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Eröffnung des Geschichtspfads in Todtenweis: Zeugen der Ungarnschlacht

Todtenweis/Aichach-Friedberg

Am Denkmaltag wird in Todtenweis Geschichte geschrieben

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    Der Denkmaltag in Todtenweis zur Lechfeldschlacht von 955 endet am Ungarnreiterstandbild vor dem Gruinanwesen, das auch als Museum dient.
    Der Denkmaltag in Todtenweis zur Lechfeldschlacht von 955 endet am Ungarnreiterstandbild vor dem Gruinanwesen, das auch als Museum dient. Foto: Dr. Hubert Raab

    Lange wurde sie geplant, jetzt wird sie endlich eröffnet: die Todtenweiser Station des Geschichtspfads zur „Schlacht auf dem Lechfeld“. Der bundesweite Tag des offenen Denkmals steht am Sonntag, 8. September, in Todtenweis unter dem Motto „Zeitzeugnis der Geschichte – Spuren der Ungarnschlacht im Raum Todtenweis“. Um 14 Uhr eröffnet Landrat Klaus Metzger in der neu renovierten Pfarrkirche St. Ulrich und Afra das Programm. Auch an anderen Orten im Landkreis Aichach-Friedberg finden Aktionen zum Tag des offenen Denkmals statt.

    Bei der Hauptveranstaltung für den Landkreis eröffnet der Tourismusdirektor der Regio Augsburg, Götz Beck, um 15 Uhr am Ulrichsmarterl im Todtenweiser Ortsteil Sand den Geschichtspfad der Regio Augsburg und der Gemeinde Todtenweis „955 Schlacht auf dem Lechfeld – Station Todtenweis“. Kreisheimatpfleger Dr. Hubert Raab erzählt anschließend aus dem Leben des Heiligen Ulrich. Die geschichtliche Reise wird um 16 Uhr fortgeführt mit einem Spaziergang von der Wirtskapelle zur imposanten Ungarn-Wallanlage. Dort findet eine Führung mit Erläuterungen zum Zeitgeschehen und zur Ungarnschlacht statt.

    Der Ungarnwall mit Vorwall von Osten. Die Schutzwallanlage sollte sowohl Feinde abwehren als auch die Bevölkerung schützen.
    Der Ungarnwall mit Vorwall von Osten. Die Schutzwallanlage sollte sowohl Feinde abwehren als auch die Bevölkerung schützen. Foto: Dr. Hubert Raab

    Gehtüchtige Besucherinnen und Besucher können zum Ungarnwall hinaufsteigen. Er wurde von der Regio Augsburg und der Gemeinde Todtenweis unter Federführung von Kreisarchivpfleger Franz Riß in Szene gesetzt. Die Veranstaltung endet mit einem Beisammensein am Gruin-Anwesen. Die Gemeinde stellt laut Bürgermeister Konrad Carl einen Bus bereit, der die jeweiligen Infopunkte anfährt. So gebe es für die Gäste auch keine Schwierigkeiten, auf den beengten Feldwegen einen Parkplatz zu finden. Landkreis, Gemeinde und die Regio Augsburg sehen die Veranstaltung auch als Beitrag zum Jubiläumsjahr des Bistums Augsburg zum 1100. Jahrestag der Bischofsweihe und 1050. Todestag des Heiligen Ulrich.

    Mehrere Teilkämpfe: Das ist zur Schlacht auf dem Lechfeld bisher bekannt

    Wie Gabriele und Hubert Raab schreiben, war die Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 ein epochales Ereignis. Trotz mehrerer zeitgenössischer Darstellungen bleibt vieles rätselhaft. Relativ gesichert scheint nur zu sein, dass es keine einzelne Schlacht gegeben hat, sondern dass neben einer Hauptschlacht mehrere Teilkämpfe verschiedener Größenordnung stattfanden. Ein Zufallsfund 2011 brachte einen Hinweis auf das Geschehen.

    Der Heimatforscher Robert Gans fand auf dem Lechfeld bei Bach (Todtenweis) Teile eines prachtvollen ungarischen Pferdegeschirrs. Aufgrund der Ausführung und Edelmetallmenge des Geschirrs gehörte der Eigentümer nach Einschätzung von Bernd Steidl von der Archäologischen Staatssammlung München zur Führungselite und muss in einem engen Verhältnis zum Großfürsten gestanden haben. „Der Verlust eines derart prunkvollen, symbolbehafteten Teils der Ausrüstung ist nur unter Extrembedingungen vorstellbar“, so Steidl.

    Pferdegeschirrteile aus Todtenweis, die mit der Ungarnschlacht 955 in Verbindung stehen könnten.
    Pferdegeschirrteile aus Todtenweis, die mit der Ungarnschlacht 955 in Verbindung stehen könnten. Foto: Archäologische Staatssammlung München

    Somit kann vermutet werden, dass in der Nähe ein Kampfgeschehen stattfand oder das verwundete Pferd bei den Fluchtversuchen der Ungarn zurückblieb. Es könnte dem Heerführer Bulcsu gehört haben. Auch in der zwischen 1526 und 1533 geschriebenen „Bayrische Chronik“ von Aventin ist die Rede von einem Gefecht bei „Thierhaupten“. Gemeint sein könnte damit die ganze Gegend vom Lechübergang bei Langweid/Rehling über Todtenweis bis Thierhaupten.

    Schutz vor Feinden: Welche Zwecke der Ungarnwall bei Todtenweis hatte

    Als vorsorgliche Abwehrmaßnahmen gegen die immer wieder einfallenden Ungarn waren nach der Burgenordnung König Heinrichs I. von 926 kleinere Befestigungswerke und größere Fliehburgen entstanden. Der Ungarnwall in Todtenweis dokumentiert eine derartige Schutzwallanlage. Ihr Zweck lag wohl einerseits darin, bei Annäherung der Feinde die Bevölkerung in der Fliehburg aufzunehmen und eine Besatzung in ihr zu stationieren, die die Überfälle erschweren oder verhindern sollte.

    Andererseits sollte die Besatzung die abziehenden Feinde bekämpfen, ihnen die Beute wieder abnehmen und die Gefangenen befreien. Nach dem Sieg bei der Schlacht auf dem Lechfeld 955 wurden die fliehenden feindlichen Scharen so in einzelnen Gefechten gefangen oder aufgerieben.

    Der Geschichtspfad im Wittelsbacher Land: Auch in Kissing gibt es eine Station

    Die Regio Augsburg Tourismus hat zum Thema „955 Schlacht auf dem Lechfeld“ eine Spurensuche an geschichtsrelevanten Standorten in Augsburg und der Region auf den Weg gebracht. Ein Infopavillon in Königsbrunn ist der Beginn des Geschichtspfads. Im Wittelsbacher Land gehört neben Kissing auch Todtenweis als Station dazu. Beginn des Geschichtspfads ist bei der Brücke über den Litzelbach neben dem Angerleitenweg und der Staatsstraße nach Thierhaupten mit dem Reiterstandbild. Der Weg ist gut ausgeschildert und mit Hinweistafeln versehen.

    Denkmaltag im Landkreis Aichach-Friedberg

    Im Landkreis Aichach-Friedberg besteht die Möglichkeit, sich am Sonntag, 8. September, in und an Denkmälern mit dem Thema „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ auseinanderzusetzen. Das Landratsamt bietet gemeinsam mit den Kreisheimatpflegern, Gemeinden, Denkmaleigentümern und anderen Helfern diese Veranstaltungen an:

    • Der Denkmaltag wird um 14 Uhr in der Katholischen Pfarrkirche St. Ulrich und Afra in Todtenweis von Landrat Klaus Metzger eröffnet. Anschließend stellt Kreisheimatpfleger Dr. Hubert Raab die Kirche vor, ein Saalbau mit eingezogenem Chor unter Stichkappentonne mit Turmunterbau. Um 15 Uhr eröffnet Tourismusdirektor Götz Beck die neue Station des Geschichtspfads „Schlacht auf dem Lechfeld 955“. Treffpunkt ist am Ulrichsmarterl im Todtenweiser Ortsteil Sand.
    • Von 13 Uhr bis 17 Uhr ist das Kaschnbauerhaus in der Marktstraße 18 in Pöttmes geöffnet. Das Bauernhaus verfügt über einen erdgeschossigen, giebelständigen Satteldachbau mit geschweiftem Giebelaufsatz. Bezogen wurde es 1808, der dazugehörige Stallstadel, ein erdgeschossiger Satteldachbau, stammt aus dem Jahr 1908. Kreisheimatpflegerin Susanne Kühnlein-Vollmar bietet eine Führung an, der Pöttmeser Museumsverein Kaffee und Kuchen.
    • Im Aichacher Stadtteil Oberwittelsbach führt Manuel Schormair über den Burgplatz und durch die Burgkirche. Der Burgplatz in Oberwittelsbach ist ein wichtiger Erinnerungsort an die Anfänge der Wittelsbacher. Die Burgkirche ist nun nach einer aufwendigen, mehrjährigen Sanierung wieder zugänglich. Treffpunkt für die etwa einstündige Führung ist um 14.30 Uhr am Parkplatz am Maibaum in Oberwittelsbach.
    • Zudem organisiert die Dorfbelebung Mittelstetten (Landkreis Fürstenfeldbruck) in Zusammenarbeit mit der Pfarrei St. Martin Baindlkirch eine Kirchenführung in der Pfarrkirche St. Martin in Baindlkirch – ein früh-klassizistisches Juwel. Nach dem Gottesdienst um 10 Uhr findet ab circa 11 Uhr eine Führung durch die Kirche statt.
    • Die Führungen am Tag des offenen Denkmals sind kostenlos. Anmeldungen sind nicht notwendig.
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