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Aindling: Einsatzzentrale Rathaus: So lief der spektakuläre SEK-Einsatz in Aindling

Aindling

Einsatzzentrale Rathaus: So lief der spektakuläre SEK-Einsatz in Aindling

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    In Aindling kam es am Montagnachmittag zu einem Einsatz des Sondereinsatzkommandos (SEK). Auch eine Verhandlungsgruppe rückte an - sie richtete sich im Rathaus ein.
    In Aindling kam es am Montagnachmittag zu einem Einsatz des Sondereinsatzkommandos (SEK). Auch eine Verhandlungsgruppe rückte an - sie richtete sich im Rathaus ein. Foto: Marius Becker, dpa (Symbolfoto)

    Der Sitzungssaal im Aindlinger Rathaus ist ein Ort der Entscheidungen. Dort wird normalerweise darüber befunden, wer in der Marktgemeinde wo bauen darf, welche Feuerwehr ein neues Fahrzeug bekommt oder ob sich die Hundesteuer erhöht. Auch am Montagnachmittag mussten in dem länglichen Raum Entscheidungen getroffen werden - diesmal tagte jedoch nicht der Gemeinderat, sondern die Polizei. Sie installierte dort ihre Schaltzentrale für einen der spektakulärsten Einsätze, den die Marktgemeinde in den vergangenen Jahren erlebt hat.

    Was war passiert? Ein 34-Jähriger Aindlinger soll am Sonntagabend Familienangehörige bedroht haben, was diese wiederum am nächsten Vormittag bei der Polizeiinspektion Aichach zur Anzeige brachten. Das alleine ist jedoch noch kein Grund für einen SEK-Einsatz. Was die Beamten an der ersten Mitteilung der Angehörigen vielmehr alarmierte: Der Mann sei in einem "psychischen Ausnahmezustand" und habe möglicherweise Zugriff auf Waffen. Nun nahmen die Dinge ihren Lauf. Nach zahlreichen Absprachen im Hintergrund kam die Polizei zum Schluss, dass das in München stationierte Sondereinsatzkommando Südbayern anrücken sollte.

    SEK-Einsatz in Aindling: Verhandlungsgruppe lässt sich im Rathaus nieder

    Talib Khachab, Pressesprecher am Polizeipräsidium Schwaben-Nord, das für den Landkreis Aichach-Friedberg zuständig ist, erklärt gegenüber unserer Redaktion die Vorgehensweise: "In solchen Konstellationen ist es üblich, Spezialkräfte anzufordern - gerade wenn die Thematik Waffen im Spiel ist." Konkrete Anhaltspunkte dafür, dass der Mann eine Waffe besitze oder gar einsetzen wolle, habe es nicht gegeben. Die Sicherheit gehe aber vor. Neben dem SEK sei auch eine Verhandlungsgruppe nach Aindling gekommen. Diese sei darauf spezialisiert, Kontakt zum möglichen Täter herzustellen, auf den oder die Betroffene einzuwirken und so möglicherweise gefährliche Situationen zu entschärfen.

    Welche Gefahr von dem 34-Jährigen ausging, war am frühen Montagnachmittag noch nicht abzusehen. Das SEK sperrte deshalb die Umgebung rund um das Haus, in dem sich der Mann aufhielt, weiträumig ab. Das Einsatzgebiet war unweit des Aindlinger Marktplatzes, an dem sich auch das Rathaus befindet. Da der Sitzungssaal alles parat hatte, was zur Koordination des Einsatzes notwendig war - technische Ausstattung, aber auch Corona-Schutzvorrichtungen -, richtete sich die Verhandlungsgruppe dort ein.

    Aindlings Bürgermeisterin Gertrud Hitzler: "Fast wie im Fernsehen"

    "Ich wüsste nicht, dass es so etwas in Aindling schon einmal gegeben hätte", sagt die Aindlinger Bürgermeisterin Gertrud Hitzler im Gespräch mit unserer Redaktion. Entsprechend überrascht sei man von der Anfrage der Polizei gewesen. "Es war aber selbstverständlich, dass wir die Beamten so gut es geht unterstützen." Wie die Stimmung im Rathaus gewesen sei? "Fast wie im Fernsehen", sagt Hitzler, die die betroffene Familie kennt. "Alle Beteiligten haben absolut besonnen und zielführend gehandelt. Es gab kein großes Gerenne, kein lautes Wort. Das war aus meiner Sicht vorbildlich."

    Ein Sondereinsatzkommando hat das Aindlinger Rathaus am Montag als Einsatzzentrale genutzt.
    Ein Sondereinsatzkommando hat das Aindlinger Rathaus am Montag als Einsatzzentrale genutzt. Foto: Erich Echter (Archivfoto)

    Nach Auskunft von Walter Krenz, Leiter der Geschäftsstelle im Aindlinger Rathaus, waren im Lauf des Montagnachmittags rund zehn Polizeibeamte im Sitzungssaal aktiv. Wie viele Kräfte an der Operation beteiligt waren, möchte das Polizeipräsidium Schwaben-Nord mit Verweis auf einsatztaktische Gründe nicht mitteilen. So oder so sorgte das große Aufgebot rund um den Marktplatz auch in der Aindlinger Bevölkerung für Fragen. Johannes Schön, Mitarbeiter im Ordnungsamt, berichtet von mehreren Anrufen. "Die Bürger haben gesehen, was da los war, und wollten wissen, ob sie sich in Sicherheit wiegen können."

    Polizei-Einsatz: "Zu keinem Zeitpunkt" Gefahr für Beamte oder Aindlinger

    Konnten sie. Polizeisprecher Khachab erklärt, "zu keinem Zeitpunkt" habe es Gefahr für Einsatzkräfte, Nachbarn oder Bürger in Aindling gegeben. Anders als zunächst berichtet, habe sich der Mann in seinem Haus nicht verbarrikadiert. Unter Beteiligung der Verhandlungsgruppe sei der 34-Jährige widerstandslos und unverletzt festgenommen worden, insgesamt habe der Einsatz rund eineinhalb Stunden gedauert. Der Mann, der offenbar psychische Probleme habe, sei danach ins Bezirkskrankenhaus Augsburg eingewiesen worden. Ob er bereits zuvor auffällig wurde oder vorbestraft ist, teilte die Polizei aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht mit.

    Die Nachricht, dass der Einsatz verhältnismäßig glimpflich ablief, wurde auch im Rathaus mit Erleichterung aufgenommen. Dort hatte man laut Geschäftsstellenleiter Krenz bereits erste Vorbereitungen für den Fall getroffen, dass der Einsatz bis in die Nacht gedauert hätte. "Gott sei Dank war das alles aber relativ früh wieder vorbei", sagt Krenz. Um etwa 17.15 Uhr habe die Polizei den Sitzungssaal wieder freigegeben.

    Hinterlässt der spektakuläre SEK-Einsatz Spuren?

    Bürgermeisterin Gertrud Hitzler sagt, am Montagabend habe sie mehrere Rückmeldungen aus der Bevölkerung bekommen: "Da gab es null Schuldzuweisungen, nur: 'Zum Glück ist da nichts Schlimmeres passiert.' Die meisten wollten einfach wissen, wie es den Angehörigen geht." Auch wenn niemand körperlich verletzt worden sei, gehe sie davon aus, dass der Einsatz Spuren hinterlasse - bei den Angehörigen, möglicherweise aber auch bei verunsicherten Nachbarn. "Wer Hilfe braucht, kann sich gerne melden und braucht sich dafür sicher nicht zu genieren - das war schließlich auch keine normale Situation."

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