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Heiliger Ulrich und Lechfeldschlacht: Das soll in Todtenweis 955 passiert sein.

Todtenweis/Aichach-Friedberg

Diese Sagen ranken um die Lechfeldschlacht bei Todtenweis und den Heiligen Ulrich

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    Auf dem Ulrichsmarterl beim Todtenweiser Ortsteil Sand erteilt der Heilige Ulrich den Segen. Laut einer Sage soll er selbst mit in die Lechfeldschlacht gezogen sein.
    Auf dem Ulrichsmarterl beim Todtenweiser Ortsteil Sand erteilt der Heilige Ulrich den Segen. Laut einer Sage soll er selbst mit in die Lechfeldschlacht gezogen sein. Foto: Dr. Hubert Raab

    Mit dem spektakulären Fund eines ungarischen Pferdegeschirrs in der Nähe des Todtenweiser Ortsteils Bach rückte die Gemeinde bei der geschichtlichen Aufarbeitung der sagenumwobenen Schlacht auf dem Lechfeld in einen besonderen Fokus. Wie Bürgermeister Konrad Carl betont, deuteten Relikte aus der geschichtlichen Vergangenheit und mündliche Überlieferungen schon immer auf eine besondere Geschichte um die, für die Ungarn vernichtende Schlacht auf dem Lechfeld hin. Laut Carl kann der Fund des ungarischen Pferdegeschirrs nun als Beweis dafür gesehen werden, dass die lange gehegten Vermutungen eine Begründung hatten.

    Auch der Heilige Ulrich spielte im Umfeld der Lechfeldschlacht eine besondere Rolle. Gabriele Raab und Kreisheimatpfleger Dr. Hubert Raab kennen die Sagen, die um den Kriegsschauplatz ranken. Neben der Einmündung der Kapellenstraße in die Thierhauptener Straße im Todtenweiser Ortsteil Sand steht in einer kleinen Anlage ein Marterl, auf dem in vier Bildern an den Heiligen Ulrich erinnert wird. Auf einem sieht man den Heiligen auf dem Pferd, wie er mit dem Ulrichskreuz den Segen erteilt.

    Die neue Station des Geschichtspfads wird am Ulrichsmarterl im Todtenweiser Ortsteil Sand eröffnet.
    Die neue Station des Geschichtspfads wird am Ulrichsmarterl im Todtenweiser Ortsteil Sand eröffnet. Foto: Dr. Hubert Raab

    Die Sage dazu lautet: „Im Jahre 955 lagerten sich die Ungarn oberhalb Augsburg. Kaiser Otto mit seinem tapfern Heere bot ihnen die Schlacht an, der hl. Ulrich bete­te um den Sieg und zog selbst mit in den heißen Kampf. Endlich muß­ten die wilden Horden erliegen, die Mehrzahl wurde niedergehauen, ein großer Teil ertrank im Leche, und der letzte Rest wurde von den wüthenden bayerischen Bauern, die Alles durch sie verloren hatten, 3 Stunden unterhalb Augsburg erschlagen. Der Ort, wo dieß geschah, heißt die Todtenwiese, woselbst nun das Pfarrdorf Todtenweis. Zur Erinnerung an die Schlacht sei an der Stelle, wo der hl. Ulrich den Segen erteilt habe, eine Martersäule aufgerichtet worden.“

    Der Ungarnwall bei Todtenweis von Westen: Hier sollen sich einzelne Kämpfe der Lechfeldschlacht abgespielt haben.
    Der Ungarnwall bei Todtenweis von Westen: Hier sollen sich einzelne Kämpfe der Lechfeldschlacht abgespielt haben. Foto: Dr. Hubert Raab

    Eine weitere Sage wird mit dem Taglilienfeld bei Rehling-St. Stephan in Zusammenhang gebracht. „Nach der Schlacht flohen viele Ungarn und kamen dabei in die Gegend von St. Stephan. Dort bestatteten sie ihre Toten. Nachdem die Ungarn sesshaft und christlich geworden waren, erinnerten sie sich an die Toten der Schlacht auf dem Lechfeld.

    Auf den ungarischen Gräberstellen sollen Taglilien aufgegangen sein

    Eine Abordnung kam aufs Lechfeld und schüttete heimische Erde auf die Gräberstellen. Dort gingen bald Taglilien auf, die Taglilien von St. Stephan.“ Tatsächlich handelt es sich bei dieser Taglilienart Hemerocallis liliophodelus um Pflanzen, die im Orient heimisch sind. Das Vorkommen wird auf viele hunderte Jahren geschätzt.

    Die Schlacht auf dem Lechfeld ist auch in Eisingersdorf in der Kirche dargestellt, von Ignaz Paur im Jahr 1754.
    Die Schlacht auf dem Lechfeld ist auch in Eisingersdorf in der Kirche dargestellt, von Ignaz Paur im Jahr 1754. Foto: Dr. Hubert Raab

    Auch manch andere Erinnerung an dieses weltgeschichtlich bedeutende Ereignis der Ungarnschlacht 955 ist im Landkreis Aichach-Friedberg noch vorhanden. So weisen zwei Kirchen an die Schlacht auf dem Lechfeld hin. In der Pfarrkirche St. Ulrich und Afra in Todtenweis übergibt Gott Vater auf dem Chorfresko an Bischof Ulrich die „heilige Lanze“. Die Filialkirche St. Ulrich in Eisingersdorf (Markt Aindling) zeigt auf dem 1754 gemalten Deckenfresko von Ignaz Paur die Schlacht auf dem Lechfeld. Bischof Ulrich setzt vor der Silhouette von Augsburg den fliehenden Ungarn nach. Ein Engel im Himmel überreicht ihm das Ulrichskreuz, das den Sieg verleiht.

    Der Heilige Ulrich in der Todtenweiser Pfarrkirche. Der Denkmaltag in der Gemeinde ist auch ein Beitrag zum Jubiläumsjahr des Bistums Augsburg zum 1100. Jahrestag der Bischofsweihe und 1050. Todestag des Heiligen Ulrich.
    Der Heilige Ulrich in der Todtenweiser Pfarrkirche. Der Denkmaltag in der Gemeinde ist auch ein Beitrag zum Jubiläumsjahr des Bistums Augsburg zum 1100. Jahrestag der Bischofsweihe und 1050. Todestag des Heiligen Ulrich. Foto: Dr. Hubert Raab

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    Kreisheimatpfleger Dr. Hubert Raab stellt die Katholische Pfarrkirche St. Ulrich und Afra in Todtenweis vor.
    Kreisheimatpfleger Dr. Hubert Raab stellt die Katholische Pfarrkirche St. Ulrich und Afra in Todtenweis vor. Foto: Dr. Hubert Raab

    Die Kirche St. Ulrich und Afra in Todtenweis, deren Bau 1737 begonnen und erst 1781 konsekriert wurde, verweist auf die Schlacht auf dem Lechfeld. Auf dem Chorfresko von Christoph Thomas Scheffler von 1737 übergibt Gott Vater an Bischof Ulrich, der darunter auf dem Hochaltarbild zu sehen ist, eine Lanzenspitze, die „heilige Lanze“. In der Augsburger Diözesan-Legende von Pfarrer Franz Xaver Schuster lesen wir: „Am Morgen des 10. August las Ulrich die hl. Messe, bei welcher er dem Kaiser und den Anführern die hl. Kommunion erteilte. Er nahm die Lanze (Diese Lanze enthielt die Nägel, mit welchen unser Heiland an das Kreuz geheftet wurde.) in die Hand, zog mit den acht Regimentern ohne Schild und Helm, nur mit der priesterlichen Stola angetan, dem Feind entgegen.“ Außerdem ist auf dem Altarbild zu sehen, wie das Ulrichskreuz aus dem Himmel zum Bischof Ulrich herabkommt. Es sollte ihm den Sieg über die Ungarn verleihen.

    Geschichtspfad „Schlacht auf dem Lechfeld“ wird in Sand eröffnet

    Seitlich dieses Hochaltarbildes mit der Glorie der Heiligen Ulrich und Afra stehen die Figuren der Bistumspatrone. Aus der spätmittelalterlichen Vorgängerkirche stammt die Holzfigur des Heiligen Ulrich, wohl 14. Jahrhundert. Hinzuweisen ist noch auf ein Gemälde von höchstem Rang, das Altarbild am linken Seitenaltar mit der Engelspieta von Johann Kager (1575–1634) aus der Simpertkapelle in St. Ulrich und Afra in Augsburg. Kreisheimatpfleger Raab führt am Sonntag, 8. September, nach der Eröffnung des Tags des offenen Denkmals um 14 Uhr durch die Pfarrkirche St. Ulrich und Afra. Um 15 Uhr wird beim Ulrichsmarterl in Sand die neue Station des Geschichtspfads „Schlacht auf dem Lechfeld 955“ vorgestellt. (mit AZ)

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