Während die Spritpreise in den vergangenen Wochen und Monaten immer neue Höhen erklommen haben, waren Bus- und Zugfahren im Landkreis Aichach-Friedberg und darüber hinaus zuletzt so günstig wie nie. Für nur neun Euro konnte man im ganzen Land mit dem öffentlichen Nahverkehr fahren. Die Bilanz der Aktion ist überwiegend positiv. Seit Verkaufsstart wurden laut Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) 52 Millionen Neun-Euro-Tickets verkauft. Eine Umfrage für die Deutsche Presse-Agentur (dpa) ergab außerdem, dass 31 Prozent der Erwachsenen die Aktionsfahrkarte häufig auf Strecken nutzten, die sie sonst mit dem Auto zurückgelegt hätten. Und über eine Nachfolgeregelung wird heiß diskutiert.
Viele nutzen das Neun-Euro-Ticket, aber mancherorts fehlt die Infrastruktur
Doch wie viel das Neun-Euro-Ticket für den Einzelnen gebracht hat, unterscheidet sich teilweise enorm. Die Verkaufszahlen des Aktionsangebots sind laut VDV im ländlichen Raum nur etwa halb so hoch wie in städtischen Gebieten - aus gutem Grund. Denn um den öffentlichen Nahverkehr sinnvoll nutzen zu können, braucht es ein sinnvolles Angebot, das es auch im Landkreis Aichach-Friedberg nicht überall gibt. Umständliche Verbindungen, Taktung, eine lange Fahrtdauer oder weite Entfernung zur Haltestelle sind mancherorts gute Gründe, um weiterhin mit dem Auto zu fahren. Der positive Effekt durch das günstige Nahverkehrsticket ist in solchen Fällen gleich null.
Dabei hat das dreimonatige Angebot die Steuerzahler rund 2,5 Milliarden Euro gekostet. Von dem Geld hätten manche Einwohnerinnen und Einwohner eher profitiert, wenn es in den Ausbau der Infrastruktur gesteckt worden wäre. So bleibt die Bilanz des Neun-Euro-Tickets am Ende gemischt: Während die einen davon profitiert haben und manche womöglich langfristig auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen werden, hatte es für andere schlicht keinerlei Mehrwert.