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Baar/Thierhaupten: Firma Uhl will drei Windräder im Waldgebiet Brand bei Baar bauen

Baar/Thierhaupten

Firma Uhl will drei Windräder im Waldgebiet Brand bei Baar bauen

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    2018 wurden zwei Windräder auf dem Baarer Berg in Betrieb genommen. Nun plant die Firma Uhl, im Waldgebiet Brand zwischen Baar, Thierhaupten, Münster und Holzheim drei Windräder zu bauen.
    2018 wurden zwei Windräder auf dem Baarer Berg in Betrieb genommen. Nun plant die Firma Uhl, im Waldgebiet Brand zwischen Baar, Thierhaupten, Münster und Holzheim drei Windräder zu bauen. Foto: Erich Echter (Archivbild)

    Die Firma Uhl plant, im Waldgebiet Brand zwischen den Gemeinden Baar, Thierhaupten (Landkreis Augsburg), Holzheim und Münster (Donau-Ries) drei weitere Windräder zu bauen. Das Thema hat in der Region viel Konfliktpotenzial. Bestehende Windräder am Baarer Berg und bei Holzheim in unmittelbarer Nähe waren und sind bei den Anwohnerinnen und Anwohnern teils stark umstritten.

    Eigentlich standen die Windräder gar nicht auf der Tagesordnung der öffentlichen Sitzung des Baarer Gemeinderats am Donnerstagabend. Lediglich eine Einladung zum Bürgerdialog "Windenergie bei uns" am Freitag, 8. April, in der Baarer Mehrzweckhalle war vorgesehen - als Information im Gemeinderat. Eine Anfrage von Gemeinderätin Johanna Ruisinger zu einem Tagesordnungspunkt der nicht öffentlichen Sitzung sorgte dafür, dass das Thema Windenergie publiker wurde als vorgesehen.

    Gemeinde Baar scheiterte mit Klage gegen Genehmigung der Windräder

    Vitus Riedl und Michael Helfer stimmten zwar dagegen, das Thema öffentlich zu behandeln. Sie unterlagen aber. So präsentierten Matthias Pavel und Maximilian Weiß von der Firma Uhl Windkraft öffentlich ihre Projektidee zum Windpark im Waldgebiet Brand im nordwestlichen Landkreis-Dreieck. Das Gebiet war ursprünglich gemeindefrei gewesen. 2014 ist es zu einem Drittel der Gemeinde Holzheim und zu zwei Dritteln Münster zugeschlagen worden. Der Brand ist ein rund 2,2 Quadratkilometer (220 Hektar, entspricht 300 Fußballfeldern) großer Staatsforst und grenzt an den Baarer Berg an. Der Wald liegt zum größeren Teil auf der östlichen Leite über dem Lechtal. Westlich des Brandes erstreckt sich die Lechebene. Die Nachbarkommunen und Weiler: Baar mit Dürnberg (Aichach-Friedberg), Holzheim, Münster mit Hemerten (beide Donau-Ries), Thierhaupten mit Ötz, Altenbach und Königsbrunn (Kreis Augsburg).

    2018 waren zwei Windräder der Firma Uhl am benachbarten Baarer Berg in Betrieb genommen worden. Über ein Jahrzehnt lang war zuvor gestritten worden. In einem Bürgerentscheid lehnten 60 Prozent der Abstimmenden 2009 einen Windpark ab. Kurz vor der 10-H-Entscheidung im bayerischen Kabinett 2014 ging dann der Antrag zum Bau der Windräder im Landratsamt ein. Vier Windräder wurden damals beantragt, genehmigt wurden schließlich zwei. Die Gemeinde Baar scheiterte mit einer Klage gegen die Genehmigung der Windkraftanlagen durch das Landratsamt.

    Windpark im Brand: Nächste Woche Bürgerdialoge in allen Gemeinden

    Bereits 2019 habe es Gespräche gegeben, erklärte Pavel. Die Pläne für die drei Windräder im Brand hätten nun nach vielen Gesprächen und Voruntersuchungen zum Natur- und Artenschutz zunächst in nicht öffentlichen Sitzungen der Gemeinderäte behandelt werden sollen. Doch auch in den anderen Gemeinden waren die Pläne der Firma Uhl in den vergangenen Wochen zum Teil bereits durchgesickert.

    Nächste Woche sind in allen betroffenen Gemeinden Bürgerdialoge angesetzt. Ruisinger erklärte gegenüber Pavel, es entspreche nicht der Gemeindeordnung, das Thema zunächst nicht-öffentlich behandeln zu wollen. Pavel antwortete knapp, die Firma Uhl Windkraft erfinde nicht etwa neue Regeln. Man könne das Thema „konstruktiv oder eben nicht“ angehen.

    Nicht zuletzt damit wurde klar, dass sich beide Seiten sehr wohl an die Unstimmigkeiten aus den Vorjahren erinnern. Projektleiter Weiß präsentierte schließlich, was die Firma Uhl Windkraft sich im Waldgebiet Brand vorstellen könnte: drei Windkraftanlagen, die eine Nabenhöhe von 165 Meter, einen Rotordurchmesser von 160 bis 170 Metern und eine Leistung von sechs Megawatt haben könnten. Zum Vergleich: Die zwei bestehenden Anlagen am Baarer Berg kommen jeweils auf drei Megawatt. Die neuen Räder hätten also die doppelte Leistung und eine Gesamthöhe von bis zu 250 Meter. Laut der derzeit noch gültigen bayerischen 10-H-Regelung würde das einen Abstand von 2,5 Kilometer zur nächsten Wohnbebauung bedeuten.

    Neue Windräder bei Baar könnten ab 2025 gebaut werden

    Der Anlagentyp sei noch unklar. Allerdings setze man nicht auf den Hersteller, dessen Windräder ein Mitbewerber auf Holzheimer Flur (Kreis Donau-Ries) errichtet hatte. Sie stehen dort aufgrund der Lärmbelastung massiv in der Kritik. Auch Ruisinger sowie Gemeinderatskollege Dieter Zach berichteten darüber. Auf die Frage, warum gerade dort die Windräder derart laut zu hören seien, konnten Pavel und Weiß keine technischen Fakten liefern.

    An den geplanten Standorten für die drei Anlagen der Firma Uhl Windkraft wären die Windräder nach Unternehmensangaben über zwei Kilometer von der Gemeinde Baar entfernt. Damit seien die rechtlichen Vorgaben gewahrt, so die Firmenvertreter. Themen wie Lärmschutz und Schattenwurf müssten geklärt werden, wenn die finalen Standorte feststehen. Geht es nach dem Unternehmen, könnte das schnell gehen. Für diesen Sommer erhofft sich die Firma die Genehmigung seitens des Landratsamtes Donau-Ries. Bis 2023 soll der Bebauungsplan stehen, was Aufgabe der Gemeinde Münster ist. Anschließend könnte im Jahr 2024 ausgeschrieben und 2025 bis 2026 gebaut werden.

    Gemeinderat Josef Reiter: Wertschöpfung darf nicht abgezogen werden

    Josef Reiter ergriff nach der Präsentation als Erster das Wort. Er betonte, er sei keinesfalls ein Gegner der Windkraft. Allerdings sprach er sich gegen einen Investor aus, der seiner Aussage zufolge "die Wertschöpfung aus der Region abzieht". Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden mögen sich zusammensetzen und einen Bürger-Windpark konzipieren, forderte Reiter. Nur so würde das Projekt akzeptiert, die Wertschöpfung bliebe vor Ort und die Gemeinden könnten ihre Interessen verfolgen. Reiter stellte klar: "Ich will keine fremden Investoren." Doris Niklas erwiderte: "Ich bin froh um jedes Windrad." Mit jedem Blick zum Kernkraftwerk Gundremmingen (Landkreis Günzburg) und vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs könne es nicht in erster Linie um die Wertschöpfung in der Region gehen, sondern um saubere Energie.

    Das Argument Reiters, wonach es für die Gemeinde Baar keine Wertschöpfung gebe, versuchte Pavel zu entkräften. Er erläuterte, dass es sowohl die Möglichkeit einer Bürgerbeteiligung am Projekt geben soll - über ein Genossenschaftsmodell, einen Sparbrief oder ein Nachrangdarlehen - als auch eine kommunale Beteiligung. 0,2 Cent pro Kilowattstunde je Anlage im Jahr könnten für die Gemeinde Baar herausspringen. Das könnte umgerechnet auf den Anteil der Gemeinde 15.000 Euro jährlich bedeuten. Wie viele Anteile auf Bürger und Betreiber entfallen, hänge vom Investitionswillen ab. Pavel rechnet mit einem Investitionsvolumen von 22 bis 23 Millionen Euro.

    Bürgermeister bleibt der Sitzung wegen Corona-Erkrankung fern

    Gemeinderat Riedl hakte ein und fragte nach der Flexibilität der Beteiligung. Vieles sei noch offen, erklärte Pavel. Lediglich die Vorarbeiten seien bereits abgelaufen. Weitere Verträge gebe es noch nicht. Durch die Sitzung führte Benjamin Götz, der Zweite Bürgermeister. Er erklärte, das Coronavirus habe nun auch Rathauschef Roman Pekis erwischt.

    Termin Der Bürgerdialog "Windenergie bei uns" findet am Freitag, 8. April, ab 19 Uhr in der Mehrzweckhalle in Baar statt. Die Moderation übernehmen die "Windkümmerer" der Gemeinde Münster vom Energie- und Umweltzentrum „Eza!“. Nach deren Ausführungen gibt es Informationen der Firma Uhl Windkraft und des Landratsamtes sowie die Möglichkeit, Fragen zu stellen. (mit cli)

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