Insgesamt betrachtet hat die Gemeinde Obergriesbach eine glatte Punktlandung beim Heimat-Check hingelegt. Der Landkreis Aichach-Friedberg erhielt beim Heimat-Check die Note 5,8 –
Vereine in Obergriesbach bemühen sich um den Nachwuchs
Stefan Asam freut sich – als Vorsitzender des Sportvereins Obergriesbach und als Dritter Bürgermeister der Gemeinde – gleich doppelt darüber, dass das Vereinsleben auf eine Wertung von 7,9 kommt und erklärt: "Es ist schön zu sehen, dass die Arbeit in den Vereinen nicht umsonst ist." Neben dem Fußball ist das Turnen seit Jahrzehnten fester Bestandteil im SVO. Mittlerweile gibt es ein Yoga-Angebot und auch der Zumba-Re-Start sei gut geglückt. Gesportelt wird außerorts, beispielsweise in Kooperation mit Griesbeckerzell, Affing, Mauerbach, Klingen und auf dem Trainingsplatz des SV Obergriesbach. Dort befindet sich auch das Gemeinschaftshaus, in dem Luigi Vernino seit dem vergangenen Jahr als Pächter den Kochlöffel schwingt und der Gemeinde nun beim Heimat-Check 6,6 Punkte in puncto Gastronomie bescherte.
Doch auch andere Vereine bereichern das Gemeindeleben und bemühen sich sehr um den Nachwuchs, erklärt Stefan Asam. Umso verwunderlicher ist es da, dass die Gemeinde beim Heimat-Check in der Kategorie Kinder und Jugendliche nur 4,4 Punkte bekam. Daniel Schulz, dessen Kinder den Kindergarten im Ort und die Grundschule in Griesbeckerzell besuchen, würde das Angebot für Kinder und Jugendliche keineswegs als schlecht bezeichnen. In den Vereinen gäbe es eine sehr gute Jugendarbeit. Das Ferienprogramm fiel in den vergangenen Jahren coronabedingt kleiner aus. Doch heuer soll es wieder ein Kinderkrippenspiel geben.
Aus seiner Tätigkeit im Gemeinderat – Daniel Schulz ist aktuell Zweiter Bürgermeister in Obergriesbach – weiß er, dass eine Downhillstrecke für die Gemeinde nicht infrage kam. Dafür gibt es seit einiger Zeit ein Beachvolleyballfeld. Auch die Kinder von Gemeinderat Markus Weber, die sechs und neun Jahre alt sind, vermissen im Ort nichts. Es gebe einen Platz zum Bolzen, zum Basketball- und zum Handballspielen und darüber hinaus auch noch Spielplätze. Dass die Angebote für Kinder und Jugendliche nur mit 4,4 und die Kultur- und Freizeitangebote sogar noch schlechter mit 3,7 bewertet würden, irritierte den Zweifachvater.
Kulturangebote sind durch Corona deutlich zurückgegangen
Gegen die Kultur- und Freizeitangebote in einer Stadt käme Obergriesbach freilich nicht an, erklärte Jürgen Hörmann, der Bürgermeister der Gemeinde, und ergänzt: Einige Angebote seien coronabedingt deutlich zurückgegangen. Dennoch stellen beispielsweise der Musikverein und der Frauenchor Cantabella einen Teil des kulturellen Lebens ebenso wie andere Ortsvereine.
Nachholbedarf gibt es für die Kommune vor allem mit Blick auf die Gesundheitsversorgung. Der Rathauschef gibt zu, dass es keine Gesundheitsversorgung im Ort gibt. Den Wunsch eines Heimat-Check-Teilnehmenden, der erklärte "ein Supermarkt würde die Wohnqualität deutlich verbessern", hält Hörmann nicht für realisierbar. Aktuell gäbe es einen Tante-Emma-Laden im Ort und die Hoffnung, dass sich in dem Wohn- und Geschäftsgebäude, das gerade gegenüber dem Bahnhof entsteht, ein weiterer Bäcker oder Einzelhändler ansiedeln könnte.
Die Verkehrssituation ist ein zweischneidiges Schwert. Durch den Bahnhof ist die ÖPNV-Anbindung recht gut. Andererseits wünschte sich ein Teilnehmer des Heimat-Checks eine Umgehungsstraße für das Neubaugebiet, da dort beinahe so viel Verkehr herrsche "wie in einer Großstadt". Ein weiterer Heimat-Checker erklärte: "Mein Wunsch wäre weniger Straßenverkehr, vor allem weniger Schwerlastverkehr, der hauptsächlich durch die umliegenden Kies- und Bauschuttgruben um den Ortsteil Zahling verursacht wird." Zudem gab es kritische Stimmen beim Heimat-Check, die in Richtung Politik gerichtet waren. Gemeinderat und Bürgermeister wurden als "entscheidungsschwach" beschrieben. Beispielsweise habe das Gremium die Entscheidung zum Mobilfunkmast im Ort lieber den Gerichten überlassen. Auch eine Maßnahme zum Hochwasserschutz werde aufgeschoben.
Heimat-Check: Wer hat mitgemacht und wie viele?
An der Onlineumfrage zum Heimat-Check im Verbreitungsgebiet der Augsburger Allgemeinen und ihrer Heimatzeitungen vom 29. Juli bis 31. August 2022 beteiligten sich insgesamt 25.179 Menschen.
Aus dem Landkreis Aichach-Friedberg machten 2208 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit. Insgesamt leben im Wittelsbacher Land 133.980 Menschen. Die meisten Rückläufer gab es aus Friedberg, Aichach, Mering und Kissing – die vier größten Städte und Gemeinden im Landkreis.
Dabei waren 51,2 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Wittelsbacher Land männlich, 47,8 weiblich. Die Altersstruktur teilte sich folgendermaßen auf: 24,2 Prozent waren über 65 Jahre alt, 46,2 Prozent zwischen 46 und 64, 19,4 Prozent zwischen 32 und 45, 7,3 Prozent zwischen 22 und 31, 1,6 Prozent zwischen 18 und 21 sowie 1,0 Prozent jünger als 18.
Auf einer Skala von 1 bis 10 Punkten konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren Heimatort in 14 Themenbereichen bewerten: Sauberkeit, Lebensqualität, Vereinsleben, Sicherheit, Verkehr, Einzelhandel, Senioren, Kinder und Jugendliche, Klimaschutz und Digitalisierung, Gastronomie, Immobilienmarkt, ÖPNV, Gesundheitsversorgung und Kultur und Freizeit. Dabei gab es meist zwei Fragen pro Thema. Die Noten beziehen sich auf den jeweiligen Mittelwert.
Die Ergebnisse aus den Städten und Gemeinden im Landkreis Aichach-Friedberg, die einen gewissen Rücklauf hatten, erscheinen in den kommenden Wochen. Alle Ergebnisse finden Sie unter azol.de/heimat-check