Eine eigene Sitzung hat der Bauausschuss des Aichacher Stadtrats der Zukunft des Stadtplatzes gewidmet. Wie diese aussehen soll, darüber gehen die Meinungen auseinander. Soll der Bereich zwischen Rathaus und Koppoldstraße für Autos gesperrt oder nur verkehrsberuhigt werden? Einigkeit herrschte darüber nicht in der Sitzung, zu der auch Vertreter der Anwohner, des Einzelhandels und der Gastronomie eingeladen waren. Wie der Stadtplatz dort aussehen könnte, zeigten mehrere Entwürfe für größere Brunnenanlagen, die Landschaftsarchitekt Andreas Kicherer vom Büro OK Landschaft präsentierte.
Die Frage, ob es am Stadtplatz einen autofreien Bereich geben soll, beschäftigt den Stadtrat schon geraume Zeit. Ein SPD-Antrag, einen Teil des Oberen Stadtplatzes am Wochenende für Autos zu sperren, hatte 2021 keine Mehrheit gefunden. Stattdessen beschloss der Stadtrat im September 2021, dass die Busse vom Stadtplatz entfernt werden sollen. Für den Stadtplatz will der Bauausschuss zusammen mit Vertretern und Vertreterinnen der Gastronomie, des Einzelhandels und der Anwohner ein Konzept erarbeiten. Eine Grundlage dafür sind die Ergebnisse der Firma Modus Consult.
Busse halten in Aichach ab Juli an der Martinstraße
Verlagerung der Busse: Die Prüfung des Augsburger Verkehrs- und Tarifverbunds (AVV) hat ergeben, dass die Verlegung der Haltestellen an die Martinstraße umsetzbar und vertretbar ist. Auf verschiedenen Linien komme es zu Fahrzeitverlängerungen, bei einzelnen zu Anschlussproblemen, berichtete Ordnungsamtsleiter Stefan Beer. Laut AVV entstehen rund 12.750 Mehrkilometer pro Jahr. Die Mehrkosten von etwa 34.000 Euro jährlich muss die Stadt tragen, ebenso die Kosten für die Einrichtung der Haltestellen an der Martinstraße. Die Beschlussempfehlung des Bauausschusses war einstimmig. Wenn der Stadtrat noch im April zustimmt, kann die Verlegung zum 1. Juli umgesetzt werden.
Verkehrskonzept für den Stadtplatz: Die Firma Modus Consult hat Verkehrszählungen vorgenommen und untersucht, wie sich eine Sperrung des Stadtplatzes zwischen dem Rathaus und der Koppoldstraße, wo heute etwa 3400 Fahrzeuge täglich unterwegs sind, bei zwei verschiedenen Varianten der Verkehrsführung auf die Verkehrsströme auswirken würde. Laut Stefan Hangleiter von Modus Consult könnten bei Alternative 1 Autos durch das Obere Tor zum Stadtplatz kommen und über die Koppoldstraße – die Einbahnstraße würde umgekehrt – wieder verlassen. Bei Alternative 2 bliebe es in der Koppoldstraße bei der gewohnten Richtung, dafür wäre durch das Obere Tor nur die Ausfahrt möglich.
Verkehrsverlagerung durch Sperrung am Aichacher Stadtplatz
In beiden Fällen seien die Verkehrsverlagerungen verträglich und somit funktional, so Hangleiter. Die Altstadt bleibe erreichbar, der Wegfall der 17 Parkplätze zwischen Rathaus und Koppoldstraße werde durch die umliegenden Parkangebote kompensiert. Hangleiter sprach von einer Chance, in dem Bereich gestalterische und städteplanerische Akzente zu setzen, die sowohl allen, die mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind, als auch der Gastronomie und dem Einzelhandel zugutekommen können. Dazu müsste der Platz mit Gastronomie und Freizeitangeboten "bespielt" und so gestaltet werden, dass er als attraktiver Aufenthaltsort wahrgenommen wird.
Im Bauausschuss kamen die Vorschläge unterschiedlich an. Marc Sturm (FWG) und Gerhard Bauer (BZA) kritisierten, dass beide Varianten von einer noch nicht beschlossenen autofreien Zone ausgingen. Sturm vermisste Vorschläge für eine Verkehrsberuhigung, zum Beispiel durch Schrittgeschwindigkeit. Bauer war der Ansicht, erst müsse man über die Gestaltung reden. Erst dann solle man überlegen, wie man den Verkehr beruhigen kann.
Kristina Kolb-Djoka (SPD) plädierte dagegen dafür, auf die Parkplätze zu verzichten zugunsten eines attraktiv gestalteten Bereichs. Zweiter Bürgermeister Josef Dußmann (CSU) und Marion Zott (Grüne) tendierten beide zur Variante 1, wobei Dußmann anregte, auch in der Bauerntanzgasse die Durchfahrtsrichtung zu ändern, damit es eine Verbindung vom Oberen zum Unteren Stadtplatz gibt. Marion Zott fand es "positiv, wenn man nicht mehr rundrumfahren kann". Allein das werde schon zu einer Verkehrsberuhigung führen, war sie überzeugt. Für Michaela Böck (CSU) war dagegen klar: "Das wird nix." Sie sprach sich gegen eine Sperrung aus. Die Parkplätze brächten Leben in die Stadt, war sie überzeugt. Kolb-Djoka widersprach, Leben komme in die Stadt nicht durch Autos, sondern durch Menschen.
Bürgermeister plädiert für autofreien Bereich am Aichacher Stadtplatz
Bürgermeister Klaus Habermann, der erstmals in diesem Jahr wieder die Sitzung leitete, hielt ein Plädoyer für einen autofreien Bereich. Lebendige Innenstädte seien heute diejenigen, die gut gestaltet seien. Umso attraktiver, umso höher sei die Verweildauer. Angesichts der zunehmenden Erhitzung der Innenstädte müsse man über Bepflanzungen und Gestaltung mit Wasser nachdenken. "Ich meine, dass das die Zukunft ist", sagte er. "Ich fände es kurios, wenn der ÖPNV rausmüsste und die Autos drinbleiben dürfen."
Geteilt waren die Meinungen auch bei den Vertretern der Gastronomie, des Einzelhandels und der Anwohner. Robert Burkhard von Mode Burkhard, Vorstandsmitglied bei der Aktionsgemeinschaft Aichach (Aga), war für einen autofreien Bereich durchaus aufgeschlossen, wobei er betonte, nur für sich zu sprechen. Heute sei der Erlebniswert von Innenstädten ein wichtiger Faktor für die Kundenfrequenz. Er bezweifelte, dass die Attraktivität der Innenstadt von 17 Parkplätzen abhängt. Für Ulrich Niedermayr, der sowohl als Anwohner als auch Einzelhändler sprach, waren die Parkplätze dagegen "überlebensnotwendig". Martin Fischer, ebenfalls Vorstandsmitglied der Aga, erklärte: "Wir brauchen ein Gesamtkonzept."
Ideen für eine Brunnenanlage: Wie eine solche Gestaltung mit Bäumen und einem großen Wasserspiel aussehen könnte, präsentierte anschließend Landschaftsarchitekt Stefan Kicherer. Variante 1 mit dem Namen "Eichach" lehnt sich an den Aichacher Wappenbaum an. Ornamente aus Naturstein, aus denen Wasser sprudelt, sind den Früchten und Blättern der Eiche nachempfunden. Variante 2 ist nach den sogenannten Deicheln, Rohrverbindungen aus Holz, wie sie früher üblich waren, benannt. Die Konstruktion hebt sich an einer Stelle, als wenn sie aus dem Boden hervorgeholt würde. Die dritte Variante "Griesbach" erinnert an dessen früheren Verlauf. Sitz- und Treppenstufen führen zum Wasser.
Kicherer schlug vor, mit anderer Bepflasterung barrierefreie Flächen für Radfahrer und Fußgänger zum Beispiel mit Rollatoren zu schaffen, ohne das gesamte Kopfsteinpflaster auszutauschen. So bleibe der Charakter erhalten. Habermann sah darin die Chance, "etwas Vernünftiges für die nächsten Jahrzehnte zu schaffen". Es seien Ideen, die nicht 1:1 umgesetzt werden müssten, aber zeigten, dass man den Platz auch anders gestalten könne. "Das braucht einen gewissen Mut", sagte er. "Ob das nicht ein Gewinn wäre, muss jeder für sich entscheiden." Von den Ideen zeigten sich die meisten in der Runde angetan. Angesichts der Kosten hatten aber zum Beispiel Erich Echter (CWG) und Peter Meitinger (CSU) Zweifel, ob sich die Stadt das leisten könne. Die Kosten bezifferte Kicherer mit 600.000 bis 670.000 Euro, wobei ein Zuschuss aus der Städtebauförderung denkbar wäre.
Im Internet können alle mitdiskutieren
Auf Grundlage dieser Ideen und des Verkehrskonzepts soll nun weiter diskutiert werden – nicht nur im Bauausschuss, sondern auch mit allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern. Die Entwürfe sind im Internet für alle einsehbar. Dort können auch Kommentare und Anregungen hinterlassen werden. Erreichbar ist das Concept-Board über die Internetseite der Stadt Aichach im Abschnitt "Innenstadtentwicklung".