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Aichach: So hilft die Aichacher Humanitas weiter im Erdbebengebiet

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So hilft die Aichacher Humanitas weiter im Erdbebengebiet

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    Die Spendengelder an die Humanitas fließen auch in den Aufbau eines Zeltlagers im syrischen Afrin. Neben weiteren Zelten sollen Solarmodule und eine Kücheneinheit angeschafft werden.
    Die Spendengelder an die Humanitas fließen auch in den Aufbau eines Zeltlagers im syrischen Afrin. Neben weiteren Zelten sollen Solarmodule und eine Kücheneinheit angeschafft werden. Foto: Mahmoud Dahi

    Fast zwei Monate nach dem schweren Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion, bei dem mehr als 56.000 Menschen ums Leben kamen, herrscht in den betroffenen Gebieten weiterhin Ausnahmezustand. Weil die Not vor Ort nach wie vor groß ist, unterstützt die Aichacher Humanitas mit den eingesammelten Spendengeldern Hilfsaktionen in der Türkei und in Syrien.

    Am Tag nach der Katastrophe hatte die Humanitas in Aichach einen Spendenaufruf gestartet, der auf große Resonanz stieß. Die Beteiligung war so groß, dass sich bereits wenig später ein mit Hilfsgütern beladener Konvoi aus vier Kleintransportern und einem 40-Tonner auf den Weg in das türkische Erdbebengebiet machte. Direkt nach der Katastrophe sei der Hilfskonvoi der richtige Weg gewesen, um die Menschen so schnell wie möglich mit warmer Kleidung und Lebensmitteln zu versorgen, so Mitorganisator und Humanitas-Kassenwart Oliver Heib. Für die aktuell laufende Hilfsaktion habe man jedoch eine andere Vorgehensweise gewählt.

    Humanitas-Helfer reisen per Flugzeug ins Erdbebengebiet

    Weil die Sachen vor Ort günstiger seien und der Transport der Güter von Deutschland aus hohe Benzinkosten und Mautgebühren verursache, habe man sich dafür entschieden, sie bei den Großhändlern vor Ort einzukaufen. "Den Bedarf haben wir vorab geklärt", erklärt Heib. Durch die Kontakte in die Region konnte aufgelistet werden, was die Menschen vor Ort am dringendsten benötigen. Es ging dabei vor allem um Hygieneartikel, haltbare Lebensmittel, Unterwäsche und Zelte. Um die Verteilung der Hilfsgüter zu koordinieren, flogen die beiden Humanitas-Helfer Tolga Buldu aus Aichach und Can Özkan aus Rehling vergangene Woche in die türkische Stadt Adana. Von dort aus fuhren sie mit dem Auto nach Samandağ, einen Ort in der schwer betroffenen Provinz Hatay.

    In einem Telefonat am vergangenen Freitag schilderte Buldu das weitere Vorgehen: Nach ihrer Ankunft in Samandağ hätten er, Can Özkan und einige ortsansässige Helfer damit begonnen, mit Zelten eine Art Sammellager für die eingehenden Lieferungen der Großhändler zu errichten. Während des Telefonats ist Buldu in umliegenden Dörfern unterwegs, um Leute zu finden, die besonders dringend Zelte benötigen. "Es ist alles Schutt und Asche. Die Leute müssen teilweise draußen schlafen", berichtet Buldu.

    Der Aichacher Humanitas-Helfer Tolga Buldu verteilt Süßigkeiten an Kinder im Erdbebengebiet.
    Der Aichacher Humanitas-Helfer Tolga Buldu verteilt Süßigkeiten an Kinder im Erdbebengebiet. Foto: Buldu

    Aichacher Helfer wollen 1000 Haushalte erreichen

    In der Zwischenzeit packt das Team um Buldu, das aus zehn bis 15 Personen besteht, aus den Lieferungen der Großhändler kleinere Pakete zusammen. Sie sollen ab dem Wochenende in ganz Hatay an Personen verteilt werden, die bislang wenig Unterstützung erhalten haben, so Buldu. Beim Ausfahren der Hilfsgüter werde die Gruppe zusätzlich von drei bis vier Personen begleitet, die die Kinder vor Ort seelsorgerisch betreuen. Wann er zurückfliegt, weiß Buldu nicht: "Wir haben Pakete für 1000 Familien zusammengestellt. Wir sind hier erst fertig, wenn alle verteilt sind."

    Die Spendengelder an die Humanitas Aichach kommen auch den Erdbebenopfern in Syrien zugute. Wegen des dort herrschenden Bürgerkriegs sei es sehr kompliziert, Hilfsgüter anzubringen, so Paul Pfundmeier, Vorstandsmitglied der Humanitas. Dennoch habe man mit der Unterstützung des Vereins "Augsburg hilft Aleppo" einen vertrauenswürdigen Kontakt vor Ort gefunden. Dabei handle es sich um Mahmoud Dahi - einen Syrer, der auf der türkischen Seite der Grenze ein Waisenhaus betreibt.

    Kontaktperson in Syrien errichtet Zeltlager

    Dahi sei ein "Macher", dem es einfach nur darum gehe, Hilfe zu leisten, so Pfundmeier. Durch Dahis Einsatz sei in der syrischen Stadt Afrin in der Nähe der Grenze ein Zeltlager entstanden. In diesem Ort komme laut "Augsburg hilft Aleppo" von keiner anderen Stelle Hilfe an, so Pfundmeier. Trotz der schwierigen Lage besorge Dahi die Sachen vor Ort, auf dem Zeltplatz stünden bereits 30 Zelte und ein Sanitärcontainer. Außerdem hätten die Betroffenen durch Spendengelder finanzierte Decken, Kleidung und Lebensmittel erhalten. 

    Laut Pfundmeier sollen als Nächstes einige Solarmodule sowie ein Küchencontainer angeschafft werden. Selbstverständlich sei auch eine weitere Versorgung der dort untergebrachten Menschen nötig. Es sei aber wichtig, dass dies "Schritt für Schritt" geschehe, damit man das Hilfsangebot kontrolliert erweitern könne. 

    Dabei habe der Verein immer das aktuelle Spendenaufkommen im Blick, wie Heib und Pfundmeier betonen. Die Spendenbereitschaft sei direkt nach der Katastrophe enorm hoch gewesen, lasse aber für gewöhnlich in den Wochen danach deutlich nach. Mit jedem Euro könne die Situation der Menschen in den Erdbebengebieten verbessert werden.

    Spendenkonto für Erdbebenopfer Humanitas Aichach e. V., Sparkasse Aichach, IBAN: DE 86 7205 1210 0000 0042 42, Verwendungszweck: Erdbebenhilfe Türkei/Syrien

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