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Kommentar: Konservativer Wähler-Block in Aichach-Friedberg kippt nach rechts

Kommentar

Konservativer Wähler-Block in Aichach-Friedberg kippt nach rechts

Christian Lichtenstern
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    Über die Hälfte der Wähler im Aichacher Stadtteil Ecknach kam am Sonntag zur Abgabe der Stimme ins Wahllokal in der Schule.
    Über die Hälfte der Wähler im Aichacher Stadtteil Ecknach kam am Sonntag zur Abgabe der Stimme ins Wahllokal in der Schule. Foto: Erich Echter

    Die Wählerin und der Wähler, die unbekannten Wesen unserer Zeit, haben gestern wieder mal gesprochen. Dass Dreiviertel davon im Wittelsbacher Land konservativ-bürgerlich ticken, lässt sich anhand der Wahlergebnisse über Jahrzehnte hinweg nachverfolgen. Daran hat sich nicht viel verändert, doch innerhalb dieses Blocks gibt es jetzt drei Parteien. Die Verschiebungen sind enorm – und die rechte Schlagseite wird immer größer. Das bekommt die CSU massiv zu spüren, die früher diese Klientel im Landkreis nahezu komplett für sich gewinnen konnte. Heute binden die Christsozialen nur noch die gemäßigten Konservativen. Rechts von ihr stehen mittlerweile – dank ihres Frontmannes – die Freien Wähler. Der spricht zwar ständig vom gesunden Menschenverstand, der in der Politik fehle. Er selbst verzichtet aber regelmäßig auf genau diesen, wenn’s darauf ankommt.

    Über die Hälfte der Wähler im Aichacher Stadtteil Ecknach kam am Sonntag zur Abgabe der Stimme ins Wahllokal in der Schule.
    Über die Hälfte der Wähler im Aichacher Stadtteil Ecknach kam am Sonntag zur Abgabe der Stimme ins Wahllokal in der Schule. Foto: Erich Echter

    Wahl in Aichach-Friedberg: Etablierte Parteien liefern der AfD die Vorlagen

    Wie viele Menschen mit der Politik der CSU unzufrieden sind im Wittelsbacher Land, muss Peter Tomaschko noch schmerzhafter an den Stimmen für den AfD-Kandidaten ablesen. Etwa ein Sechstel der Wähler und Wählerinnen aus dem Kreis hat das Kreuz bei einem Mann gemacht, den nur wenige kennen. Er gehört aber einer Partei an, die mehr oder weniger offen sagt, was ihr Ziel ist: Demokratie aushöhlen und damit abschaffen. Blaupausen gibt es ja dafür schon genug. Simon Kuchlbauer ist dabei kein plumper Zündler, eher ein Wolf im Schafspelz. Bei Auftritten wie im Kreistag kommt inhaltlich wenig bis nichts. Indirekt und direkt dient die Kommunalpolitik dazu, krude Thesen der Rechtsaußen-Partei zu verbreiten. Vorlagen für den AfD-Erfolg auf allen Ebenen liefern die etablierten Parteien, weil sie drängende Probleme nicht in den Griff bekommen. Auch diese Wahl war durch die steigenden Flüchtlingszahlen geprägt. Es gibt noch größere und wichtigere Zukunftsaufgaben, aber sichtbare Fehlentwicklungen und auch Ungerechtigkeiten treiben den Rechten Wähler geradezu in die Arme. 

    Peter Tomaschko kann mit Wahlergebnis nicht zufrieden sein

    Dass Tomaschko trotz dieses Gegenwinds im Landtag bleibt, das stand schon vor dem Sonntag fest. Der CSU-Abgeordnete kann aber weder mit seinem persönlichen Ergebnis zufrieden sein, noch mit dem seiner Partei. Das können auch die beiden Abgeordneten Christina Haubrich (Grüne) und Simone Strohmayr (SPD) nicht. Beide Politikerinnen definieren sich über Sacharbeit – im Gesundheits- und Sozialbereich. Um im Wahlergebnis besser dazustehen, reicht es – auch im Wittelsbacher Land – inhaltlich so gut wie nichts zu sagen, markige Sprüche gegen Minderheiten rauszuhauen und wieder einen Rechtsextremen wie Björn Höcke in den Landkreis holen zu wollen. Das sagt viel aus – über die Stimmung im Land und über die Wähler und Wählerinnen, die unbekannten Wesen.

    Verfolgen Sie alles zur Wahl im Stimmkreis Aichach-Friedberg im Liveblog.

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