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Fußball: Volker Weingartner gestorben: Höhenflug und Absturz mit dem BC Aichach

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Volker Weingartner gestorben: Höhenflug und Absturz mit dem BC Aichach

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    Volker Weingartner, früherer Mäzen und Vorsitzender des BC Aichach, ist im Alter von 53 Jahren gestorben.
    Volker Weingartner, früherer Mäzen und Vorsitzender des BC Aichach, ist im Alter von 53 Jahren gestorben. Foto: Peter Appel (Archivbild)

    Er war ein Mann voller Ideen und großer Pläne. Volker Weingartner lernte aber nicht nur die Sonnen-, sondern auch die Schattenseiten des Lebens kennen, im Unternehmen wie auch im Sport. Am vergangenen Wochenende ist der frühere Mäzen und Vorsitzende des BC Aichach im Alter von 53 Jahren verstorben. Sein Name bleibt mit dem Höhenflug sowie dem Absturz der BCA-Fußballer verbunden. 

    Mit dem BC Aichach schnupperte Volker Weingartner am Tor zur Regionalliga.
    Mit dem BC Aichach schnupperte Volker Weingartner am Tor zur Regionalliga. Foto: Fred Schöllhorn (Archivbild)

    Als der TSV Aindling auf dem sportlichen Gipfel stand und in der damals ungeteilten Bayernliga eine führende Rolle spielte, da wollte Weingartner den Verein am Lechrain hinauf in die Regionalliga hieven. Es blieb beim Versuch. Die nächste Station hieß BC Aichach, wo er zunächst als Mäzen die Schatulle öffnete, im Oktober 2009 wurde er gar Vorsitzender des Vereins. Wie viel Geld er damals für die BCA-Kicker locker machte, wird wohl niemand zuverlässig sagen können. Es muss aber ein erheblicher Betrag gewesen sein, denn sonst wären nicht so viele renommierte Kicker in die Kreisstadt gekommen. Er selbst nannte sich einen "Fußballverrückten" und sprach öffentlich von „mehreren Millionen Euro“.

    Nach Insolvenz: Stars verlassen BC Aichach

    Darunter auch der ehemalige Bundesliga-Profi Marco Küntzel, der als Trainer verpflichtet wurde. Torhüter Michael Lutz brachte Erfahrung aus der Zweiten Bundesliga in Ingolstadt mit, Andreas Brysch hatte in Unterhaching und in Regensburg in der Dritten Liga gespielt. Was dieses Ensemble damals auf dem Rasen zeigte, das konnte sich wahrlich sehen lassen. Als Weingartner als Sponsor einstieg, spielte der Traditionsverein in der Kreisliga. Als er die Segel strich, kickte der Club wieder in dieser Liga. 2012 stand die Mannschaft als Bayernligameister unmittelbar vor dem Tor zur Regionalliga, die wurde aber in der Relegation von den Würzburger Kickers zugeschlagen. Für Weingartner kein Grund zur Resignation. Er strebte einen weiteren Versuch an, der aber einige Monate später ein jähes Ende fand. 

    Am 29. Januar 2014 lautete die Überschrift in den Aichacher Nachrichten: "Weingartner zahlt nicht mehr." Damit war der Höhenflug vorbei. Der Kader des BC Aichach löste sich zum Teil auf. Die Spieler, die auch ohne üppiges Salär noch blieben, wurden mit Trainer Küntzel aber noch Meister. Dann wurde die Mannschaft abgemeldet. Weingartner war beruflich ausgesprochen erfolgreich gewesen als Geschäftsführer der IBS in Thierhaupten, die mit ihren Modellen zum Hochwasserschutz für Furore gesorgt hatte. Die 1994 gegründete Firma musste 20 Jahre später Insolvenz anmelden, wurde aber dann ab Ende 2014 von einem Investor übernommen und weiter geführt. Vor dem Absturz hatte Weingartner 2013 in Plauen (Sachsen) ein ehemaliges Werk von Manroland erworben. Die Kosten der Expansion überforderte sein Unternehmen. Entgegen seiner früheren Aussage hinterließ Weingartner beim BC Aichach Schulden, fußballerisch mussten nun wieder kleinere Brötchen gebacken werden. Die hoch bezahlten Stars hielten Ausschau nach anderen Clubs und die Mannschaft sowie die Fußballfreunde in Aichach mussten sich mit bescheidenerer Kost in der Kreisliga begnügen. 

    Volker Weingartner: Höhenflug und Absturz mit dem BC Aichach

    Weingartner wollte nicht nur in Beine, sondern auch in Steine investieren. Bei einer BCA-Mitgliederversammlung präsentierte er 2009 seine Vorstellung von einer neuen Sportanlage im Norden Aichachs. Woher sollte das Geld für diesen Bau kommen? Der Vereinschef hatte eine pfiffige Idee, er wollte sein großes Vorhaben über Solarparks in Frankreich finanzieren. Die Vereinsmitglieder zeigten sich skeptisch. Dann wischte Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann die Bedenken vom Tisch: „Stimmen wir ihm zu. Wir gehen kein Risiko ein.“ Doch dann wurden im Nachbarland die Richtlinien geändert und das Thema hatte sich erledigt. 

    Volker Weingartner machte sich fortan rar auf den hiesigen Fußballplätzen, wo er zuvor Stammgast gewesen war. Auch in Memmingen oder in Weiden war er mal zu sehen, nachdem er gerade beruflich in Tschechien zu tun hatte. In Pipinsried tauchte er später noch mal auf. Dem dortigen langjährigen Vereinschef Konrad Höß war es wichtig, dass sich der Gast bei der Pressekonferenz zur Entwicklung äußerte. Der Tausendsassa war den Tränen nahe, als er zu Wort kam. Doch dann zeigte er noch mal Kampfgeist und versicherte, er würde erneut das große Rad im Fußball in Bewegung setzen, wenn es ihm noch einmal möglich wäre. 

    Volker Weingartner (links) feierte gemeinsam mit Trainer Marco Küntzel 2014 die Meisterschaft in der Bayernliga.
    Volker Weingartner (links) feierte gemeinsam mit Trainer Marco Küntzel 2014 die Meisterschaft in der Bayernliga. Foto: Reinhold Rummel (Archivbild)

    Dazu kam es nicht mehr. Vor drei Jahren machte Weingartner eine schwere Krankheit zu schaffen. Diese tückische Krankheit hatte er gut überstanden, doch er deutete danach an: „Ich gehe davon aus, dass ich keine 100 werde, vielleicht auch nicht 80 oder 70.“ Bei einem Anruf eines Aichachers vor zwei Wochen wirkte der ehemalige Funktionär angeschlagen und müde. Er habe sich da bereits sehr, sehr schwach angehört.

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