Kurz vorneweg: Falschbeschuldigungen bei sexualisierter Gewalt sind durch nichts zu rechtfertigen und zerstören Leben. Aber: Längst nicht jede Frau besitzt überhaupt erst den Mut, einen Übergriff oder gar eine Vergewaltigung anzuzeigen. Sie wiederum dem Vorwurf der Falschbeschuldigung auszusetzen, ist also genauso verwerflich. Denn dieser Reflex ist nicht nur völlig unbegründet, er zerstört auch jeden Keim gesellschaftlichen Wandels.
Dafür wird es nötig sein, Betroffenen sexualisierter Gewalt Glauben zu schenken. Für sie ist es nach wie vor maximal schambehaftet und erfordert Mut, von ihren Erfahrungen zu berichten. Beschuldigte schöpfen dagegen nach wie vor immer wieder alle Möglichkeiten aus, die Betroffenen zu diskreditieren. Aussage gegen Aussage eben und sowieso: Alles erfunden!
Tatsächlich ist die Zahl der Falschbeschuldigungen sexualisierter Gewalt aber gering. Auf der Serviceplattform anwalt.de berichtet eine Rechtsanwältin für Opferhilfe von einer Quote von gerade einmal drei Prozent – unter allen Fällen, die überhaupt erst zur Anzeige gebracht wurden, Dunkelziffer außen vor gelassen. Ihr Fazit: Es sei als Mann wahrscheinlicher, selbst vergewaltigt zu werden, als zu Unrecht einer Vergewaltigung beschuldigt zu werden. Und andersherum: Wir leben in einem Rechtsstaat mit Unschuldsvermutung. Jemandem Glauben zu schenken, bedeutet noch lange keinen Schuldspruch – sondern bewirkt eine Verhandlungsbasis auf Augenhöhe.
Betroffenen-Hilfe
Frauen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, können sich bei all ihren Fragen anonym unter 116 016 an das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ wenden. Das Hilfetelefon stellt auch den Kontakt zu Unterstützungseinrichtungen in der Nähe her. Verwandte, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte können sich ebenso beraten lassen.
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