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Aichach: Lärm vom Abstellgleis bei Aichach bringt Anwohner um den Schlaf

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Lärm vom Abstellgleis bei Aichach bringt Anwohner um den Schlaf

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    Nachts stellt die Bayerische Regiobahn (BRB) zwei Triebwagen auf dem Abstellgleis bei Algertshausen ab. Ehe sie frühmorgens losfahren, laufen bei beiden Triebwagen rund eine halbe Stunde lang die Motoren. Das stört Anwohner im Wohngebiet neben dem Abstellgleis.
    Nachts stellt die Bayerische Regiobahn (BRB) zwei Triebwagen auf dem Abstellgleis bei Algertshausen ab. Ehe sie frühmorgens losfahren, laufen bei beiden Triebwagen rund eine halbe Stunde lang die Motoren. Das stört Anwohner im Wohngebiet neben dem Abstellgleis. Foto: Erich Echter

    Um 4.30 Uhr ist für Harald Kögl die Nacht vorbei. Nicht etwa, weil der Algertshausener um diese Uhrzeit zur Arbeit muss. Sondern, weil den 62-Jährigen dann Motorenlärm aus dem Schlaf reißt. Die Geräusche kommen vom Abstellgleis nahe des Aichacher Stadtteils. Hier werden nachts zwei Triebwagen der Bayerischen Regiobahn (BRB) "geparkt", ehe sie morgens zu ihren ersten Fahrten auf der Paartalbahnstrecke zwischen Augsburg und Ingolstadt aufbrechen. Zuvor laufen die Dieselmotoren rund eine halbe Stunde im Stand. Anwohner ärgern sich über den Lärm und die Abgase. Die

    Seit rund 20 Jahren wohnt Kögl in Algertshausen. Eine "sehr leise Gegend" sei das, sagt er. Die vorbeifahrenden Züge vom oder zum nahen Aichacher Bahnhof nehmen er und seine Frau gar nicht mehr wahr. Sie sind für sie längst zur Normalität geworden.

    Abstellgleis in Algertshausen befindet sich direkt neben Wohnhäusern

    Was Kögl aber zunehmend stört, ist der Lärm durch die Triebwagen, die auf dem 2014 reaktivierten Abstellgleis abends "geparkt" und frühmorgens wieder in Betrieb genommen werden. Das Algertshausen und beginnt gegenüber des Park-and-Ride-Platzes am Bahnhof. Zwischen Kögl und dem Abstellgleis liegt ein Nachbargebäude, das den

    Das ging ihm früher schon so, als er beruflich viel unterwegs war. Seit er im Vorruhestand und öfter zu Hause ist, fällt ihm der morgendliche Lärm aber noch mehr auf. Gegen 4.30 Uhr wird der Motor des ersten Triebwagens gestartet, rund eine Stunde später folgt der zweite. Um kurz nach 5 Uhr fährt der erste Zug am Aichacher Bahnhof in Richtung Augsburg ab, um kurz nach 6 Uhr der andere Wagen in die Gegenrichtung nach Ingolstadt.

    Anwohner: Motoren der Triebwagen laufen frühmorgens eine halbe Stunde

    Dass die Motoren beider Triebwagen rund eine halbe Stunde – Kögls Aussage zufolge teils sogar länger – im Stand laufen, hält er für "rücksichtslos und nicht mehr zeitgemäß". Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Energieverknappung und der Klimakrise. Nachbarn seien aufgrund des Lärms bereits weggezogen, berichtet der 62-Jährige.

    Das Thema kommt nicht zum ersten Mal auf: Kögl und weitere Anwohner standen bereits vor Jahren deshalb mit der BRB in Kontakt. Sie erreichten unter anderem, dass der Signalton der Züge nicht mehr morgens auf dem Abstellgleis neben den Wohnhäusern, sondern nur noch auf offener Strecke überprüft wird. Doch bei den laufenden Motoren am frühen Morgen sieht die

    Bayerische Regiobahn: Motoren der Triebwagen müssen am Morgen laufen

    Pressesprecherin Annette Luckner spricht unter anderem von vorgeschriebenen Sicherheitschecks, die in der Früh vor der ersten Fahrt erledigt werden müssten. Sie seien ohne laufenden Motor nicht möglich. Es gebe "keine Möglichkeit", daran etwas zu reduzieren. Hinzu kommt: "Wir können nicht auf freier Strecke stehen und das machen." Der sogenannte "Vorbereitungsdienst am Fahrzeug" müsse auf dem Abstellgleis erfolgen. Das alles sei mit dem Eisenbahnbundesamt abgestimmt. Die laufenden Motoren dienten beispielsweise auch dazu, Druckluft für die Bremsen aufzubauen. Luckner: "Wenn man die Checks macht, geht Luft verloren. Die muss man dann wieder erzeugen. Dafür muss der Motor laufen." Eine weitere Vorschrift betrifft die Wärme in den Zügen. Diese dürften erst mit einer bestimmten Temperatur losfahren. Auch dafür seien die Motoren erforderlich.

    Luckner sagt: "Wir versuchen immer, die Lärmbelastung möglichst gering zu halten." Normalerweise dauerten die vorbereitenden Arbeiten morgens 25 Minuten. Wenn etwas am Zug sei, könne es vorkommen, dass diese Zeit überschritten werde. Die BRB hat das Abstellgleis in Algertshausen von der Deutschen Bahn gemietet. Abstellgleise zu bekommen, sei nicht einfach. Würden die Triebwagen anderswo als in Aichach abgestellt, hätte das morgens und abends weite Leerfahrten zur Folge. Das würde den Zeit- und Energieaufwand deutlich erhöhen, gibt Luckner zu bedenken.

    Anwohner hofft, dass Bayerische Regiobahn ihr Personal sensibilisiert

    Kögl kennt diese Argumente weitgehend aus früheren Jahren. Was nun aber hinzukommt, ist, dass seiner Schilderung nach in den vergangenen Tagen mehrfach auch abends die Motoren bis zu einer Dreiviertelstunde liefen, ehe sie abgeschaltet wurden. Luckner sagt dazu: "Im Normalfall laufen die Motoren abends nicht." Vielleicht habe es eine technische Störung gegeben. Sie betont: "Unsere Triebfahrzeugführer sind immer angehalten, möglichst wenig Lärm zu machen." Ab einer Standzeit von fünf Minuten seien sie verpflichtet, die Motoren abzustellen.

    Kögl betont, er habe Verständnis dafür, dass sich die technischen Abläufe nicht grundlegend ändern lassen. Seine Hoffnung sei, dass die BRB ihre Beschäftigten noch einmal verstärkt dafür sensibilisiere, dass jeder Lärm – vor allem in den frühen Morgenstunden – die Anwohnerinnen und Anwohner massiv belaste. Wenn wirklich nur ein Mindestmaß der Gerätschaften laufe, die unbedingt laufen müssten, "hätten wir schon viel erreicht".

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