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Achtung, Autofahrer: Frösche und Kröten wandern wieder
![Im Landkreis Aichach-Friedberg hat die Krötenwanderung begonnen. Der Bund Naturschutz bittet Autofahrer, in den nächsten Wochen an bestimmten Straßen besonders aufmerksam zu sein. Im Landkreis Aichach-Friedberg hat die Krötenwanderung begonnen. Der Bund Naturschutz bittet Autofahrer, in den nächsten Wochen an bestimmten Straßen besonders aufmerksam zu sein.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Ab einer Nachttemperatur von etwa fünf Grad und bei regnerischem Wetter zieht es die Amphibien zu den Laichgebieten. Naturschützer bitten Autofahrer um Rücksicht.
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Kaum werden die Nächte wärmer, erwachen bei Kröten und Fröschen die Frühlingsgefühle. Sie beginnen ihre Wanderung zu den Laichgebieten, um sich zu paaren. Um die Tiere vor dem Tod auf der Straße zu bewahren, werden in den nächsten Wochen zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aktiv und bauen Schutzzäune auf. Im vergangenen Jahr retteten die Ehrenamtlichen damit nach Angaben der Kreisgruppe des Bunds Naturschutz (BN) rund 7000 Erdkröten und anderen Amphibienarten das Leben. Weitere Helfer sind immer willkommen.
Rund 200 Meter lang ist der Schutzzaun, den die Aichacher Ortsgruppe des BN am Hieslinger Weiher jedes Jahr betreut. Aufgebaut werde er immer erst, wenn die ersten Tiere auf Wanderschaft gesichtet werden, erklärt Vorsitzende Helga Fritscher. „Es kann durchaus sein, dass das in nächster Zeit schon passiert“, sagt sie mit Blick auf die Temperaturen. Momentan sei es aber noch einen „Ticken zu kalt“. Ab einer nächtlichen Temperatur von circa fünf Grad und insbesondere bei regnerischem Wetter sind die fortpflanzungsbereiten Tiere massenweise auf Wanderschaft.
Bei Pöttmes sind die ersten "Warnfrösche" bereits unterwegs
Warum die Ortsgruppe den Zaun nicht schon jetzt aufbaut? Ganz einfach: „Wenn er steht, muss man ihn betreuen und das ist schon ein Aufwand“, erklärt Fritscher. Abgesehen davon, dass Ehrenamtliche nach Hiesling fahren müssen, dauert es auch etwa eine halbe Stunde, bis die Helferinnen und Helfer jeden Eimer entlang des etwa 200 Meter langen Zauns kontrolliert haben. Momentan liegen die Materialien deshalb noch beim Aichacher Bauhof, der der Ortsgruppe beim Aufbau helfen wird.
Die Pöttmeser Ortsgruppe des BN hat an der Staatsstraße bei Schorn den Schutzzaun schon aufgebaut, nachdem die ersten „Warnfrösche“ gesichtet wurden. So nennt Vorsitzende Elisabeth Birkmeir die Grasfrösche, die immer etwas früher unterwegs sind als die übrigen Amphibien. Im Zuge des Ausbaus der Staatsstraße zwischen Pöttmes und Kühnhausen wurde dort für die Amphibien ein Tunnel gebaut. „Sie brauchen etwas, bis sie den Tunnel finden“, so Birkmeir. Die ehrenamtlichen Helfer kontrollieren deshalb auch hier, damit die Tiere sicher auf die andere Straßenseite kommen.
Naturschützer beobachten: Zahl der Amphibien geht massiv zurück
An den Ortsverbindungsstraßen zwischen den Pöttmeser Ortsteilen Immendorf und Sedlbrunn hofft sie im Bereich des Handzeller Weihers auf die Rücksicht der Autofahrerinnen und Autofahrer. Weil dort landwirtschaftliche Ausfahrten seien, könne man keinen Zaun aufstellen, erklärt die Ortsgruppenvorsitzende. Wobei sie sich auch Rücksicht für die ehrenamtlichen Helfer wünscht. Diese kontrollieren morgens und oft auch am Abend die Fangzäune und bringen die eingesammelten Tiere sicher auf die andere Straßenseite. „Es wäre schön, wenn man mit Kindern gehen könnte“, sagt Birkmeir. Das sei aber einfach zu gefährlich.
Ihr ist aufgefallen, dass die Zahl der Amphibien im Pöttmeser Bereich „massiv zurückgegangen“ ist. „In meinen Hochzeiten habe ich eimerweise Viecher geschleppt.“ Jetzt seien es „nur noch ein paar Kröten“. Der Klimawandel mit seinen heißen und trockenen Sommern setze den Tieren zu, so Birkmeir. „Der feuchte Sommer 2023 war eine Erholung für sie.“ Aber auch die Anreicherung von Nitrat und Spritzmitteln in den Gewässern tue ihnen „brutal weh“.
Elf Schutzzäune für Kröten und Frösche werden im Landkreis Aichach-Friedberg aufgebaut
Eine Beobachtung, die Katrin Schmid aus der Kreisgruppe bestätigt: „Traurigerweise stellen immer mehr Helferinnen in den letzten Jahren fest, dass an vielen Übergängen die Anzahl der Tiere in den Fangeimern sinkt.“ Für den Schutz der Amphibien, die aufgrund ihrer schnell austrocknenden Haut auf Feuchtigkeit angewiesen sind, müssten die Gewässer im Landkreis geschützt oder renaturiert und die feuchten Wiesen und Weiden erhalten werden, sagt Schmid. „Viele Amphibien können wir vor dem Straßentod retten. Aber das hilft langfristig nur, wenn auch ihre Lebensräume erhalten werden.“
Insgesamt sind laut dem Kreisverband des BN im Wittelsbacher Land elf Schutzzäune aufgebaut, die von mehr als 200 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern etwa acht bis zehn Wochen lang betreut werden. „Bis Mitte April muss man auf unseren Straßen mit den Amphibien rechnen oder mit Menschen, die zu deren Schutz in den Morgen- und Abendstunden unterwegs sind“, so Katrin Schmid von der Kreisgruppe. Im Wittelsbacher Land befinden sich Amphibienzäune bei: Aichach (Hiesling, Blumenthal), Hofhegnenberg-Eresried, Mering, Sirchenried, Aindling/Weichenberg, Haberskirch-Bitzenhofen, Pöttmes-Schorn, Obergriesbach, Eurasburg-Freienried, Todtenweis-Sand/Bach.
Was Autofahrer in den nächsten Wochen beachten sollten
Der BN bittet alle Autofahrer in den kommenden Wochen um besondere Vorsicht und Rücksichtnahme:
- Befolgen Sie die Geschwindigkeitsbegrenzungen an den Amphibienzäunen.
- Achten Sie an den Stellen, an denen Amphibienzäune errichtet sind, auf die Helferinnen und Helfer, die am Straßenrand Tiere einsammeln.
- Reduzieren Sie Ihr Tempo auf Straßen, die an Teichen oder Feuchtgebieten vorbeiführen, auch wenn keine Warnhinweise aufgestellt sind.
- Sie haben eine Stelle entdeckt, an der viele Amphibien überfahren wurden und an der kein Schutzzaun errichtet ist? Melden Sie sich per E-Mail an amphibien@bund-naturschutz.de oder aichach-friedberg@bund-naturschutz.de.
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