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Baar: Waldkindergarten: Was verbirgt sich in der Jurte am Waldrand?

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Waldkindergarten: Was verbirgt sich in der Jurte am Waldrand?

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    Nicht einmal ein Jahr habe es vom ersten Beschluss bis zum ersten Einzug der Weinbergstrolche gedauert, verriet  Bürgermeister Roman Pekis zu Beginn der Eröffnungsfeier in der Jurte.
    Nicht einmal ein Jahr habe es vom ersten Beschluss bis zum ersten Einzug der Weinbergstrolche gedauert, verriet Bürgermeister Roman Pekis zu Beginn der Eröffnungsfeier in der Jurte. Foto: Stefanie Brand

    Seit dem 1. September toben die Weinbergstrolche durch den Wald. Zur Brotzeit treffen sie sich auf ihrem Waldsofa, an dem sie selber mitbauen dürfen. Auch das Sammeln von Ästen und Schneckenhäusern hat sich bereits als beliebte Aktivität der Kindergartenkinder herauskristallisiert, die Baars ersten Waldkindergarten besuchen. Gezählt wird mit Naturmaterialien, und auch das Formen von Buchstaben gelingt mit Ästen. Die Weinbergstrolche besuchen

    Diese und viele weitere Fragen beantworteten am Samstagnachmittag die Leiterin des Waldkindergartens Martina Gessler, der für das Forstrevier Thierhaupten zuständige Förster, Jakob Michl, und Bürgermeister Roman Pekis einer Gruppe von geladenen Gästen. Pünktlich zum Start der Eröffnungsfeier für den Waldkindergarten tauchten Gemeinderäte, Verwaltungsangestellte, Eltern und Kinder buchstäblich ein in die Welt der Kinder. Denn um die Jurte zu betreten, die den Kindern als Unterschlupf dient, heißt es für die Erwachsenen: ducken, denn die Tür ist niedrig. Der Innenraum hingegen bietet – zur Überraschung vieler – reichlich Platz, der zur Eröffnungsfeier mit Bierbänken, Essen und Getränken ausgestattet war.

    Beim Bau der Jurte für den Baarer Waldkindergarten packen viele mit an

    Von dort aus lauschten die Gäste dem Rückblick Pekis' auf die kurze, aber abenteuerreiche Entstehungsgeschichte des Waldkindergartens, der für den Rathauschef noch immer jedes Mal "faszinierend" sei, wie er erklärt. Da es coronabedingt keine Einweihung für die Baarer Mini-Kita, das erste Kinderbetreuungsprojekt in der Amtszeit von Pekis, geben konnte, nahm er sich Zeit für den Rückblick und noch mehr Zeit für kleine Anekdoten und für ein großes Dankeschön an eine ganze Reihe von Akteuren. Dass der Waldkindergarten Am Weinberg nun stehe, sei Förster Jakob Michl zu verdanken, der den Standort ins Gespräch brachte.

    Durch Besuche im Waldkindergarten Aichhörnchenkobel in Aichach und im Waldkindergarten im Pöttmeser Ortsteil Handzell sei er, so Pekis, auf die Idee gekommen, eine Jurte am Waldrand zu platzieren. Mit seinem Ratskollegen Josef Reiter habe er eine Alternative in Form eines Containers in Augenschein genommen, die jedoch optisch und preislich aus dem Budget fiel. Aufgebaut wurde die Jurte dann in Eigenregie, nachdem ein Mitarbeiter der Firma Lesti binnen fünf Stunden und mit einem großen Bagger den Untergrund vorbereitet und "diese Arbeit als Spende an die Gemeinde deklariert hat", fügte der Bürgermeister dankend hinzu.

    Die Gäste waren eingeladen zum Probesitzen auf dem Waldsofa. Dort machen die Weinbergstrolche täglich Brotzeit.
    Die Gäste waren eingeladen zum Probesitzen auf dem Waldsofa. Dort machen die Weinbergstrolche täglich Brotzeit. Foto: Stefanie Brand

    Eine Reihe von Helfern – Ben und Sebastian Götz vom Baarer Bauhof, Thomas Kähler und Michael Helfer aus dem Ratsgremium, Leiterin Martina Gessler und Baarer Bürger, wie Hermann Kefer und Norman Gribbe – packten mit an. Und auch in Richtung Verwaltungsgemeinschaft Pöttmes richtete Pekis seinen Dank an Stefan Wolf, Viktoria Bux, Peter Fesenmeir und Sandy Lichtblau, die nicht nur beratend tätig waren, sondern sogar nach erschwinglichem Mobiliar Ausschau gehalten und fündig geworden seien. "Die Schränke in der Jurte kosteten gerade mal einen Euro", verriet Pekis und erklärte, dass diese aus einer Kindergartenauflösung stammen.

    Kinder können sich auf das Abenteuer im Wald einlassen

    Die Leiterin Martina Gessler, die ab Montag mit zwei Kolleginnen fünf Kinder betreut, berichtete vom Tagesablauf. Die Mädchen und Buben werden um 7.30 und um 8 Uhr von ihren Eltern gebracht. Für den Waldkindergarten habe sie sich entschieden, weil die Arbeit mit den Kindern im Wald "weitab von der Norm" sei, wie die Baarerin im Gespräch verriet. Für die Kinder, die teilweise schon im Regelkindergarten betreut wurden, sei es eine Herausforderung gewesen, keine vorgefertigten Spiele zu finden, sondern im Wald die Chance zu haben, Balancieroptionen selbst zu entdecken, und sich auf das Abenteuer im Wald einzulassen. "Es gelingt, wenn sich Eltern und Kinder darauf einlassen", erklärte Gessler, deren Team ab Januar noch einmal verstärkt wird. Dann startet Kinderpfleger Harald Supka.

    Der künftige Weinbergstrolch, Johann Schmidt, pflanzt mit Mama Sabrina sein eigenes Bäumchen. Harald Supka (rechts im Bild), der ab Januar als Kinderpfleger im Waldkindergarten arbeiten wird, ist auch mit von der Partie.
    Der künftige Weinbergstrolch, Johann Schmidt, pflanzt mit Mama Sabrina sein eigenes Bäumchen. Harald Supka (rechts im Bild), der ab Januar als Kinderpfleger im Waldkindergarten arbeiten wird, ist auch mit von der Partie. Foto: Stefanie Brand

    Nach den Vorreden ging es für die Gäste direkt in den Wald. Sie durften Probesitzen auf dem Waldsofa, einer kreisrunden Sitzgelegenheit, auf der es durchaus herausfordernd sei, die Brotzeit in der Dose zu balancieren, sodass nichts herausfällt. Jakob Michl hatte eine kleine Tour durch den Wald vorbereitet, auf der die Kinder Tierschilder finden durften. Kurzweilig und für Alt und Jung interessant erklärte der Förster, was es im Wald zu entdecken gibt, und betonte: "Das Totholz ist keine Schlamperei", sondern diene Tieren als Unterschlupf. Die Waldrunde endete mit einem Angebot für all jene Kinder, die den Waldkindergarten besuchen werden, denn sie durften ihr eigenes Bäumchen pflanzen.

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