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Aichach: Kontroverse Debatte über Synodalen Weg bei ländlichem Seminar in Klingen

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Kontroverse Debatte über Synodalen Weg bei ländlichem Seminar in Klingen

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    Beim ländlichen Seminar in Klingen: (von links) Ulrike Meitinger (Vorsitzende der Katholischen Landvolkgemeinschaft, Dekanat Aichach), Viola Kohlberger (Delegierte des Synodalen Wegs), Roman Eigner (Moderator), Brigitte Hacker (Religionslehrerin), Hildegard Schütz (Vorsitzende des Diözesanrats), Dekan Stefan Gast (Referent), Klaus Settele (Vorsitzender der Katholischen Landvolkgemeinschaft, Dekanat Aichach).
    Beim ländlichen Seminar in Klingen: (von links) Ulrike Meitinger (Vorsitzende der Katholischen Landvolkgemeinschaft, Dekanat Aichach), Viola Kohlberger (Delegierte des Synodalen Wegs), Roman Eigner (Moderator), Brigitte Hacker (Religionslehrerin), Hildegard Schütz (Vorsitzende des Diözesanrats), Dekan Stefan Gast (Referent), Klaus Settele (Vorsitzender der Katholischen Landvolkgemeinschaft, Dekanat Aichach). Foto: Hubert Echerer

    Die Katholische Landvolkbewegung Aichach hatte im Rahmen der "Ländlichen Seminare" nach Klingen ins Sportheim eingeladen. Das Thema lautete "Synodalität – Weg der Kirche in die Zukunft". Über 100 Zuhörerinnen und Zuhörer kamen. Es ergab sich eine kontroverse Debatte unter Referentinnen, Referenten und Publikum. 

    Als Synodaler Weg wird ein innerkirchlicher Reformprozess unter Mitwirkung von Laien und deutschen Bischöfen bezeichnet. Auslöser dafür war unter anderem die 2018 vorgestellte MHG-Studie, für die sich ein Forscherteam mit Risikofaktoren befasste, die in der katholischen Kirche Missbrauch begünstigen können. Weitere Themen im Rahmen des Reformprozesses sind: Gewaltenteilung, Sexualmoral, Zölibat und die Rolle der Frauen. 

    Delegierte des Synodalen Wegs: "Bischöfe kriegen das alleine nicht hin"

    Moderator Roman Eigner begrüßte als Referenten Dekan Stefan Gast, Religionslehrerin Brigitte Hacker, Viola Kohlberger, Delegierte des Synodalen Wegs, und Hildegard Schütz, Vorsitzende der Diözesanrats. Der Abend gewann zusätzliche Aktualität durch eine Anfrage von vier bayerischen Bischöfen und dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Wölki an den Papst, ob sie am Synodalen Ausschuss teilnehmen müssten. Die Antwort aus Rom war deutlich: Der Synodale Weg sei nicht befugt, einen Synodalen Rat einzurichten. Die Bischöfe müssten sich nicht an einem Synodalen Ausschuss beteiligen. 

    Kohlberger erläuterte, dass sich die Synodalversammlung aus 230 Personen zusammensetzt, darunter auch die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz. Diese Versammlung hat die Bildung eines Synodalen Rats beschlossen. Auch zwei Drittel der Bischöfe stimmten dafür. Die Versammlung will systemische Änderungen durchsetzen. Kohlberger fragte sich, ob nach der Klarstellung durch den Papst die Reformbewegung vorbei ist. Nach ihrer Ansicht "kriegen die Bischöfe das alleine nicht hin“.

    Dekan Stefan Gast: Aufarbeitung der Missbrauchsfälle ist wichtig

    Dekan Gast sagte, er wundere sich nicht, dass auch Augsburgs Bischof Bertram Meier den Brief unterzeichnet hat. Dieser habe schon in der zurückliegenden Dekane-Konferenz seine Probleme mit dem Synodalen Weg deutlich gemacht. Beratende Organe gebe es in den Gemeinden, zum Beispiel durch die Pfarrgemeinderäte. Der Dekan sagte, er bemühe sich, sich auch in pastoralen Fragen an Entscheidungen dieses Gremiums zu halten. Sein Hinweis "Natürlich kommt es auch auf den einzelnen Pfarrer an“, löste Gemurmel im Klingener Saal aus. 

    Gast sagte, der Kirche werde oft vorgeworfen, sie orientiere sich nicht an den Bedürfnissen der Menschen. Er fragte: "Wie kann Kirche wieder Vertrauen gewinnen?" Gast gab die Antwort selbst: "Verlässlichkeit, Verantwortung, Vertrauen". Die Institution solle zum Wohle der Mitglieder agieren, Verantwortung für die Vergangenheit übernehmen und sich den Herausforderungen stellen. Dazu gehöre die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle.

    Referentin: Man kann sich nicht auf Jesus berufen und Frauen ausschließen

    Im März ende der Synodale Weg mit der fünften Synodalversammlung, berichtete die Vorsitzende des Diözesanrats, Hildegard Schütz. Ihren Erfahrungen zufolge hielt sich das Interesse an der Reformbewegung lange Zeit in Grenzen. Erst als die "Grundlinien einer erneuerten Sexualethik“ abgelehnt wurden, habe es einen Aufschrei gegeben. Danach sei der Umgangston rauer und respektlos geworden, berichtete sie. Durch Missbrauch sei den Betroffenen unendliches Leid zugefügt worden, betonte sie. Deshalb müsse alles getan werden, dass die Opfer gehört und entschädigt werden und alle nur denkbare und notwendige Hilfe bekommen. Ebenso wichtig seien Maßnahmen der Prävention. Auch für die einzelnen Pfarrgemeinden sei es wichtig, genau hinzuschauen.

    Schütz erinnerte an die Festlegung von Papst Johannes Paul II., wonach Frauen kein Weiheamt bekommen dürfen. Sie sagte: "Wir Frauen halten doch die Kirchen vor Ort am Leben." Darum solle diese Entscheidung in Rom überdacht werden, forderte sie. Religionslehrerin Brigitte Hacker sagte, man könne sich nicht auf Jesus berufen und dann Frauen ausschließen: "Das geht nicht." Den Zölibat könne man nicht von der Bibel ableiten. Viola Kohlberger prangerte die Ungleichberechtigung der Geschlechter in der Kirche an. Der Augsburger Bischof habe gezeigt, ob er bereit sei, Synodalität zu leben, kritisierte sie. "So funktioniert das nicht mehr.“

    Ein Zuhörer klagt über den fehlenden sonntäglichen Gottesdienst

    Ein Zuhörer klagte über den fehlenden sonntäglichen Gottesdienst, mangelnde Kommunikation und fehlende Unterstützung durch die Diözese. Hacker schlug vor, sich zu Wortgottesdiensten zu treffen. Schütz bestätigte: "Wortgottesdienste darf man frei machen. Die sind sogar erwünscht am Sonntag.“ Dekan Gast wies darauf hin, dass aktuell auch unter Bischof Bertram Meier wieder Wortgottesdienste gehalten werden dürften. 

    Dieter Heilgemeir berichtete von seinen Bemühungen in den vergangenen Jahrzehnten, in der katholischen Kirche etwas zu verändern. Er sagte resigniert: "Ich erwarte mir gar nichts.“ Für seinen Vorschlag an den Pfarrgemeinderat in Klingen, den Volksaltar wieder herzustellen, erntete er Schmunzeln und großen Applaus im Saal. Ein Zuhörer berichtet geschockt, dass in einer Predigt der Synodale Weg sogar als "Synodaler Krampf" verunglimpft worden sei. 

    Pfarrer Anton Siegel sagte, der erste Pfarrer, der Mädchen habe ministrieren lassen, habe das auch ohne Genehmigung des Bischofs getan. Siegel: "Warum sollen nicht wir als deutsche Kirche vorangehen?" Schütz zeigte sich überzeugt, dass es mit der Kirche weitergehe, solange Menschen sich aktiv in den Pfarreien einbrächten.

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