"Heirate jemanden, der gut kochen kann, denn Schönheit vergeht, aber der Hunger bleibt." Dieser Spruch ist auf einem Schild im Nebenzimmer im Gasthof Moosbräu in Aindling zu lesen. Mit einem Augenzwinkern erklärt Chefin Katharina Gutmann dann: "Genau so habe ich es gemacht." Gemeinsam mit Ehemann Jochen Gutmann, der mit seiner Schwester Michaela im Moosbräu die Küche schmeißt, den Schwiegereltern und dem großen Team der "Mädels", wie Katharina Gutmann ihr Servicepersonal nennt, wuppt sie den waschechten Familienbetrieb.
Gebaut wurde das Moosbräu in Aindling bereits 1840
Ein Familienbetrieb ist das Moosbräu schon recht lange. Das verrät eine Übersicht über die Geschichte des Gasthofs und seine Besitzer, notiert auf einer Art Spickzettel auf der Rückseite eines Bildes. Erbaut wurde das Moosbräu, das heute mitunter wegen der Fensterläden stark an früher erinnert, im Jahr 1840. Der Maurer Thaddä Straßer soll auf leerem Gemeindegrund das Haus "im Moos" errichtet haben, heißt es in den geschichtlichen Aufzeichnungen. Der Sohn des Maurers, Ludwig, habe 1863 Kreszenz Sailer geheiratet. Mit der Tochter des Jägerwirts habe er eine Brauerei mit Ausschank gegründet. Weiterhin heißt es im geschichtlichen Abriss, dass Ludwig Straßer sich verschuldet haben soll und 1885 "auf die Gant" kam.
Die wichtigsten Infos zum Moosbräu in Aindling
Biergarten: Im Biergarten ist Platz für etwa 150 Leute. Der Kinderspielplatz schließt sich an.
Barrierefreiheit: Das Erdgeschoss ist barrierefrei zugänglich, der Saal nicht.
Kinderfreundlichkeit: Der Nachwuchs kann auf dem Spielplatz neben dem Biergarten toben.
Parkplätze: Hinter dem Gasthof stehen Parkplätze zur Verfügung.
Reservierungen: Eine Reservierung unter der Telefonnummer 08237/205 ist nötig, um sicher Platz zu bekommen.
Was das bedeutet, erklärt Walburga Gutmann-Schmid, die Schwiegermutter von Katharina Gutmann: "Heute würde man sagen, er ging in Konkurs." Sie tippt auf die Liste der Besitzer: Seit 1886, als Anton Schmid I. von Oberknöringen (Landkreis Günzburg) das Moosbräu kaufte, ist der Gasthof in Familienbesitz. Doch nicht nur dann, wenn es um die Geschichte geht, ist Walburga Gutmann-Schmid die richtige Ansprechpartnerin im Moosbräu: Morgens nimmt sie die Frühstücksgäste in Empfang, die in einem der zehn Fremdenzimmer im Moosbräu übernachten, sie ist im Service aktiv und auch im Büro. Katharina Gutmanns Schwiegervater, Michael Gutmann von Gebenhofen, agiert als Hausmeister.
So ist es auch kaum verwunderlich, dass die Familie morgens mitten in der Stube anzutreffen ist. "Wir frühstücken hier gemeinsam", erklärt Katharina Gutmann. Doch ebendieses Familienfrühstück mitten in der Gaststube ist gerade noch etwas ungewohnt, denn im Gastraum wurde umgebaut. Die Holzdecke, die noch verfärbt war aus der Zeit, in der in der Stube geraucht werden durfte, erstrahlt nun in hellem Weiß. "Die Gaststube ist dennoch die Gaststube geblieben", beruhigt die 40-Jährige diejenigen, die um die Gemütlichkeit bangen. In der Stube, die Platz für 40 Personen bietet, trifft sich der Stammtisch und es wird Fußball geguckt. Das Nebenzimmer mit ebenfalls 40 Plätzen im hellen, modernen Landhausstil sei hingegen besonders beliebt, wenn ein Mädelsabend ansteht.
Im Obergeschoss befindet sich der Saal, der auf den ersten Blick erkennen lässt, wo man sich befindet: Die grüne Mooswand und die Kronleuchter aus kleinen Bierflaschen greifen den Namen "Moos" und "Bräu" auf. Der rustikale Einrichtungsstil mit reichlich Holz sorgt für Gemütlichkeit und eine gute Akustik im Raum. Diese kommt bei Theateraufführungen, bei Hochzeiten und bei Musikproben zur Geltung. Doch nicht nur dann wird der Saal genutzt, der Platz für 180 Gäste bietet. Auch an Sonntagen werde der Saal manchmal geöffnet – um all jenen einen Platz zu bieten, die im Vorfeld reservieren. Nur so kann Familie Gutmann den Ansturm bewerkstelligen, der seit dem Ende der Corona-Beschränkungen wieder herrscht.
In der Küche im Moosbräu wird es stellenweise personell knapp
Während der Schließzeiten gab es schwäbisch-bayerische Gerichte, wie Schweinshaxen, zum Mitnehmen. Da konnte es schon mal passieren, dass die Warteschlange bis auf die Straße reichte, erinnert sich Katharina Gutmann. Für die bodenständigen Gerichte zeichnen ihr Ehemann Jochen und ihre Schwägerin Michaela verantwortlich. Auch ein Koch, der im Moosbräu gelernt hat, hilft noch regelmäßig aus, obwohl er nun einen anderen Job hat, berichtet die 40-Jährige über Dominik, den "kreativen Kopf". Und so kommt es vor allem im Sommer vor, dass neben dem Wurstsalat auch ein spezielles Sommergericht auf der Karte landet, wie Weißwurst-Ravioli oder Bayerischer Döner. Auch der Vulkanburger ist auf diese Weise entstanden.
Personell knapp ist es dennoch stellenweise in der Küche, verrät Katharina Gutmann, während sie sichtlich erleichtert auf die Service-Crew zeigt, die von Bildern im Gastraum strahlt. Um dann zu arbeiten, wenn andere freihaben, müsse man den Job in der Küche richtig lieben, erklärt die 40-Jährige, die vor der Geburt ihrer Kinder im Jahr 2011 und 2014 in der Automobilbranche tätig war. Ihr Mann und ihre Schwägerin hätten diese Passion für den Job. Drei- bis viermal im Jahr zwacke sich Jochen Gutmann dennoch die Zeit ab, um als Wittelsbacher Koch mit Kindern zu kochen. Auch im Kochbuch "Kulinarische Streifzüge durchs Wittelsbacher Land" sind Familienrezepte aus seiner Feder verewigt, wie das Rezept für Schweinefilet im Kräutermantel mit Graupenrisotto und Gemüse vom Markt.
Rezepttipp: Schweinefilet im Kräutermantel mit Graupenrisotto und Gemüse
Zutaten für vier Personen:
- 4 Schweinefilet (160-180 Gramm pro Filet)
- 250 Gramm Graupen (mittel oder grob)
- 12 Stangen Spargel grün
- 2 Stück Karotten
- 20 Stück Zuckerschoten
- 1 Stück Kohlrabi
- 1 Stück Zwiebel
- 1 Stück Butter
- 1 Tube Tomatenmark
- 1 L Wasser
- Salz, Pfeffer, Zucker
- Rosmarin, Salbei, Thymian, Petersilie, Schnittlauch
Zubereitung: Schweinefilet von Silberhaut befreien (parieren) und in gleich große Stücke schneiden. Was vom Fleisch weggeschnitten wurde, landet in der Soße. Dafür die Reste mit einer halben, klein geschnittenen Zwiebel in etwas Öl anbraten, mit Kräutern, Salz, Pfeffer und Zucker würzen, 50 Gramm Tomatenmark hinzugeben. Alles gut anbraten und anschließend mit etwas Wasser ablöschen, vier bis fünf Mal wiederholen. Am Ende mit ca. 500 ml Wasser auffüllen und auf ein Drittel einreduzieren lassen. Danach die Soße passieren.
Anschließend das Gemüse schälen, putzen und in Stifte schneiden. Die Gemüsereste werden zu einer Brühe weiterverarbeitet. Dafür die Gemüsereste in Öl anschwitzen, mit 500 ml Wasser auffüllen und mit Salz, Pfeffer und den Kräuterresten gut aufkochen.
Das Schweinefilet anbraten und im Backofen auf 120 Grad circa 15 bis 20 Minuten bei Heißluft garen. Gleichzeitig Gemüsestifte in Salzwasser bissfest kochen, danach in Butter schwenken und würzen.
Für die Graupen wird zunächst eine halbe Zwiebel in Würfel geschnitten und in Butter angeschwitzt, anschließend die Graupen dazugeben und nach und nach mit der Gemüsebrühe auffüllen bis die Graupen die Flüssigkeit ganz aufgenommen haben und eine lockere Konsistenz erreicht haben.
Am Ende Rosmarin, Salbei, Thymian, Petersilie und Schnittlauch zupfen und fein hacken. Das fertig gegarte Schweinefilet in den gehackten Kräutern wälzen. Alles schön anrichten.
Das Wittelsbacher Land hat an Restaurants einiges zu bieten. In einer Serie stellen wir in regelmäßigen Abständen Gastrobetriebe aus dem Landkreis Aichach-Friedberg vor.