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Aichach: Zahl der Kirchenaustritte im Wittelsbacher Land steigt sprunghaft

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Zahl der Kirchenaustritte im Wittelsbacher Land steigt sprunghaft

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    Immer mehr Menschen treten seit der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens aus der Kirchen aus. Auch im Raum Aichach ist das der Fall.
    Immer mehr Menschen treten seit der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens aus der Kirchen aus. Auch im Raum Aichach ist das der Fall. Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild)

    Seit dem 20. Januar, als das Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising veröffentlicht worden ist, gibt es deutschlandweit eine Welle von Kirchenaustritten. Auch im Landkreis Aichach-Friedberg steigt die Zahl der Kirchenaustritte sprunghaft, wie eine Umfrage unserer Redaktion bei den Standesämtern zeigt.

    Das Gutachten zu sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Erzbistum München und Freising listet 497 Betroffene und 235 mutmaßliche Täter auf. Es wirft Verantwortungsträgern im Bistum und auch dem emeritierten Papst Fehlverhalten vor.

    Dass sich das Gutachten auf die Zahl der Kirchenaustritte auswirkt, zeigt ein Blick in den Standesamtsbezirk Aichach. Dieser umfasst neben der Stadt Im Januar 2021 haben 21 Menschen der Kirche den Rücken gekehrt. Laut Listl sind es überwiegend Austritte aus der katholischen Kirche und jede Altersklasse ist vertreten. Seiner Einschätzung nach wird es im Laufe des Februars zu zahlreichen weiteren

    Aichacher Stadtpfarrer sagt: Die Kirche muss zu ihren Fehlern stehen

    Der katholische Aichacher Stadtpfarrer Herbert Gugler sagt: "Es ist schrecklich, was passiert ist, und das ist auch durch nichts zu entschuldigen." Die Kommunikation von Seiten der katholischen Kirche nach der Veröffentlichung des Gutachtens sei schlecht gewesen. "Wenn man etwas falsch gemacht hat, dann muss man auch dazu stehen. Das lernen schon kleine Kinder." Gugler sagt, er bedauere jeden Menschen, der die katholische Kirche und damit eine Solidargemeinschaft verlasse.

    Nach dem Gottesdienst komme er mit Gemeindemitgliedern immer wieder über den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ins Gespräch, sagt Gugler. "Die Leute können aber schon unterscheiden zwischen dem, was passiert ist, und dem, was vor Ort in unserer Gemeinde ist." Neulich habe ihm eine Frau, die er zufällig in der Stadt getroffen habe, Mut zugesprochen. "Wir machen auf jeden Fall weiter und lassen uns nicht entmutigen", sagt Gugler.

    Das Standesamt Friedberg, das auch für Dasing und Eurasburg zuständig ist, vermerkt seit dem 20. Januar 47 Austritte aus der katholischen Kirche. Im gesamten Monat waren es 67 Menschen. Im Vergleich gab es im Januar 2021 nur 21 Austritte.

    16 Kirchenaustritte gab es im Standesamtsbezirk Pöttmes, sieben in Inchenhofen

    Die meisten Austritte im Standesamtsbezirk Pöttmes hat es nach der Veröffentlichung des Misssbrauchsgutachtens gegeben, sagt eine Mitarbeiterin des Standesamts in der Verwaltungsgemeinschaft (VG)

    Der Standesamtsbezirk Aindling umfasst auch die Gemeinden Petersdorf, Affing und Todtenweis. Dort ist die Entwicklung ähnlich. Vergleichsweise viele Menschen haben die Kirche verlassen, seit das Missbrauchsgutachten veröffentlicht worden ist: 24 Personen waren es allein in den letzten elf Januartagen, insgesamt zählt das Standesamt für den Januar 30 Austritte - zehn mehr als im Januar 2021, wie ein Mitarbeiter des Standesamts berichtet. Für den Februar könne man sagen, dass drei Leute pro Tag anrufen und der Kirche den Rücken kehren wollen. "Mal schauen, wie es nach dem Februar aussehen wird, aber wir vermuten, dass es kontinuierlich zu weiteren Austritten kommen wird."

    In Inchenhofen haben im Januar sieben Gemeindemitglieder die Kirche verlassen - sechs von ihnen nach der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens. Im Januar des vergangenen Jahres ist laut der Leiterin des Standesamtes, Uschi Wittkopf, niemand aus der Kirche ausgetreten. Sie sagt: "Die Zahl für Januar ist für unsere kleine Gemeinde schon hoch."

    Dem Schiltberger Pfarrer fehlen die Treffen für den persönlichen Austausch

    Markus Szymula ist katholischer Pfarrer in der Gemeinde Schiltberg. Er findet es traurig, dass Menschen die Kirche wegen "Spannungen in und um die Kirche" verlassen. Teilweise schreibe er Gemeindemitgliedern, die aus der Kirche austreten möchten, und biete ihnen ein Gespräch an. In der Regel würden aber Menschen die Kirche verlassen, die ohnehin nicht viel mit ihr zu tun gehabt und auch nicht am Gemeindeleben teilgenommen hätten. Oft sei es so, dass sich diese Menschen aber wieder an die Kirche wenden würden, wenn sie Unterstützung bräuchten. "Bei den Menschen, die regelmäßig in die Kirche kommen, sind mir keine Austritte bekannt", sagt er.

    Innerhalb der Gemeinde sei das Missbrauchsgutachten kaum ein Thema, erzählt Szymula. Im Pfarrgemeinderat werde zwar darüber gesprochen, allerdings finde keine öffentliche Diskussion statt. Das hänge mitunter auch mit der aktuellen Corona-Situation zusammen: "Treffen wie vor der Pandemie können momentan nicht mehr stattfinden", sagt er. "Da kommt man dann natürlich auch nicht so ins Gespräch wie noch vor zwei Jahren."

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