Wie soll sich die Stadt Aichach in den nächsten zehn bis 15 Jahren entwickeln? Antworten auf diese Frage soll das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept geben. Gearbeitet wird daran bereits seit rund zwei Jahren – auch mit Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Das Ergebnis – einen Entwurf mit Ideen und Vorschlägen – stellte Architekt Ulrich Wieler vom Büro UmbauStadt aus Weimar im Aichacher Stadtrat vor.
Bis dahin ist viel Vorarbeit geleistet worden, erinnerte Bürgermeister Klaus Habermann. Die Bürgerinnen und Bürger konnten sich bei drei Veranstaltungen und einem digitalen Arbeitsbereich im Internet, dem sogenannten Concept Board, mit ihren Ideen und Wünschen einbringen. Jugendliche wurden eigens befragt, ebenso Hauseigentümer. Stadtverwaltung, Stadtrat, Planerteam und Lenkungsgruppe brachten sich ein. Das Büro UmbauStadt hat alle Ideen gesammelt und in dem Entwurf auf rund 180 Seiten zusammengefasst. Den stellte Ulrich Wieler vor, der das Verfahren mit seiner Kollegin, der Stadtplanerin Vera Lenger, begleitet.
Von der Mobilität bis zum Aichacher Stadtklima
Im Isek geht es um viele Themen: von Mobilität über Stadtleben und Versorgung bis zum Stadtklima. Dazu wurden Ziele für die Gesamtstadt, die Kernstadt und einzelne Quartiere entwickelt. Aufgelistet ist eine Vielzahl von möglichen Maßnahmen: von Lückenschlüssen im Geh- und Radwege-Netz, ein Pilotprojekt für ein flexibles Angebot im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), ein Baulückenkataster, ein Kinder- und Jugendparlament, eine Kurzzeitpflege bis hin zu einem Mittagstisch für Senioren in den Ortsteilen. Ein großes Thema bei den Bürgerworkshops war die Entwicklung bestimmter Areale in der Kernstadt – allen voran der Stadtplatz, aber auch die Untere Vorstadt, der Bereich an der Martinstraße von der Mädchenschule bis zur Alten Feuerwehr sowie San-Depot und Neusa-Gelände.
Beim Stadtplatz soll die Aufenthaltsqualität verbessert und eine nachhaltige Entwicklung gefördert werden. Im Einzelhandel könnte eine Ansiedlungsinitiative helfen, Lücken im Branchenmix zu schließen. Zu einer Verkehrsberuhigung am Stadtplatz, die seit geraumer Zeit kontrovers diskutiert wird, heißt es im Entwurf: Mit einer veränderten Verkehrsführung könne der motorisierte Verkehr im Bereich des Oberen Stadtplatzes stückweise verlagert werden. Zudem sollen Bedingungen für den Fuß- und Radverkehr deutlich verbessert werden. Dabei spiele die Oberflächengestaltung, zum Beispiel eine abgeflachte Pflasterung. Auch mit Blick auf eine klimagerechte Gestaltung, auch, was die Versiegelung angeht, soll der Stadtplatz grüner werden. Dabei erwähnt das Konzept eine Brunnenanlage, für die im Frühjahr 2o23 bereits Entwürfe vorgestellt wurden. Dazu könnten mehr Sitzgelegenheiten und Spielmöglichkeiten für Kinder kommen. Wielers Fazit dazu: Man müsse sich klar werden, welche Qualitäten man erreichen wolle und wie die Schritte dorthin aussehen.
In der Unteren Vorstadt soll vor allem die verkehrstechnisch schwierige Situation an der Neubaur-Kreuzung verbessert werden. Bei den Gebäuden verspricht sich das Konzept von einer Sanierungsoffensive eine Aufwertung, eventuell mit Mitteln aus der Städtebauförderung. Der Straßenraum könnte ähnlich wie die Obere Vorstadt neu und ebenfalls grüner gestaltet werden.
Den Bereich an der Martinstraße von der Alten Mädchenschule bis zur Alten Feuerwehr betrachten die Planer im Gesamten. Auf dem Gelände der Alten Feuerwehr ist von einer Mischnutzung mit Einzelhandel oder Dienstleistung im Erdgeschoss und Wohnungen in den Obergeschossen die Rede. Die Alte Mädchenschule könnte saniert und ein Bürgersaal angebaut werden. Mit dem Stadtmuseum zusammen könnte dort so eine Art zentrumsnaher „Kulturcampus“ entstehen. In dem Bereich wäre nach dem Konzept eine Erweiterung der Tiefgarage denkbar oder auch eine Tiefgarage auf dem Areal der Alten Feuerwehr. Auch diese Ideen sind noch nicht beschlossen. „ Lesen Sie es als Belegungsvorschlag“, betonte Wieler. „Als das, was sein könnte.“
Das San-Depot und das ehemalige Neusa-Gelände gelten ebenfalls als Perspektivgrundstücke der Stadt. Klar ist, dass dort die Bereiche Wohnen, Freizeit, Kultur und Aufenthalt Raum bekommen sollen. Wohnen sieht der Entwurf eher auf dem Neusa-Gelände, wobei das Heizhaus als Treffpunkt dienen könnte. Im San-Depot wären demnach ein Multifunktionsraum, Jugendzentrum und Weiteres denkbar. Für die Flächen sieht das Konzept einen hochbaulichen und freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb vor.
Im Herbst könnte der Aichacher Stadtrat den finalen Beschluss fassen
Was davon wann und ob überhaupt umgesetzt wird, ist noch offen. Wieler betonte mehrfach, es handle sich zunächst nur um einen Entwurf. Auch Bürgermeister Klaus Habermann betonte: „Es ist nichts in Stein gemeißelt“. Das Isek soll auch die Tür zur Städtebauförderung öffnen. Wie Habermann betonte, ist ohne dieses vieles nicht finanzierbar, zum Beispiel ein neues Pflaster am Stadtplatz. Mit Hilfe der Städtebauförderung sind bereits die Obere Vorstadt und der Tandlmarkt neu gestaltet worden. Dafür muss ein sogenanntes Sanierungsgebiet festgelegt werden. Das soll nach dem Entwurf neben der historischen Altstadt den Bereich westlich davon bis zur Paar und nach Norden den Bereich an der Schrobenhausener Straße bis zur Lindenallee inklusive Volksfestplatz umfassen.
Als Nächstes folgt nun die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange. Am Tag der Sitzung fand bereits eine Besprechung mit der Regierung von Schwaben zu dem Thema statt, mit deren Verlauf der Bürgermeister „sehr zufrieden“ war. Jetzt werden die sogenannten Träger öffentlicher Belange, also Behörden, Verbände und Organisationen, beteiligt. Deren Bedenken oder Anregungen könnten noch in das Stadtentwicklungskonzept einfließen. Im Herbst, blickte Habermann voraus, könnte der Stadtrat den finalen Beschluss fassen und dann nach und nach in die Umsetzung einsteigen.
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