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Aichach-Friedberg: Wie sich die Müllgebühren im Wittelsbacher Land entwickeln

Aichach-Friedberg

Wie sich die Müllgebühren im Wittelsbacher Land entwickeln

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    Die Müllentsorgungskosten im Landkreis sollen zumindest stabil bleiben.
    Die Müllentsorgungskosten im Landkreis sollen zumindest stabil bleiben. Foto: Uwe Zucchi, dpa (Symbolbild)

    Seit fast zwei Jahren steht mit der „Gelben“ die vierte Tonne (für Leichtverpackungen) vor den Häusern im Wittelsbacher Land. Anfang 2019 sanken auch die Müllgebühren – zum sechsten Mal in Folge in zwei Jahrzehnten. Im nächsten Jahr werden die Gebühren für den nächsten dreijährigen Kalkulationszeitraum im Hausmüllbereich (Anfang 2022 bis Ende 2024) errechnet und das ist durchaus spannend. Wird es teurer, weil der Landkreis durch die Gelbe Tonne weniger Erlöse auf den Sammelstellen hat, wie die Gegner des Hol-Systems immer gewarnt haben? Oder bleiben die Gebühren zumindest konstant, könnten sie vielleicht sogar noch ein siebtes Mal in Folge gesenkt werden, wie die Befürworter der für den Bürger bequemeren Gelben Tonne hoffen?

    Michael Haas, Sachgebietsleiter der Kommunalen Abfallwirtschaft des Landratsamtes, hat in einer Sitzung des Umweltausschusses die Luft schon mal ziemlich rausgelassen. Er gehe nicht davon aus, dass die Gebühren wieder erhöht werden müssen, beantwortete Haas eine Frage von Kreisrat Peter Erhard (Freie Wähler). Die Schlacht um Bring- oder Holsystem ist zwar längst geschlagen, ein Stück weit geht es aber in der Gebührenfrage sehr wohl noch um die politische Bewertung der damaligen Entscheidung. Anders: Wer hatte recht?

    Kosten für Müllentsorgung bereinigt in 20 Jahren auf ein Drittel gesunken

    Die aktuellen Tarife liegen im Schnitt jedenfalls um rund zehn Prozent unter den Gebühren, die im Kreis zuvor von Anfang 2016 bis Ende 2018 galten. Das kleinste Müllgefäß (60 Liter) kostet derzeit inklusive Biotonne 97,20 Euro im Jahr. Bis Anfang 1999 bezahlten die Bürger im Kreis noch umgerechnet 235,60 Euro für eine 70-Liter-Tonne (damals das kleinste Restmüllgefäß) plus Biotonne. Rechnet man den Kaufkraftverlust durch die Inflation mit ein, haben sich die Kosten für eine vergleichbare Müllentsorgung in Aichach-Friedberg damit in zwei Jahrzehnten auf weniger als ein Drittel reduziert.

    Die aktuellen Müllgebühren im Wittelsbacher Land sind auch im Vergleich sehr günstig. Der ist zwar kompliziert, weil die Gebührenmodelle recht unterschiedlich sind. So liegen Stadt und Kreis Augsburg darüber und in den nordschwäbischen Kreisen Donauwörth und Dillingen ist die kleinste Restmülltonne sogar mehr als doppelt so teuer. Eine weiterhin zumindest stabile Müllgebühr ist möglich, weil zum Jahresende 2019 immer noch rund 7,4 Millionen Euro Gewinnvortrag im Sparstrumpf der Gebührenzahler schlummern. Dazu kommt, dass die Müllverbrennung in Lechhausen deutlich wirtschaftlicher arbeitet als früher. Die Anlage ist abgeschrieben, technische Änderungen sorgen für mehr Effektivität, die Kosten für die Verbrennung sind gesunken.

    Auch die Rekommunalisierung der Abfallverwertung AVA, die inzwischen wieder ganz im Eigentum von Stadt und den beiden Landkreisen Aichach-Friedberg und Augsburg ist, schlägt positiv zu Buche: Unter anderem fällt seit 2019 keine Mehrwertsteuer mehr an. Die Anlage im Stadtteil Lechhausen verdient zudem durch den Verkauf von regenerativ erzeugter Energie (Strom und Fernwärme) durch Biomüll-Vergärung, Photovoltaik und Verbrennung Geld.

    Abfallwirtschaft rechnet mit Verlust im nächsten Jahr

    Im nächsten Jahr rechnet Sachgebietsleiter Haas dennoch mit einem Verlust von 0,8 Millionen Euro im Geschäftsbetrieb. Das hat vor allem mit den deutlich gesunkenen Altpapierpreisen von 70 Euro die Tonne im Jahr 2019 auf weniger als die Hälfte in diesem Jahr zu tun. Gleichzeitig steigen die Kosten für die Erfassung. Die Abfallwirtschaft kalkuliert deshalb für 2021 sogar mit einem Verlust von rund 0,7 Millionen Euro. Bis dato wurde mit Papier und Kartonagen immer Geld für den Gebührenhaushalt erwirtschaftet. Für die Modernisierung der Wertstoffsammelstellen sind rund eine Million Euro an Investitionen eingeplant. Wie berichtet, sind ab Januar nur noch dreizehn von aktuell 25 Recyclinghöfen im Landkreis geöffnet. Die sollen aber ausgebaut werden und künftig wird dort auch Gartenabfall und Bauschutt angenommen. Unterm Strich schrumpfen also die Rücklagen um 1,8 Millionen Euro, es bleibt aber immer noch genug, um die Gebühren stabil zu halten.

    Die Müllabfuhr im Kreis Aichach-Friedberg wird neu ausgeschrieben

    Neu ausgeschrieben wird im nächsten Jahr die Abfuhr von Hausmüll- und Biotonnen, sowie von Sperrmüll. Die Verträge laufen dann von Mitte 2022 mit zweimaliger Verlängerungsoption bis maximal Mitte 2030. Die Tonnen sollen weiterhin alle zwei Wochen geleert – händisch, also nicht mit einem sogenannten automatischen Seitenlader-Fahrzeug. Das gab’s schon mal zu Beginn des Jahrtausends und sorgte für Ärger, weil nicht alle Tonnen so geleert werden konnten. Eine Option in der Ausschreibung ist der Einsatz von Müllautos, die mit Wasserstoff betrieben werden. An der AVA ist eine Tankstelle geplant. Im Landkreis stehen derzeit rund 45.000 Restmülltonnen, rund 40.000 Biotonnen (knapp 90 Prozent der Haushalte). Papiertonnen sind mit etwas über 24.000 weniger. Neben den Tonnen des Landkreises, leert das Entsorgungsunternehmen Remondis aber noch eigene „Blaue“ im Landkreis.

    Um Fehlwürfe in der Biotonne aufzuspüren, soll ein Müllfahrzeug ab 2022 mit einem Metalldetektor den Inhalt scannen. Schlägt der Detektor an, wird die Tonne unter Umständen nicht geleert. Ein Warnton soll das übrigens auch kundtun, damit die Nachbarschaft das mitbekommt. Dieses Fahrzeug soll im Wechsel verschiedene Routen durch den Landkreis fahren.

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