den beruhigenden Blick auf die Ponys und Esel.

    In Unterbernbach ist der Paulihof akzeptiert

    Der Tag der offenen Tür diente dazu, die Arbeit des Paulihofs zu präsentieren und auch den Nachbarn einen Einblick zu gewähren. Im Dorf wurde die Einrichtung von Anfang an akzeptiert, ist mittlerweile auch ein geschätzter Arbeitgeber in der Region. Ein weiteres Zeichen für das gelingende Miteinander: Die Paulihof-Kinder gehen zum Beispiel auch hier in der Pfarrei zur Kommunion. 

    Ganz frisch renoviert: Endlich gibt es einen extra Therapieraum für ruhige Gespräche, freut sich Sandra Sailer.
    Ganz frisch renoviert: Endlich gibt es einen extra Therapieraum für ruhige Gespräche, freut sich Sandra Sailer. Foto: Monika Walter

    Finanziell kann die Einrichtung nicht nur von den Tagessätzen des Jugendamts bestehen. Im Frühjahr hat zum Beispiel der Traktor seinen Dienst aufgegeben, ein Ersatz muss dringend her. Doch dafür braucht es Spenden. Der Erlös des Festes wird dafür verwendet werden. Jetzt fehlt nur noch das passende Angebot. Eine Erleichterung für den Alltag der Wohngruppe sind auch immer wieder Spendenaktionen, wie im Frühjahr 2021 vom SC Griesbeckerzell. Die Sportler suchten nach Sponsoren, die für jeden gelaufenen Kilometer ein paar Cent spendeten. 3500 Euro konnten so letztlich an den Paulihof übergeben werden, der dafür Zäune instand setzen konnte. Für die Tiere können Patenschaften übernommen werden. "So schön habt ihr es hier" und "Wir freuen uns schon auf den Adventszauber". So oder so ähnlich verabschiedeten sich nahezu alle Besucher und Besucherinnen. 

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